Experte warnt vor ähnlicher Entwicklung wie 2020

Während das Covid-Prognosekonsortium rasch steigende Infektionszahlen für Österreich vorhersagt, stagnieren indes annähernd die Erstimpfungen – eine ausreichende Durchimpfungsrate scheint in weiter Ferne. Laut AGES-Zahlen gab es zuletzt zwar die meisten Neuansteckungen in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren, doch Simulationsforscher Martin Bicher von der TU Wien warnt vor dem „Überschwappen“ auf vulnerable Altersgruppen und erinnert an die Entwicklung im Vorjahr.

Aktuell habe die vulnerable Bevölkerungsgruppe im Alter von 60 Jahren und darüber noch weniger als zehn Prozent Anteil am Fallgeschehen und eine kaum sichtbar wachsende Dynamik, führt der Experte von der Technischen Universität gegenüber der APA aus.

Experte verweist auf Großbritannien

„Die Erfahrungen zeigen, dass die Infektionsdynamik schnell auch im Laufe einer Infektionswelle in andere Altersgruppen überschwappen kann“, ab wann mit einer kritischen Belastung der Intensivstationen und insgesamt der Krankenhausbetten zu rechnen sei, wäre aktuell wegen der starken Abhängigkeit von der Altersstruktur der Fälle schwer absehbar. „Wir rechnen zwar damit, dass dieses Überschwappen durch die Impfquoten in den vulnerablen Altersgruppen langsamer vonstattengehen wird, passieren wird es aber wohl“, lautet die Annahme von Bicher.

Er verweist dabei auf die aktuellen Intensivbelagszahlen aus Großbritannien, die inzwischen mit leichter Verzögerung langsam steigen. Würde das auch in Österreich erfolgen, so habe sich im Vergleich mit dem Vorjahr „eigentlich nichts an den Kapazitätslimits geändert“, und da wurde es mit rund 2.000 bis 4.000 täglichen bestätigten Neuinfektionen „langsam enger“, und bei spätestens 7.000 ging es in die Nähe der Auslastungsgrenze.

Experte: Monitoring von Spitälern und Inzidenzen „entscheidend“

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) äußerte zuletzt erneut die Meinung, dass nicht die Inzidenzen, sondern die Hospitalisierungszahlen entscheidend seien. Hierzu weist der Simulationsforscher darauf hin, dass sowohl Belags- wie im weiteren Verlauf auch die Todeszahlen immer erst mit einem starken Zeitverzug zu den Inzidenzen gestiegen sind, „darum ist neben dem Monitoring der Belagszahlen natürlich auch jenes der Inzidenzen entscheidend“.

Aktuell liegt Österreich bei der Quote der Gesamtimmunisierten knapp über dem EU-Schnitt, und erst 43,4 Prozent der Österreicher sind voll immunisiert, inzwischen stagnieren die Erstimpfungen jedoch. Erst eine Durchimpfungsrate von etwa 70 bis 85 Prozent werde in etwa ausreichen, um das Virus hinreichend einzudämmen, hob Bicher unter Hinweis auf das „Policy Briefing“ des Prognosekonsortiums hervor.