Pflege: ÖVP gegen Anstellung Angehöriger, für Bonus

Die ÖVP will pflegenden Angehörigen einen Bonus von 1.500 Euro pro Jahr gewähren. Einen entsprechenden Vorschlag machte Klubobmann August Wöginger heute im Ö1-Morgenjournal. Das sei „wirklich eine Wertschätzung“.

Abgelehnt wird hingegen das vom Burgenland praktizierte und von Oberösterreich und Wien angedachte Modell einer Anstellung pflegender Angehöriger. Das sei laut Wöginger „zum Großteil eine Augenauswischerei“, weil das Pflegegeld sofort wieder eingerechnet werde.

Mehr Sicherheit durch Anstellungsverhältnis

Gehälter, Wochenstunden und Selbstbehalte hängen im Burgenland unter anderem von der Pflegestufe ab. Mit der Anstellung werden Angehörige allerdings auch sozialversichert, sie erwerben Beitragsjahre für die Pension und können bei eigener Erkrankung Unterstützung anfordern.

Wöginger zu dem Anstellungsmodell: „Wir haben gerade in den ländlichen Gebieten noch einen Anteil von über 80 Prozent, wo zu Hause gepflegt und betreut wird, und das darf man mit einer Anstellung nicht zerstören. Ich halte von dem sehr wenig.“

24-Stunden-Betreuer sollen mehrere pflegen können

Geplant sei hingegen, 24-Stunden-Betreuungspersonen eine Beschäftigung bei mehreren zu pflegenden Personen zu ermöglichen. Zwei große Brocken bei der Pflegereform seien die Neuaufstellung des Pflegegelds und die Frage nach dem Pflegefonds der Zukunft. Von Ergebnissen im laufenden Jahr gehe er aus.

Hilfswerk pocht auf Pflegereform

Das Hilfswerk pochte indes auf eine Umsetzung der Pflegereform und begrüßte zugleich den Vorstoß der ÖVP: Für Hilfswerk-Präsident und ÖVP-Politiker Othmar Karas wäre ein solcher Bonus eine „Anerkennung und Wertschätzung“ für die pflegenden Angehörigen. Es brauche für sie aber ein Gesamtkonzept, sagte der Hilfswerk-Präsident.

Auch Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl unterstützte den Vorschlag Wögingers. Er verwies in einer Aussendung darauf, dass ein Großteil der Menschen zu Hause gepflegt werden wolle. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker meinte, dass pflegende Angehörige natürlich mehr Unterstützung benötigten. Nötig wäre aber ein Gesamtkonzept und nicht die Präsentation von Einzelmaßnahmen.

Mückstein hält sich noch bedeckt

Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) verwies heute auf laufende Gespräche. „Viele Details sind derzeit allerdings noch offen. Vorschläge, deren Umsetzung nicht geklärt sind, möchte ich nicht kommentieren. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Er bestätigte aber, dass ein Fokus auf Attraktivierungsmaßnahmen für das Pflegepersonal liege. Auch die Unterstützung und Wertschätzung für pflegende Angehörige sei ihm ein wichtiges Anliegen.