Sängerin Britney Spears
Reuters/Eduardo Munoz
Vormundschaftsdebatte

US-Politik überlegt Lex Britney

Der Streit über die Vormundschaft von US-Popstar Britney Spears hat jetzt auch die Politik erreicht. Im US-Repräsentantenhaus wurde ein überparteilicher Gesetzesvorschlag zur Reparatur des „kaputten Vormundschaftssystems“ eingebracht. Konkret setzen die Initiatoren auf mehr Selbstbestimmung der Betroffenen sowie auf verstärktes Monitoring.

Der Gesetzesvorschlag der Republikanerin Nancy Mace und des Demokraten Charlie Crist zielt darauf ab, dass eine unter Vormundschaft befindliche Person darum ersuchen kann, den gerichtlich ernannten Vormund durch einen anderen – etwa ein Familienmitglied, einen Agenten oder eine andere Person – ersetzen zu lassen, ohne erst Missbrauch beweisen zu müssen.

Außerdem soll es laut Entwurf staatliche Förderungen für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die die Vormundschaften beaufsichtigen sollen, geben. Jene Bundesstaaten, die die Förderungen in Anspruch nehmen, müssen zudem sicherstellen, dass die Sozialarbeiter und öffentlichen Vormunde ihre Finanzen offenlegen und jährliche Berichte zu den Vormundschaften erstellen.

US Kapitol von außen
Getty Images/Frederick Bass
Britney Spears’ Vormundschaftsstreit hält Einzug ins US-Kapitol

Spears „missbraucht und ausgebeutet“

„Missbräuchliche Vormundschaften können ein nicht enden wollender Alptraum sein, und tragischerweise wissen wir nicht, wie viele Menschen gegen ihren Willen in diesem kaputten Vormundschaftssystem gefangen gehalten werden“, so Crist. Mit dem Entwurf „würden wir Britney gemeinsam mit unzähligen weiteren älteren Menschen und Personen mit Behinderung, die durch dieses kaputte System missbraucht und ausgebeutet werden, befreien“.

„Zu sehen, wie eine Frau wie Britney Spears unter Vorgabe des Schutzes ihrer grundlegendsten Menschenrechte beraubt wird, sollte illegal sein“, fügte Mace hinzu. Britney Spears steht seit 2008 unter der Vormundschaft ihres Vaters, nachdem sie wegen beruflicher und privater Probleme psychisch zusammengebrochen war. Seither verwaltete James Spears das Vermögen und andere Anliegen seiner inzwischen 39-jährigen Tochter. Später wurden zusätzlich ein Finanztreuhänder und eine weitere Person als zusätzlicher Vormund bestellt.

Jamie Spears
AP/Nick Ut
Britney Spears’ Vater Jamie

Spears fordert Ende der Vormundschaft

Im Juni forderte Spears in einer Gerichtsanhörung ein Ende der 13-jährigen Vormundschaft. Sie fühle sich von ihrer Familie und von Managern missbraucht und ausgenutzt. Sie werde von allen kontrolliert und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen, klagte sie an. Jamie Spears’ Anwälte haben in der vergangenen Woche bekräftigt, dass der 69-Jährige die Vormundschaft nicht von selbst abgeben werde. Die Vorwürfe der Sängerin bezeichneten sie als weit von der Wahrheit entfernt.

Vor knapp einer Woche erzielte die Sängerin einen Etappensieg: Ein Gericht in Los Angeles kam ihrem Wunsch nach, ihren eigenen Anwalt zu bestimmen. Die Sängerin wird nun von dem Promianwalt Mathew Rosengart vertreten. Seine Kanzlei und er würden „entschlossen und zügig“ an einem Antrag arbeiten, um Spears von der Vormundschaft ihres Vaters Jamie zu befreien, sagte Rosengart am Montag nach einer kurzen Anhörung. Für die persönlichen Belange der Sängerin, darunter medizinische Anliegen, ist als Mit-Vormund weiterhin Jodi Montgomery zuständig. Rosengart arbeitete zuvor mit Klienten wie Sean Penn und Steven Spielberg.

Spears’ emotionale Anhörung hatte einen regelrechten Rücktrittsreigen zur Folge: Zuerst zog sich die Treuhandgesellschaft Bessemer Trust, die 2020 als zusätzlicher Vormund bestimmt wurde, zurück, danach Spears’ langjähriger Manager Larry Rudolph – und zuletzt eben auch Anwalt Sam Ingham.

Britney Spears will nicht mehr schweigen

Am Dienstag (Ortszeit) meldete sich Spears einmal mehr zu Wort. Sie will demnach noch lange nicht damit aufhören, sich öffentlich über ihre Vormundschaft zu äußern. „Ich werde nie in der Lage sein, loszulassen und weiterzumachen, bis ich alles gesagt habe, was ich sagen musste … und ich bin nicht annähernd so weit!“, schrieb sie auf Instagram. Dazu teilte sie ein Foto von mehreren Würfeln, die den Satz „Ein Tag nach dem anderen“ legen.

„Mir wurde so lange gesagt, dass ich über Dinge schweigen soll, und ich habe endlich das Gefühl, anzukommen“, fuhr Spears fort. Ihr Posting beendete sie mit drei Friedenstauben-Emojis. Am vergangenen Wochenende hatte die Sängerin in einem langen Instagram-Posting deutliche Kritik an der Vormundschaft, ihrem Umfeld und ihrer Familie geübt. „Mein sogenanntes Hilfssystem hat mich sehr verletzt! Die Vormundschaft hat meine Träume zerstört“, schrieb sie unter anderem.

Spears will nicht mehr auftreten

Zudem wandte sie sich gegen kritische Kommentare, die sie zu ihren Tanzvideos bei Instagram bekommen hatte. „An diejenigen, die sich dafür entscheiden, meine Tanzvideos zu kritisieren … Es ist so, dass ich in der nahen Zukunft nicht auf irgendwelchen Bühnen auftreten werde – mit meinem Vater, der bestimmt, was ich trage, sage, tue oder denke.“ Die Menschen könnten sich glücklich schätzen, dass sie überhaupt etwas poste.

In dem Streit geht es um Britney Spears’ Freiheit, aber auch um profitable Geschäfte mit ihrem 60-Millionen-Dollar-Vermögen. Die „New York Times“ rechnete vor, dass allein der Anwalt Ingham seit 2008 mit dem Vormundschaftsstreit fast drei Millionen Dollar verdient haben soll. Viele Menschen hätten jahrelang mit Britney eine Menge Geld gemacht, sagte ihr früherer Anwalt, Adam Streisand, kürzlich dem Sender CNN. Eine Vormundschaft sei für Menschen gedacht, die ihre Aufgaben nicht erfüllen können, erklärte der Jurist. Nicht für Spears, „die so viel leistet, auf Tour geht und Millionen verdient“.