US-Präsident Joe Biden
AP/Evan Vucci
Cyberangriffe

USA präsentieren Allianz gegen China

Die US-Regierung und mehrere Verbündete machen China für „unverantwortliche böswillige Cyberaktivitäten“ wie Hackerangriffe verantwortlich. US-Präsident Joe Biden versucht, Alliierte für einen harten Kurs gegen China zu gewinnen. Sanktionen wurden allerdings keine angekündigt. China weist die Vorwürfe als „unbegründet“ zurück.

Unter anderem machen die USA, die EU, Großbritannien, die NATO und weitere Partner China für den Angriff auf die E-Mail-Software Exchange Server vom US-Konzern Microsoft im März verantwortlich. Chinas „Muster unverantwortlichen Verhaltens“ sei nicht mit Pekings Anspruch zu vereinbaren, in der Welt als verantwortungsbewusste Führungsmacht gesehen zu werden, wie das Weiße Haus am Montag erklärte.

Das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) setze auch kriminelle Hacker für Cyberangriffe ein, erklärte das Weiße Haus. In einigen Fällen hätten die mit der Regierung verbundenen Hacker auch Ransomware-Angriffe gegen Unternehmen durchgeführt, mit denen Hacker Millionen Dollar erpressen wollten.

USA: Schäden in Milliardenhöhe

Auch der Diebstahl von geistigem Eigentum und Kryptowährungen gehöre zum Repertoire von Chinas Cyberkriminellen. Chinas Weigerung, die Aktivitäten seiner Auftragshacker zu stoppen, koste Regierung und Unternehmen wegen gestohlener Daten, Erpressungen und Gegenmaßnahmen Milliarden Dollar.

Biden wirbt für harten Kurs gegen Peking

Die US-Regierung und die Verbündeten kündigten jedoch zunächst keine Konsequenzen wie Sanktionen gegen China an. US-Präsident Joe Biden wirbt bei den Verbündeten seit seiner Amtsübernahme für einen möglichst harten Kurs gegenüber China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Vor allem europäische Staaten zögern angesichts der Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen zu China bisher, sich offen gegen Peking zu positionieren. Gegen Russland hat die Biden-Regierung in der Vergangenheit wegen Hackerangriffen bereits Sanktionen verhängt.

„Zehntausende Computer und Netzwerke“ betroffen

Basierend auf Erkenntnissen der Geheimdienste geht die US-Regierung davon aus, dass Hackern mit MSS-Verbindungen für den Angriff auf Microsofts Exchange Server verantwortlich waren. Dabei seien „Zehntausende Computer und Netzwerke“ kompromittiert worden. Die US-Regierung habe in Gesprächen mit führenden Politikern in China deswegen ihre Bedenken kommuniziert, hieß es weiter.

Sollen Daten zu Medikamenten gestohlen haben

Das US-Justizministerium kündigte am Montag auch eine Anklage gegen vier MSS-Hacker an. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, jahrelang geistiges Eigentum im Bereich der kommerziellen Luftfahrt, der Verteidigung und der Entwicklung von Medikamenten gestohlen zu haben. Auch die Formel für die von einem US-Hersteller produzierte Impfung gegen Ebola wollten die Hacker der Anklageschrift zufolge stehlen.

„Kein Land sicher“

„Diese strafrechtliche Anklage zeigt einmal mehr, dass China weiterhin Angriffe mit Cyberfähigkeiten nutzt, um zu stehlen, was andere Länder herstellen – in krassem Widerspruch zu seinen bilateralen und multilateralen Verpflichtungen“, erklärte die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco. Das Ausmaß von Chinas Cyberangriffen gegen zahlreiche Branchen und Länder zeige, „dass kein Land und kein Industriezweig sicher ist“, sagte sie.

Auch der Europäische Rat in Brüssel prangerte die „böswilligen Cyberaktivitäten“ Chinas an, wie es am Montag hieß. Diese hätten erhebliche Auswirkungen auf Regierungsinstitutionen und politische Organisationen der EU-Mitgliedstaaten sowie auf europäische Schlüsselindustrien gehabt. Die EU fordere China auf, sich an internationale Normen zu halten und entschlossen gegen Cyberangriffe vorzugehen, so der Rat.

NATO: Gefahr aus Cyberspace nimmt zu

Fast gleichzeitig gab auch das westliche Militärbündnis NATO eine – allgemein, nicht spezifisch gegen China gerichtete – Warnung vor Cyberangriffen und -kriminalität aus. Diese Aktivitäten würden darauf abzielen, die euro-atlantische Sicherheit zu destabilisieren und das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu stören, teilte die NATO am Montag mit.

Ziele dieser Aktivitäten seien etwa kritische Infrastruktur und demokratische Institutionen. Daher sei das Militärbündnis jederzeit bereit, alle erforderlichen Maßnahmen zur Abwehr der Bedrohungen zu ergreifen.

China: „Bösartige Verleumdung“

China hat die Vorwürfe eines großangelegten Hackerangriffs auf Microsoft scharf zurückgewiesen. Die chinesische Botschaft im neuseeländischen Wellington verurteilte die Anschuldigungen am Dienstag als „völlig unbegründet und unverantwortlich“ und sprach von „bösartiger Verleumdung“. Auch die chinesische Botschaft im australischen Canberra wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete die US-Regierung als „Weltmeister der bösartigen Cyberangriffe“.

Die beiden Botschaften waren die ersten chinesischen Behörden, die auf die von den USA und mehreren Verbündeten erhobenen Vorwürfe vom Montag reagierten.