Menschen beim Austria Center Vienna
APA/Roland Schlager
Jüngere besonders betroffen

CoV-Zahlen deutlich gestiegen

Die CoV-Zahlen in Österreich gehen deutlich nach oben. Die 7-Tage-Inzidenz der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat sich seit vergangenem Mittwoch beinahe verdoppelt und liegt derzeit bei 15,2. Besonders betroffen ist laut aktuellen AGES-Zahlen die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen.

Zwischen 5. und 11. Juli betrug die 7-Tage-Inzidenz bei den 15- bis 24-Jährigen 44,7 pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Fast 40 Prozent der neuen Infektionsfälle entfiel auf diese Gruppe. Mit einigem Abstand folgen die 25- bis 34-Jährigen mit einer Inzidenz von 18,7. Bei den Älteren sind die Werte dagegen niedrig.

Bei den 65- bis 74-Jährigen lag die Inzidenz in der Vorwoche bei 2,8, bei den 75- bis 84-Jährigen bei 2,6 und bei den über 84-Jährigen bei 4,9. Das Durchschnittsalter der Infizierten sank in der vergangenen Kalenderwoche (KW 27) laut AGES auf 30,2 Jahre. Und das Covid-19-Prognose-Konsortium rechnet in seinem am Mittwoch veröffentlichten Ausblick für die kommende Woche, dass die 7-Tage-Inzidenz insgesamt bis auf 29 Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner steigen wird.

Ein ähnlicher Trend lässt sich auch in anderen europäischen Ländern beobachten. Während die hohen Durchimpfungsraten bei den Älteren Wirkung zeigen, grassiert das Virus verstärkt unter den ungeimpften Jüngeren. In den Niederlanden muss die erst unlängst geöffnete Nachtgastronomie wieder schließen, auch einige Provinzen Spaniens reglementieren das Nachtleben stärker.

Impfappell von Kurz und Mückstein

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) appellierten in einer gemeinsamen Aussendung „eindringlich“ an die jüngere Generation, sich impfen zu lassen.

„Die Lösung im Kampf gegen die Pandemie lautet nur impfen, impfen, impfen. Daher rufen wir besonders die jungen Menschen im Land auf: Bitte lasst euch impfen! Bei der Ausbreitung der Delta-Variante seid Ihr die am meisten betroffene Altersgruppe. Die Impfung schützt gegen die Delta-Variante“, so Bundeskanzler und Gesundheitsminister.

„Wir sind mittlerweile in der Lage, dass wir jedem, der eine Impfung will, auch eine anbieten können. Es gibt mehr Impfstoff als Impfwillige. Daher nehmt euch die Zeit, vereinbart einen Impftermin und schützt euch vor dem Virus. Die Infektionszahlen belegen es: Mit einer Impfung ist man besser geschützt“, fügte der Bundeskanzler hinzu. Freilich gibt es nach wie vor keinen Impfstoff über eine Million für Kinder unter zwölf Jahren.

Mehr positive CoV-Tests

In ganz Österreich wurden am Mittwoch rund 300 positive CoV-Tests gemeldet – deutlich mehr als in den vergangenen Tagen.

„Dank der 3-G-Nachweise und der Kontaktdatenerhebung in der Gastronomie haben wir derzeit einen besonders genauen Einblick in das Infektionsgeschehen und die dadurch entstandenen Cluster und können diese gut nachverfolgen“, ergänzte Mückstein. „Um die Öffnungsschritte beibehalten zu können, müssen wir die Delta-Variante jetzt gemeinsam bekämpfen. Besonders wirksam für die Eindämmung der Delta-Variante ist ein vollständiger Impfschutz. (…) Die Erstimpfung bietet keinen vollständigen Schutz vor einer Erkrankung.“

Delta-Variante weiter auf dem Vormarsch

Getrieben werden die Zahlen von der Delta-Variante, der laut Fachleuten bisher infektiösesten bekannten CoV-Mutante. Aktuellen AGES-Zahlen zufolge ist Delta hierzulande weiter auf dem Vormarsch. In KW 27 wurden 317 laborbestätigte Fälle der zunächst in Indien entdeckten Mutation B.1.617.2 nachgewiesen, gleichzeitig gab es 70 Fälle der Alpha-Variante (B.1.1.7).

