Das nach einem Brand beschädigte Krankenhaus in Nasirija (Irak)
Reuters/Khalid Al-Mousily
Irak

Dutzende Tote bei Großbrand auf CoV-Station

Wenige Monate nach einem verheerenden Brand in einem irakischen Krankenhaus sind bei einem ähnlichen Vorfall erneut Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Bei einem Großbrand, der Montagnacht auf einer Coronavirus-Station im Al-Hussein-Spital der Stadt Nasirija ausgebrochen war, starben laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur INA 64 Personen. Zudem gebe es mindestens 67 Verletzte.

Mitarbeiter des Krankenhaus sprachen indes von 58 Toten und 100 Verletzten. Aus Krankenhauskreisen hieß es auch, dass das Feuer durch eine Explosion von Sauerstoffflaschen ausgelöst wurde. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörden, Haidar al-Samili, der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag.

Die Menschen seien an schweren Verbrennungen gestorben, sagte der Sprecher. Über die Gesamtzahl der Betten auf der Coronavirus-Station gibt es unterschiedliche Angaben – einmal ist von 60, einmal von 70, einmal von 100 Betten die Rede. 16 Patientinnen und Patienten hätten aus der brennenden Station gerettet werden können. Noch in der Nacht war von 41 Todesopfern und fünf Verletzten die Rede gewesen.

Innenansicht des nach einem Brand beschädigten Krankenhauses in Nasirija (Irak)
Reuters/Khalid Al-Mousily
Das Spital lag nach dem verheerenden Brand in Schutt und Asche

Ausnahmezustand verhängt

Auf Videos, die in sozialen Netzwerken veröffentlichten worden waren, war zu sehen, wie riesige schwarze Rauchschwaden aus dem Krankenhaus aufstiegen. Der örtlichen Feuerwehr gelang es inzwischen, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Das Lehrkrankenhaus lag in verkohltem Schutt, nachdem der Brand gelöscht war. Die örtlichen Behörden verhängten für den Regierungsbezirk Dhi Kar den Ausnahmezustand. Mehrere Ärzte wurden aus ihrem Urlaub einberufen, um bei der Behandlung von Verletzten zu helfen.

Irak: Großbrand auf CoV-Station

Bei einem Brand auf der Coronavirus-Station eines Krankenhauses im Irak sind über 50 Menschen ums Leben gekommen.

Demonstration vor Spital

Dutzende Demonstrantinnen und Demonstranten protestierten nach dem Brand vor dem Krankenhaus. „Die (politischen) Parteien haben uns verbrannt“, skandierten sie. In sozialen Netzwerken forderten zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer den Rücktritt von ranghohen Politikern. Der regionale Gesundheitsminister und der Leiter des Krankenhauses wurden laut Behördenangaben festgenommen und von der Polizei befragt.

„Die Katastrophe des Al-Hussein-Krankenhauses ist ein klarer Beweis für das Versagen, das Leben der Iraker zu schützen, und es ist an der Zeit, dem ein Ende zu setzen“, schrieb Parlamentspräsident Mohammed al-Halbusi auf Twitter.

Innenansicht des nach einem Brand beschädigten Krankenhauses in Nasirija (Irak)
Reuters/Essam Al-Sudani
Ausgebrochen war das Feuer auf einer Covid-19-Station

Regierung hielt Dringlichkeitssitzung ab

Regierungschef Mustafa al-Kadhimi hielt derweil eine Dringlichkeitssitzung mit Ministern und Sicherheitschefs ab, um die Ursachen des Feuers zu ermitteln, wie sein Büro Dienstagfrüh (Ortszeit) mitteilte. Einige der Minister und Beamte wurden in Nasirija erwartet.

Erst im April hatte es in der irakischen Hauptstadt Bagdad einen verheerenden Brand in einer Coronavirus-Klinik gegeben, bei dem 82 Menschen starben und 110 weitere verletzt wurden. Der damalige Gesundheitsminister Hassan al-Tamimi trat als Reaktion auf die Brandkatastrophe, als deren Ursache falsch gelagerte Sauerstoffflaschen angegeben wurden, zurück.

Im Irak wurden bisher rund 1,4 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Im Land leben insgesamt rund 39,3 Millionen Menschen. Die Impfungen kommen dort nur langsam voran. Der Statistikwebsite Our World in Data zufolge haben weniger als zwei Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten.