Sebastian Meise
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Filmfestspiele Cannes

Regisseur Meise ausgezeichnet

Der Film „Große Freiheit“ des Österreichers Sebastian Meise ist bei den 74. Filmfestspielen in Cannes am Freitagabend mit dem Jurypreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet worden. Die österreichisch-deutsche Koproduktion erzählt von Hans, der im repressiven Nachkriegsdeutschland wegen seiner – damals strafbaren – Homosexualität eingesperrt wird, aber beharrlich auf der Suche nach Freiheit und Liebe bleibt.

Vor der Kamera standen für dieses 2020 in Deutschland und Österreich gedrehte Drama unter anderem Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke und Thomas Prenn. Regisseur Meise zeichnet gemeinsam mit Thomas Reider auch für das Drehbuch verantwortlich. Die Produktion wurde vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanziert. Es ist der zweite Langspielfilm des 1976 in Kitzbühel geborenen Regisseurs, eines ehemaligen Regiestudenten von Michael Haneke an der Wiener Filmakademie.

Den Großen Preis dieser Sektion vergab die Jury unter dem Vorsitz der englischen Regisseurin Andrea Arnold an den Film „Unclenching the Fists“ der Russin Kira Kovalenko. Ein Preis für Originalität ging an den isländischen Film „Lamb“ von Vladimir Johannsson, ein Ensemblepreis wurde den Film „Bonne Mere“ der tunesischen Schauspielerin und Regisseurin Hafsia Herzi vergeben, ein Preis für Mut an „La Civil“ von Teodora Ana Mihai. Mit einer besondere Erwähnung wurde „Noche de Fuego“ von Tatiana Huezo bedacht.

Auch ein weiterer Film eines österreichischen Regisseurs hatte in Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ seine Weltpremiere gefeiert: Bo Chens „Moneyboys“ erzählen von Fei (Kai Ko), einem Mann, der in Peking illegal auf dem Strich arbeitet, um seine Familie zu unterstützen. Auch „Moneyboys“ wurde vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanziert.

Goldene Palme wird vergeben

Am Samstag wird der Hauptpreis, die Goldene Palme, vergeben. Im Wettbewerb dabei ist etwa Regiegröße Wes Anderson, dessen „The French Dispatch“, eine in den 1960er Jahren spielende Geschichte rund um eine amerikanische Nachrichtenredaktion in einer fiktiven französischen Stadt, schon vergangenes Jahr in Cannes präsentiert hätte werden sollen. Allein in diesem Film ist die Stardichte mit Jungstar Timothee Chalamet („Call Me by Your Name“), der für „Nomadland“ bei den diesjährigen Oscars als beste Schauspielerin ausgezeichneten Frances McDormand, Bill Murray, Christoph Waltz und Owen Wilson außergewöhnlich hoch.

Sean Penn schickt das Vater-Tochter-Drama „Flag Day“ ins Rennen, für das er selbst mit seiner Tochter Dylan Penn vor der Kamera stand. Die Französin Catherine Corsini wiederum, eine von vier Regisseurinnen im Wettbewerb, drehte „The Divide“ mit Valeria Bruni Tedeschi. Außer Konkurrenz stellt Tom McCarthy den Thriller „Stillwater“ mit Matt Damon vor, und Catherine Deneuve ist in „Peaceful“ von Emmanuelle Bercot zu sehen.

Für Francois Ozon, der mit der Romanverfilmung „Everything Went Fine“ über aktive Sterbehilfe antritt, ist es bereits die vierte Einladung nach Cannes. Jacques Audiard, der mit seinem vorletzten Spielfilm „Dheepan“ die Goldene Palme gewann, tritt mit „Paris 13th District“ an. Paul Verhoeven erzählt mit „Benedetta“ die wahre Geschichte einer lesbischen Nonne. Der zweifache Oscar-Gewinner Asghar Farhadi („Nader und Simin – Eine Trennung“) drehte sein jüngstes Werk „A Hero“ erneut im Iran, während der in seiner Heimat verurteilte Russe Kirill Serebrennikow nicht ausreisen durfte und seinen Film „Petrov’s Flu“ in Cannes nicht vorstellen konnte.

Hausner in der Jury

In der von US-Regiestar Spike Lee geführten Jury ist auch die österreichische Filmregisseurin und Produzentin Jessica Hausner vertreten. Hausner, die im Dezember 2020 als Professorin für Regie an die Wiener Filmakademie berufen wurde, war 2019 mit „Little Joe“ im Hauptwettbewerb in Cannes mit dabei. Insgesamt werden fünf Frauen und vier Männer aus fünf Kontinenten die 24 Wettbewerbsfilme beurteilen und über die Preise entscheiden.

Regisseurin Jessica Hausner
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Hausner ist Österreichs prominentester Beitrag bei der diesjährigen Festivalausgabe – als Teil der hochkarätigen Jury

Neben Lee und Hausner sind die frankosenegalesische Regisseurin Mati Diop, die frankokanadische Sängerin Mylene Farmer, die US-Schauspielerin und Regisseurin Maggie Gyllenhaal, die französische Schauspielerin Melanie Laurent, der brasilianische Regisseur Kleber Mendonca Filho, der französische Schauspieler Tahar Rahim sowie der koreanische Schauspieler Song Kang Ho in diesem Jahr Jurymitglieder.