In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Feuerwehrmänner im Einsatz in Altena und Werdohl ums Leben. In Solingen und im Bezirk Unna starben zwei Männer in überfluteten Kellern, ein weiterer Todesfall wurde aus Rheinbach gemeldet.
In Ahrweiler in Rheinland-Pfalz wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Nach Angaben der Polizei waren mehrere Orte wegen Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten. Dutzende Menschen sollen laut den Behörden vermisst sein. Der zuständige Landrat Jürgen Pföhler rief die Menschen auf, möglichst zu Hause zu bleiben und „sich gegebenenfalls in höher gelegene Stockwerke“ zu begeben. „Die Lage ist sehr ernst“, sagte er. Es bestehe Lebensgefahr.
Dutzende Vermisste
Wie der SWR Donnerstagfrüh berichtete, sind in der 750-Einwohner-Gemeinde Schuld bei Adenau in der Eifel nach starken Unwettern sechs Häuser eingestürzt. 25 weitere sollen einsturzgefährdet sein. Die Lage in Schuld sei unübersichtlich, zitierte der SWR einen Sprecher der Polizei in Koblenz. Derzeit würden knapp 70 Menschen vermisst. „Sehr viele“ Menschen – hier war die Rede von rund 50 – befänden sich auch auf Hausdächern, die Rettungseinsätze liefen auf Hochtouren.
Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist die Situation wegen Hochwassers nach Angaben eines Sprechers extrem gefährlich. In Messerich in der Eifel wurden nach den Angaben zwei Helfer des Technischen Hilfswerks von den Fluten eingeschlossen, es besteht Lebensgefahr, wie der SWR berichtete. Auf dem Campingplatz „Stahlhütte“ in Dorsel im Kreis Ahrweiler und weiteren Anlagen entlang der Ahr mussten Personen von den Dächern ihrer Campingwagen gerettet werden.
Verschärfte Hochwasserlage nach Starkregen
Wegen Starkregens steigen neben der besonders betroffenen Eifel an Rhein, Mosel und kleineren Flüssen im Westen Deutschlands die Pegelstände. Auch in Nordrhein-Westfalen blieb die Lage nach dem Dauerregen im Westen Deutschlands angespannt. Nach dem Abklingen der Starkregens kämpfen Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage.
Im Kreis Euskirchen drohte in der Nacht auf Donnerstag der Damm der Steinbachtalsperre zu brechen. Kritisch war die Lage zeitweise auch an der Bevertalsperre und der Wuppertalsperre. Dort konnte das Wasser aber kontrolliert abfließen, wie die Feuerwehr mitteilte.
Großflächige Strom- und Bahnausfälle
Vielerorts mussten Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Es gab auch großflächige Stromausfälle. Eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz berichtete am Donnerstagvormittag, rund 190.000 Haushalte seien ohne Strom, weil Umspannwerke und andere Anlagen überflutet seien und abgeschaltet werden mussten. Betroffen seien vor allem das Bergische Land und die Eifel.
Auch der Bahnverkehr ist durch die Überflutungen und den Dauerregen stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn rief dazu auf, Fahrten von und nach Nordrhein-Westfalen nach Möglichkeit zu verschieben. Aufgrund von Streckensperren fahren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien nicht oder nur eingeschränkt, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Auch auf den Autobahnen gibt es erhebliche Wetterfolgen.
Teile des Rheins in Süddeutschland wurden für die Schifffahrt gesperrt. In der Region um Maxau und Iffezheim sei der Schiffsverkehr eingestellt worden, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt mit. Die Sperre werde voraussichtlich bis zum Wochenende anhalten. Weiter nördlich sei der Rhein weiterhin befahrbar.
Zwei Feuerwehrmänner starben im Sauerland
Bei Rettungsarbeiten nach dem Starkregen kamen am Mittwoch zwei Feuerwehrmänner ums Leben. In Altena im Sauerland ertrank ein 46-jähriger Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes nach dem Starkregen. Er wurde von den Wassermassen fortgerissen, wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch bestätigte. Nur zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen (Nordrhein-Westfalen).
Ein Verletzter bei Dacheinsturz in Einkaufszentrum
In Würselen bei Aachen stürzte das Flachdach eines Einzelhandelsgeschäfts in einem Einkaufszentrum ein. Eine verletzte Person habe sich selbst retten können, teilte die Stadt mit. Der Bereich sei mit Rettungshunden abgesucht worden, es wurden jedoch keine weiteren Menschen in dem Gebäude entdeckt. Der Komplex mit mehreren Geschäften wurde zunächst komplett geräumt. Nachdem das Gebäude von Fachleuten in Augenschein genommen wurde, blieb nur der Bereich mit dem eingestürzten Dach gesperrt.
Stausee drohte überzulaufen
In Hückeswagen im Oberbergischen Kreis lief aufgrund der heftigen Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser laufe aktuell unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der Leitstelle heute Früh mit. Mehr als 1.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Nach enormen Regenfällen hatten die Behörden im Bergischen Land einen unkontrollierten Überlauf der Wuppertalsperre bei Radevormwald befürchtet.
Einsatzkräfte der Feuerwehr können das Wasser nach Angaben eines Sprechers der Leitstelle Oberbergischer Kreis mittlerweile jedoch kontrolliert ablaufen lassen. Aus Sicherheitsgründen wurden die Anrainer der Wupper in Radevormwald bereits am späten Abend aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, auch mit Lautsprecherdurchsagen. Für Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Schule in Radevormwald eingerichtet.