94-Jährige trägt Brautkleid, das ihr verboten war

Die 94-jährige schwarze US-Amerikanerin Martha Tucker hatte immer davon geträumt, ein weißes Brautkleid zur Hochzeit zu tragen. Doch als sie 1952 heiratete, durfte sie wegen der Rassentrennung in Birmingham, Alabama, das Geschäft für Hochzeitskleider nicht betreten. Ihre Enkelin Angela Strozier überraschte sie nun mit einem Besuch in einem Brautmodengeschäft, bei dem die Ururgroßmutter im Kreis der Familie ihr Traumbrautkleid anzog.

Sie habe „nicht einmal daran gedacht, ein Brautkleid zu kaufen, weil ich wusste, dass ich nicht in das Geschäft hineinkonnte“, erinnerte sich Tucker gegenüber der „Washington Post“. Ein Brautmodengeschäft, das von Schwarzen betrieben wurde, gab es damals in Birmingham nicht. Die Rassengesetze verboten es auch, im selben Restaurant wie Weiße zu essen oder in einem Fahrzeug mit Weißen zu sitzen.

Jahrzehntelang politisch aktiv

Tucker habe sich immer um andere gekümmert und sich auch politisch engagiert, so ihre Enkelin Strozier. Sie setzte sich für eine Stärkung des Wahlrechts ein und arbeitete jahrzehntelang – auch noch 2020 – als Wahlhelferin.

Fast 70 Jahre nach ihrer Hochzeit wurde der langgehegte Traum, ein traditionelles Brautkleid zu tragen, Wirklichkeit. Ihre 46-jährige Enkelin war auf die Idee, mit Tucker in ein Brautmodengeschäft zu gehen, gekommen, als sie gemeinsam „Der Prinz aus Zamunda“ schauten und bei einer Hochzeitsszene die Großmutter ihrer Enkelin erzählte, wie sehr sie sich ihr Leben lang danach gesehnt habe, ein Brautkleid zu tragen.

„Wie richtige Braut gefühlt“

Als Tucker im Brautkleid aus der Umkleide kam, seien „alle ganz beeindruckt“ dagestanden, so eine andere Enkelin. „Es war ein schöner Augenblick.“ Die 94-Jährige selbst habe sich am meisten gefreut, so die „Washington Post“: „Ich habe mich wie eine richtige Braut gefühlt“, so Tucker. Sie hätte sich gewünscht, dass auch ihr Mann, der 1975 starb, sie im Kleid gesehen hätte.