Der Anwaltssohn Biolek wurde 1934 in Freistadt – heute Tschechien – geboren. Nach dem Krieg floh die großbürgerliche Familie nach Deutschland, und wie sein Vater studierte Biolek Jus und promovierte zum Doktor der Rechtswissenschaften. Zeitlebens hatte er das Image des zerstreuten Professors: seine runde Brille, die Kärtchen, mit denen er vor der Kamera hantierte, die vielen „Ähs“, die abgebrochenen Sätze.
Als Justiziar begann er 1963 beim neugegründeten ZDF, wechselte aber bald darauf ins redaktionelle Fach. Bei seinem ersten Auftritt vor der Kamera gab er „Tipps für Autofahrer“. 1970 kam er zum WDR nach Köln und entwickelte dort mit Rudi Carrell die Samstagabendshow „Am laufenden Band“, die erfolgreichste Sendung der 1970er Jahre.

Eine TV-Institution über Jahrzehnte
Parallel sammelte er im „Kölner Treff“ erste Moderationserfahrung und bekam 1978 seine eigene Sendung, „Bio’s Bahnhof“. Danach war er im deutschen Fernsehen 30 Jahre ständig präsent. Allein seine Talkshow „Boulevard Bio“ lief zwölf Jahre lang. Seine Ära endete erst 2007 mit der letzten Folge der Kochsendung „Alfredissimo“, in der er viele Jahre lang mit Gästen am Herd gestanden war, geplaudert und Wein verkostet hatte. „Meine Zeit ist jetzt zu Ende“, sagte er damals.
TV-Legende Alfred Biolek verstorben
Die deutsche TV-Legende Alfred Biolek ist tot. Er starb Freitagfrüh 87-jährig in Köln, wie sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie der dpa sagte. Biolek gilt als einer der Pioniere der Talk- und Kochshows in Deutschland.
In seiner Zeit holte er viele internationale Stars ins deutsche Fernsehen: Er war es, der Monty Python und Herman van Veen nach Deutschland holte, der zum ersten Mal Sting in der ARD auftreten ließ. Für die britische Sängerin Kate Bush war 1978 der Besuch bei Biolek ihr erster großer TV-Auftritt überhaupt. In seiner Wohnung in Köln empfing er Weltstars wie Tina Turner zum Essen. Der US-Entertainer Sammy Davis Jr. sagte in „Bio’s Bahnhof“: „Ich bin seit 53 Jahren im Showbusiness, und ich muss sagen, dies ist die originellste und am besten zusammengestellte Fernsehshow, in der ich jemals auftreten durfte.“

Erste Lotto-Ziehung in Österreich moderiert
Auch zu Österreich hatte Biolek enge Verbindungen: Während seiner Studienzeit absolvierte er ein Auslandssemester in Wien. Und auch im ORF war Biolek immer wieder zu sehen. Sein denkwürdigster Auftritt im österreichischen Fernsehen war wohl die Moderation der Sendung „Seid umschlungen Millionen“, im September 1986. Die Abendshow bildete den Startschuss für Lotto „6 aus 45“. Auftritte von Falco, Udo Jürgens, dem „Cats“-Ensemble vom Theater an der Wien und Milva umrahmten die allererste Live-Lottoziehung im ORF. Und dabei passierte gleich ein Fauxpas: Die Lotto-Maschine funktionierte nicht, erst mit einem Ersatzgerät ging es dann weiter.

Auch österreichische Künstler und Stars holte Biolek gerne in seine Talksshows, bis heute legendär ist etwa ein Auftritt der Rockkabarettisten Drahdiwaberl in einer seiner Sendung.
Schwerer Unfall 2010
Lange war Biolek ein fester Bestandteil der Berliner Gesellschaft. Wenn er eines seiner rauschenden Feste gab, kamen alle: der Regierende Bürgermeister, der Ex-Kanzler, der Bundespräsident. Doch 2010 zog er sich bei einem Sturz von einer Wendeltreppe schwere Schädelverletzungen zu und fiel ins Koma, er kämpfte danach mit Gedächtnisverlust. Seitdem lebte er recht zurückgezogen in Köln.

Ein heikles Kapitel war Bioleks Homosexualität. Erst im Alter von etwa 30 Jahren gestand er sich selbst ein, dass er schwul war. Öffentlich sprach er nie darüber. Sein Outing übernahm ein anderer: Der Filmemacher Rosa von Praunheim verkündete 1991 in einer RTL-Sendung, Biolek sei „stockschwul“. Biolek fühlte sich nach eigenen Worten zunächst unfair behandelt, meinte später aber, dass das Outing eine Erleichterung gewesen sei.
Deutsche Medienwelt trauert
Trauerbekundungen kamen aus der deutschen Medienwelt, etwa vom ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow: „Mit Alfred Biolek verlieren wir ein Allroundtalent des deutschen Fernsehens.“ Er sei nicht nur ein begnadeter Talkmaster, sondern auch ein Ideengeber, Entdecker und Förderer gewesen – und äußerst kreativ.
ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sagte: „Gespräche mit Leichtigkeit und Witz zu führen und dabei seinen Gästen nie zu nahe zu treten, war seine große Gabe. Seine Sendungen und Kochshows wie ‚Bio’s Bahnhof‘, ‚Boulevard Bio‘ und ‚alfredissimo!‘ haben in der Fernsehunterhaltung Maßstäbe gesetzt. Wir werden ihn sehr vermissen.“
„Wirklich der Beste gewesen“
Auch ZDF-Satiriker Jan Böhmermann („ZDF Magazin Royale“) nahm Abschied von der TV-Legende. „Auf Wiedersehen, Bio!“, twitterte der Moderator und versah den Text unter anderem mit einem dicken roten Herzen. Böhmermann, dessen eigene Kochshow („Böhmi brutzelt“) am Freitag startet, hatte erst vor einigen Tagen erklärt, wie sehr er Bioleks einstige Kochsendung „alfredissimo“ bewundere: „Ich schaue mir alte Biolek-Folgen bei YouTube an. Die sind fantastisch.“
Filmemacher Rosa von Praunheim meldete sich ebenfalls zu Wort. Er veröffentlichte ein schwarz-weißes Foto von Biolek auf Facebook und schrieb – garniert mit drei roten Rosen – dazu: „Im Gedenken an Alfred Biolek. Hochachtungsvoll, Rosa.“
Der Moderator und Fernsehautor Micky Beisenherz twitterte, Biolek sei „wirklich der Beste“ gewesen. „Das, was er bereits in den Siebzigern geboten hatte, das könnte man heute problemlos noch so senden und (es) wäre innovativ.“ In eine ähnliche Richtung würdigte Rapper Smudo von den Fantastischen Vier den TV-Pionier. „Ruhe Sanft. Danke, dass du Monty Python nach Deutschland gebracht hast“, schrieb er.