In KW 15 war der erste Delta-Fall in Österreich nachgewiesen worden, damals hatte die Alpha-Variante noch dominiert, neben wenigen Fällen von B.1.351 (Beta) und P.1 (Gamma). Beta und Gamma wurden zuletzt in Österreich kaum noch nachgewiesen, dafür stieg der Anteil von Delta unter den besorgniserregenden Varianten („Variants of Concern“) kontinuierlich an.

Die insgesamt meisten Delta-Fälle aus dem stichprobenartigen Überwachungssystem gab es bisher mit 873 in Wien, dahinter folgen Niederösterreich mit 187 und Tirol mit 108 Nachweisen. In Oberösterreich wurden 78 Proben positiv auf die in Indien zuerst entdeckte Variante getestet, in Vorarlberg und der Steiermark jeweils 61. In Salzburg gab es 46 Delta-Nachweise, im Burgenland 37 und in Kärnten sieben.

Keine Covid-19-Kranken in Vorarlberger Kliniken

In den Spitalszahlen spiegeln sich die zunehmenden Neuinfektionen indes noch nicht wider. 144 Personen befinden sich aktuell wegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 im Krankenhaus, 33 davon auf der Intensivstation. Das Burgenland und Tirol verzeichnen eigenen Angaben zufolge derzeit keine Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen – mehr dazu in burgenland.ORF.at und tirol.ORF.at. Die Vorarlberger Kliniken sind laut Land im Moment überhaupt frei von Covid-19-Erkrankten – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Reisen beschleunigen Virusausbreitung

Als Beschleuniger der Pandemie erwies sich zuletzt die Reisetätigkeit. Das zeigt die jüngste Clusteranalyse der AGES. Bezogen auf die KW 26 – der Zeitraum zwischen 28. Juni und 4. Juli – ließ sich bei einer Gesamtzahl von 638 Fällen bei 68,6 Prozent die Infektionsquelle klären. Fast ein Viertel dieser Neuinfektionen, exakt 23,6 Prozent, ließ sich Reisetätigkeiten zuordnen – eine signifikante Steigerung gegenüber den vorangegangenen Wochen.

Zuletzt hatten Reisen ins In- und Ausland nur einen Bruchteil der wöchentlichen Neuinfektionen ausgemacht. Seit Ende Mai lag ihr Anteil an den geklärten Gesamtinfektionen zwischen 1,7 (KW 22 – 31. Mai bis 6. Juni) und 5,2 Prozent (KW 24 – 14. bis 20. Juni). Mit einem weiteren Anstieg dürfte zu rechnen sein, die Sommerferien haben mit 3. bzw. 10. Juli begonnen. Damit verbundene Reisen sind von der jüngsten AGES-Analyse, die sich bis einschließlich 4. Juli erstreckt, folglich noch gar nicht erfasst.

Die meisten CoV-Fälle – knapp über die Hälfte – treten noch immer in Haushalten auf, doch ist ihr Anteil zuletzt kontinuierlich von 66,4 Prozent in KW 21 (24. bis 30. Mai) auf zuletzt 52,2 Prozent (KW 26 – 28. Juni bis 4. Juli) zurückgegangen. 8,9 Prozent der in KW 26 aufgetretenen und geklärten Fälle entfielen auf den Freizeitbereich, 7,6 Prozent auf den Bildungsbereich. 3,8 Prozent traten im Handel auf, 2,5 Prozent in der Arbeit. Auffallend: Von Ende Mai bis Anfang Juli konnte laut AGES den Bereichen Kunst und Kultur keine einzige Infektion mit SARS-CoV-2 zugeordnet werden. Auch in der Hotellerie und Gastronomie gab es kaum Fälle, dasselbe gilt für den Sport.