Südafrikas Präsident besucht Unruheprovinz

Vor dem Hintergrund der seit Tagen andauernden Unruhen in Südafrika reist Präsident Cyril Ramaphosa heute in die Provinz KwaZulu-Natal. Er werde sich dort einen Überblick über „die Auswirkungen der jüngsten Gewalt und den Einsatz der Sicherheitskräfte“ verschaffen, teilte sein Büro mit. Die Provinz im Südosten des Landes war die Hauptunruheregion der vergangenen Tage.

Bei den Ausschreitungen und Plünderungen sind bisher nach offiziellen Angaben mindestens 117 Menschen getötet worden – davon 91 in KwaZulu-Natal. Mehr als 2.000 Menschen wurden festgenommen. Insbesondere in der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und in KwaZulu-Natal waren in den vergangenen Tagen Geschäfte und Lagerhäuser geplündert und in Brand gesteckt worden.

Tausende Soldaten entsandt

Am Mittwoch hatte die Regierung die Einberufung von rund 25.000 Soldaten zur Eindämmung der Unruhen angekündigt – zehnmal mehr als ursprünglich vorgesehen. Während die Lage in Johannesburg inzwischen nach Regierungsangaben wieder „relativ ruhig“ ist, ist die Situation in KwaZulu-Natal weiterhin „instabil“.

Auslöser der Proteste war die Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma. Der langjährige Präsident war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas aus Protest auf die Straße.

Versorgungsengpässe verschärfen sich

Indes verschärften sich auch die Versorgungsengpässe. Ein Problem sei die Sperrung wichtiger Transportrouten, warnten Verbraucherorganisationen. Selbst das Mehl für die Bäckereien werde knapp. Raffinerie-Schließungen in Durban im Südosten des Landes führten zu langen Schlangen vor den wenigen geöffneten Tankstellen.

Die Regierung warnte vor Hamsterkäufen und erließ vorübergehend ein Verbot, Benzin in Kanistern zu kaufen. Kurz vor dem Eintreffen von Präsident Ramaphosa in der Provinz KwaZulu-Natal gab es auch in der Nacht Berichte über vereinzelte Übergriffe.

Da in KwaZulu-Natal auch Drogerien und Kliniken geplündert wurden, sind auch Medikamente knapp. Nach Informationen der Molkereiorganisation Sampro müssen Landwirte ihre Milch vernichten, da kein Transport von den Ställen möglich ist. Nach bislang unbestätigten Medienberichten wurden einige Farmen geplündert.