Norwegen: Gedenken an Terroropfer begonnen

Die Gedenkveranstaltungen zu Ehren der Opfer der Terroranschläge in Oslo und auf der Insel Utöya vor genau zehn Jahren haben in Norwegen begonnen. „Der Terror des 22. Juli war ein Angriff auf unsere Demokratie“, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg auf einer ersten Zeremonie in der Früh im Osloer Regierungsviertel, wo die Anschläge des Rechtsextremisten Anders Behring Breivik am 22. Juli 2011 ihren Anfang genommen hatten. Man dürfe niemals akzeptieren, dass jemand zur Gewalt greife, um Andersdenkende aufzuhalten. Im Anschluss wurden die Namen aller 77 Todesopfer der Angriffe verlesen.

Gedenkfeier für die Opfer von Utöya vor zehn Jahren
AP/Fredrik Varfjell

Weitere Gedenken im Laufe des Tages

Im Laufe des Tages waren mehrere weitere Gedenken geplant, darunter auch eines auf Utöya selbst. Bei einer nationalen Gedenkveranstaltung am Abend wollte König Harald V. eine Ansprache halten.

Breivik hatte vor zehn Jahren zunächst eine in einem weißen Transporter versteckte Bombe im Regierungsviertel gezündet und dabei acht Menschen getötet. Daraufhin fuhr er auf die Insel Utöya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete. 69 vor allem junge Menschen kamen auf der Insel ums Leben. Breivik wurde 2012 zur Höchststrafe von 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt.

„Akzeptieren Rassismus und Hass nicht“

Die Utöya-Überlebende und Vorsitzende der Jugendorganisation der Arbeiterpartei, Astrid W. E. Hoem, ging in ihrer Rede auf die Bedeutung des Kampfes gegen Hassbotschaften und Rassismus ein. Nicht alle hasserfüllten Worte führten zu Terror, aber jeglicher Terror habe mit hasserfüllten Worten begonnen, sagte sie. Zehn Jahre nach den Anschlägen müsse man sich ehrlich eingestehen, dass der Hass nicht gestoppt worden sei. „Wir müssen jetzt ein für alle Mal sagen, dass wir Rassismus und Hass nicht akzeptieren“, sagte sie. „Wenn wir das jetzt tun, können wir es vielleicht schaffen, das Versprechen ‚Nie wieder 22. Juli‘ einzuhalten.“

Heute gibt es in Norwegen zwei entgegengesetzte Auffassungen, um über den Anschlag von 2011 zu sprechen. Während die einen die Tat losgelöst von politisch extremistischen Strömungen und den Täter als Einzelgänger begreifen wollen, setzen die anderen die Tat in einen gesellschaftspolitischen Kontext.

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Rendi-Wagner: „Wehret den Anfängen!“

Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gedachten der Opfer. Die Erschütterung über den Tod so vieler Menschen sei zehn Jahre danach ungemindert, hieß es in einer Aussendung. „Die Anschläge verpflichten uns, gegenüber antidemokratischen und rechtsextremen Entwicklungen noch wachsamer zu sein. Es ist wichtig, den Anfängen zu wehren!“, so Rendi-Wagner und Deutsch. Aufgabe der Politik sei es, gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung vorzugehen.