WTO fordert Handeln gegen schädliche Fischereisubventionen

Zum Auftakt der internationalen Beratungen über den Abbau schädlicher Fischereisubventionen hat die Chefin der Welthandelsorganisation (WTO), Ngozi Okonjo-Iweala, die internationale Gemeinschaft zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung aufgerufen. Nötig sei ein „Mentalitätswechsel“, mahnte Okonjo-Iweala gestern. Auf dem Spiel stünden „die Gesundheit der Ozeane und des Planeten“.

Hintergrund sind die seit nunmehr 20 Jahren laufenden Verhandlungen über ein internationales Abkommen, mit dem verhindert werden soll, dass staatliche Subventionen zur Überfischung der Meere beitragen. WTO-Chefin Okonjo-Iweala hatte das Thema nach ihrem Amtsantritt Anfang März zu einer ihrer Prioritäten erklärt. Ihr Ziel ist, der nächsten WTO-Ministerkonferenz Ende des Jahres ein Abkommen vorzulegen.

In zahlreichen Regionen sind die Fischbestände nach Angaben der UNO-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation (FAO) bedroht. 34 Prozent der weltweiten Bestände gelten demzufolge als überfischt – 1974 traf das nur für zehn Prozent der Bestände zu.

Risiko von größerer Armut in Küstenregionen verschärft

Durch diese Entwicklung steigt auch die Gefahr, dass sich die Armut insbesondere in Küstenregionen verschärft. Rund 39 Millionen Menschen sind nach WTO-Angaben für ihren Lebensunterhalt vom Fischfang abhängig. Zugleich seien „gesunde Meere“ wichtig für die Lebensmittelsicherheit, da Fisch für rund ein Fünftel des tierischen Eiweißbedarfs von rund 3,3 Milliarden Menschen stehe, betonte die WTO, der insgesamt 164 Mitgliedsstaaten angehören.

Ein Problem ist nach WTO-Angaben unter anderem, dass durch Subventionen für die Fischerei auch Fangflotten weiter auf den Meeren unterwegs sind, die sich angesichts sinkender Bestände ohne staatliche Hilfsgelder nicht rentieren würden; teils gibt es auch illegalen bzw. unregulierten Fischfang.

Insgesamt werden die weltweiten Fischereisubventionen auf eine Summe zwischen 14 Mrd. und 54 Mrd. Dollar geschätzt (umgerechnet zwischen rund zwölf Mrd. und knapp 46 Mrd. Euro). Einer Ende Juni veröffentlichten Studie der Nichtregierungsorganisation Oceana zufolge sind allein China, Japan, Südkorea, Russland, die USA, Thailand, Taiwan, Spanien, Indonesien und Norwegen für „schädliche“ Subventionen in Höhe von rund 15,4 Mrd. Dollar verantwortlich.