Italien verbannt große Kreuzfahrtschiffe aus Venedig

Ab dem 1. August dürfen große Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in die Lagunenstadt Venedig einlaufen. Die Entscheidung gab Infrastrukturminister Enrico Giovannini gestern nach einer Kabinettssitzung bekannt.

Kreuzfahrtschiff in Venedig
AP/Andrew Medichini

Das sei ein „notwendiger Schritt, um die Umwelt, die Landschaft sowie die künstlerische und kulturelle Integrität von Venedig zu schützen“, sagte Giovannini. Ministerpräsident Mario Draghi sprach von einem „wichtigen Schritt zur Erhaltung der Lagune von Venedig“.

Kleinere und nachhaltige Schiffe erlaubt

Künftig sollen Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Tonnen Gewicht, mehr als 180 Meter Länge bzw. mehr als 35 Meter Höhe den Industriehafen Marghera anlaufen. Das sei allerdings lediglich eine vorläufige Lösung.

Allerdings dürfen auch Schiffe, die gewisse Abgasnormen überschreiten, nicht mehr durch die Lagune der Weltkulturerbestadt fahren. Schiffe, die als nachhaltig gelten bzw. nicht unter die Kriterien für das Verbot fielen, dürften weiterhin die Lagune passieren, hieß es weiter. Es handle sich dabei etwa um Kreuzfahrtschiffe mit einer Größenordnung von rund 200 Passagieren.

Dammsystem soll fertig gebaut werden

Die Regierung will auch Finanzierungen für den Fertigbau des mobilen Dammsystems MOSE zum Schutz der Lagunenstadt vor Flutwellen bereitstellen. Das Dammsystem war im vergangenen Jahr erstmals mit Erfolg eingesetzt worden.

Die Maßnahmen der Regierung von Premier Draghi wurden beschlossen, nachdem Experten der UNO-Kulturorganisation UNESCO vor wenigen Wochen vorgeschlagen hatten, Venedig auf eine schwarze Liste für gefährdetes Welterbe zu setzen. Die UNESCO begründete die Idee unter anderem mit den Kreuzfahrtschiffen in Venedig.

Kreuzfahrtschiffe stehen bei der venezianischen Bevölkerung in heftiger Kritik, weil sie Aktivisten zufolge umweltschädigend sind und die Kreuzfahrttouristen zwar die historische Altstadt bevölkern, aber dort kaum Geld lassen. Der Druck erhöhte sich, nachdem ein Kreuzfahrtschiff im Juni 2019 gegen einen Kai gekracht war.