Gewalt in Südafrika weitet sich im Land aus

In Südafrika greifen die gewalttätigen Proteste und Plünderungen mit mindestens 72 Toten von den betroffenen zwei Provinzen auf benachbarte Regionen über. In den Provinzen Mpumalanga und Northern Cape gab es ähnliche Zwischenfälle, wie die Polizei gestern am späten Abend (Ortszeit) sagte.

Die Afrikanische Union (AU) rief angesichts der Gewalt dringend zu einer Wiederherstellung der Ordnung auf. In den betroffenen Gebieten bildeten sich laut Medienberichten Bürgerwehren, um ein Überschwappen aus den geplünderten und oftmals zerstörten Gewerbegebieten in die Wohnviertel zu verhindern.

Das mittlerweile zur Unterstützung der Polizei mobilisierte Militär wurde laut Regierungsangaben vor allem an strategischen Punkten rund um Krankenhäuser und Flughäfen, aber auch im Township Alexandra bei Johannesburg stationiert.

Mehr als 70 Tote bei Unruhen

Mindestens 72 Menschen starben bei den Unruhen, sagte eine Sprecherin der Spezialeinheit der Sicherheitskräfte, NatJOINTS. Die meisten Todesfälle stünden im Zusammenhang mit Massenpaniken, die während der Plünderung von Geschäften aufgetreten seien, teilte die Polizei mit.

In einigen Fällen hätten Leichen aber auch Schusswunden aufgewiesen. Tote habe es auch infolge von Explosionen an Geldautomaten gegeben.

Soldat in einem verwüsteten Einkaufszentrum
Reuters/Siphiwe Sibeko

Die Situation wird verschärft durch die Coronavirus-Krise – viele Impfzentren sind wegen der Unruhe geschlossen. Zudem drohen Versorgungsengpässe, weil seit Tagen eine der wichtigsten Verbindungen – die Autobahn N3 von Afrikas bedeutendstem Hafen in Durban nach Johannesburg – gesperrt ist.

Die Schäden für die zuvor schon angeschlagene Volkswirtschaft des Landes werden mittlerweile auf mehrstellige Millionenbeträge geschätzt.

Begonnen hatten die Krawalle als eine Form des Protests gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma; innerhalb weniger Tage entwickelten sie sich dann zu großflächigen Ausschreitungen im industriellen Herz des Landes um Johannesburg sowie Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal.