Cafe in Mailand
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„Grüner Pass“

Strengere Zutrittsregeln in Italien

Die italienische Regierung hat am Donnerstag strengere Zutrittsregeln als Maßnahme zur Eingrenzung der Delta-Varianten beschlossen. Für den Zutritt zu Kinos, Museen, Theater, Sportevents, Kongressen und anderen Großveranstaltungen wird künftig der „Grüne Pass“ notwendig sein. Auch für Restaurants wird man den Pass vorweisen müssen.

Diskotheken und Tanzlokale, die seit vergangenem August geschlossen sind, dürfen auch weiterhin nicht öffnen. Bisher wurde der „Grüne Pass“ 40 Millionen Mal heruntergeladen, teilte Premier Mario Draghi am Abend bei einer Pressekonferenz mit. Gesundheitsminister Roberto Speranza konkretisierte, dass ab 6. August der „Grüne Pass“ benötigt werde. Es bescheinigt in Italien, dass eine Person mindestens einmal geimpft, negativ getestet oder genesen ist.

„Der Gesundheitspass ist ein Instrument, das es den Italienern ermöglicht, ihren Aktivitäten nachzugehen und dabei sicherzustellen, dass sie sich nicht in der Nähe von ansteckenden Menschen befinden“, sagte Draghi. Der Gesundheitspass hatte innerhalb der Regierungskoalition zu Spannungen geführt. Der Chef der rechtsextremen Lega-Partei, Matteo Salvini, hatte etwa vor „unangemessenen Entscheidungen“ gewarnt, „die die Mehrheit der Italiener von ihrem Recht auf Arbeit und Bewegungsfreiheit abhalten“.

Neue Kriterien für Risikobewertung

Italiens Regierung beschloss zudem die Verlängerung des Ausnahmezustands infolge der Coronavirus-Pandemie bis Ende 2021. Die Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere fünf Monate sei angesichts der steigenden Zahl von Coronavirus-Infektionen in Italien und der laufenden Impfkampagne notwendig.

Die Regierung hatte den Notstand am 31. Jänner 2020 für sechs Monate ausgerufen, nachdem bei einem chinesischen Paar in Rom das neuartige Virus SARS-CoV-2 nachgewiesen worden war. Er war seitdem mehrmals verlängert worden. Auf dem Notstand basieren mehrere Verordnungen, die die Regierung zum Schutz der öffentlichen Gesundheit ergriffen hat.

Die italienische Regierung beschloss auch neue Kriterien zur Bewertung der epidemiologischen Lage in Italien. Bei der Bestimmung restriktiver Maßnahmen soll die Zahl der positiv Getesteten künftig weniger bis gar nicht und stattdessen viel mehr die Auslastung der Betten auf den Covid-19-Abteilungen in den Spitälern der Regionen berücksichtigt werden.

Italien verabschiedet sich von Inzidenz

Auch in Italien steigen die Corona-Zahlen wieder rasant an. Das Land verabschiedet sich jetzt aber von der Inzidenz als Kriterium für die Verhängung von neuen Corona-Verschärfungen. Künftig wird die Auslastung in den Spitälern das Kriterium sein. Das wurde Donnerstagabend bekannt gegeben – gleichzeitig werden die Corona-Regeln wieder verschärft.

Angesichts des Impffortschritts sei das durchaus vernünftig, erklärte Gesundheitsminister Speranza. Die Hospitalisierungsrate müsse bei den Eindämmungsmaßnahmen nunmehr stärker ins Gewicht fallen als andere Parameter.

Appell für Impfung

Draghi rief die Italiener und Italienerinnen auf, sich sofort impfen zu lassen. Bisher haben zwei Drittel der Italiener im Alter von über zwölf Jahren zumindest eine Impfdosis erhalten. Italien habe das Ziel erreicht, bis zum 20. Juli 60 Millionen Dosen zu verabreichen. 90 Prozent der Menschen im Alter von über 80 Jahren seien immunisiert.

Der italienische Premierminister Mario Draghi.
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Premierminister Draghi präsentierte die neuen Maßnahmen

Bis zur ersten September-Woche will die Regierung 60 Prozent der Schüler und Schülerinnen impfen. „Wir wollen bis Anfang September 60 Prozent der Schüler impfen, damit mit wenigen Ausnahmen Präsenzunterricht stattfinden kann“, sagte der für die Impfkampagne zuständige italienische Regierungskommissar Francesco Figliuolo.

Zur Immunisierung verpflichtet

Die Regierung will dem Lehrerpersonal bis zum 20. August Zeit geben, sich impfen zu lassen. Derzeit sind 85 Prozent des Lehrerpersonals bereits geimpft. Sollten bis dahin nicht alle Lehrer und Lehrerinnen immunisiert worden sein, könnte eine Impfpflicht eingeführt werden, wie sie bereits für das Gesundheitspersonal gilt, teilte der Gesundheitsstaatssekretär Andrea Costa mit.

In Italien sind Ärzte und Ärztinnen sowie anderes medizinisches Personal bereits seit dem 25. Mai zur Immunisierung verpflichtet. In Frankreich müssen sich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen spätestens bis zum 15. September impfen lassen. Auch Griechenland hat eine Impfpflicht für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Altersheimen und im Gesundheitsbereich angekündigt.