Französische Regisseurin Julia Ducournau
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Julia Ducournau

Goldene Palme zum zweiten Mal an Frau

Die Goldene Palme in Cannes geht in diesem Jahr an den französischen Film „Titane“. Die Jury kürte das Horrordrama der Französin Julia Ducournau Samstagabend zum besten Film des diesjährigen Wettbewerbs. Zum erst zweiten Mal in der Geschichte des Filmfestivals geht die Goldene Palme damit an eine Frau – 1993 hatte die Neuseeländerin Jane Campion für „Das Piano“ die Auszeichnung erhalten.

„Titane“ erzählt von einer jungen Frau, die sich in kein Raster pressen lassen will. Sie bringt viele um, die sich ihr in den Weg stellen und gibt sich schließlich als Mann aus, um der Polizei zu entkommen. Es ist ein Fantasy-Horrorfilm mit klaren feministischen Aspekten, der toxische Männlichkeit an den Pranger stellt und mit seinen Bildern provoziert und schockiert.

Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurden in diesem Jahr gleich zwei Filme geehrt: das im Zug spielende Roadmovie „Hytti No 6“ des Finnen Juho Kuosmanen sowie die iranische Gesellschaftskritik „A Hero“ des zweifachen Oscar-Preisträgers Asghar Farhadi. Der Preis für die beste Regie ging an den Franzosen Leos Carax für das Musical „Annette“ mit der Musik der Band Sparks.

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Französische Regisseurin Julia Ducournau
Reuters/Johanna Geron
Die Regisseurin Julia Ducournau präsentiert nach der Auszeichnung den Hauptpreis, die Goldene Palme.
Norwegische Schauspielerin Renate Reinsve von „The Worst Person In The World“ mit dem Preis für die beste Schauspielerin
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Die Norwegerin Renate Reinsve wurde für ihre Darbietung im Film „Verdens Verste Menneske“ zur besten Schauspielerin gekürt.
Caleb Landry Jones mit seinem Preis als bester Schauspieler
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Caleb Landry Jones wurde für seine Rolle im Film „Nitram“ als bester Schauspieler ausgezeichnet.
Die Musikproduzenten Ron Mael und Russell Mael mit dem Preis für die beste Regie für „Annette“
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Die Komponisten Ron Mael und Russel Mael nehmen stellvertretend für den Regisseur Leos Carax den Preis für die beste Regie für den Film „Annette“ entgegen.
Indische Regisseur Asghar Farhadi mit dem finnischen Regisseur Juho Kuosmanen
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Die Regisseure Asghar Farhadi (Iran) and Juho Kuosmanen (Finnland) feiern den an beide verliehenen Großen Preis der Jury. Farhadi erhielt den Preis für den Streifen „A Hero“, Kuosmanen für „Hytti No 6“ (Compartment No 6).
Regisseur Nadav Lapid „Ha’berech“ und Regisseur Apichatpong Weerasethakul „Memoria“ mit dem Jury-Preis
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Die beiden Regisseure Nadav Lapid und Apichatpong Weerasethakul gewannen beide den Preis der Jury.

Reinsve beste Schauspielerin

Die 33 Jahre alte Norwegerin Renate Reinsve nahm den Preis als beste Schauspielerin entgegen. Sie verkörpert in „The Worst Person in the World“ von Joachim Trier eine junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Als bester Schauspieler wurde Caleb Landry Jones für seine Leistung in „Nitram“ von Justin Kurzel ausgezeichnet. In dem auf wahren Begebenheiten basierenden Werk spielt der US-Amerikaner einen Massenmörder.

Preis der Jury ebenfalls doppelt

Auch der Preis der Jury wurde zweimal vergeben: zu gleichen Teilen an die deutsche Koproduktion „Memoria“ des Thailänders Apichatpong Weerasethakul mit Tilda Swinton in der Hauptrolle sowie an den israelischen Beitrag „Ha’berech (Ahed’s Knee)“ von Nadav Lapid. Das japanische Drama „Drive My Car“ von Ryusuke Hamaguchi wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch geehrt. Im Wettbewerb hatten 24 Beiträge um die Auszeichnungen konkurriert.

Überraschung bei Bekanntgabe

Jury-Präsident Spike Lee sorgte für Überraschung, als er gleich zu Beginn der Gala die Preisträgerin der Goldenen Palme verkündete. Eigentlich sollte er als Erstes den Preis für den besten männlichen Darsteller bekanntgeben.

In diesem Jahr standen 24 Filme an der Cote d’Azur im Wettbewerb, bei vier von ihnen führten Frauen Regie. Die Festspiele fanden unter CoV-Auflagen statt, nachdem sie im vergangenen Jahr ausfallen mussten. Zuletzt hatte 2019 der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho die Goldene Palme für seinen Film „Parasite“ erhalten.