Drosten: Höheres Impftempo – oder schwere Winterwelle

Der deutsche Virologe Christian Drosten zeigt sich besorgt über den geringen Impffortschritt gegen das Coronavirus in Deutschland. Um einer schweren Winterwelle vorzubeugen, brauche es eine deutlich höhere Impfquote, erklärte Drosten gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Obwohl genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, komme man bei der Immunisierung nicht schnell genug voran. „Viele Menschen wähnen sich angesichts einer niedrigen Inzidenz in Deutschland in einem falschen Sicherheitsgefühl. Es ist wichtig, jetzt sehr viel mehr Informationsarbeit zu leisten – auch im privaten Umfeld, damit die Impfquote schneller ansteigt. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit von erneuten schmerzhaften Eingriffen im Winter“, so der Virologe von der Berliner Charite.

Bisherige Impfquote nicht ausreichend

Die bisherige Impfquote reiche nicht aus. 60 Prozent der Deutschen haben zumindest eine Teilimpfung erhalten, 48,5 Prozent sind bereits vollimmunisiert. In Österreich sind etwas über 58 Prozent der Bevölkerung teilimmunisiert, die Quote der Vollimmunisierten geht auf die 48 Prozent zu.

„Wenn die Impfquote nicht signifikant erhöht wird, ist eine schwere Winterwelle zu erwarten“, sagte Drosten auf Deutschland bezogen, und rechnete vor: „Bei 75 Prozent voll Geimpften über 60 Jahren ist ein Viertel dieser besonders gefährdeten Altersgruppe ohne Schutz. Wenn das so bliebe, könnten wir – stark vereinfacht gesagt – nur etwa viermal mehr Infektionen zulassen als noch vor der Impfkampagne. Diese Vervierfachung wäre bei einer Verdopplungszeit von vielleicht zehn bis 14 Tagen in weniger als einem Monat erreicht.“

Man wolle aber „durch die Impfung nicht nur einen Monat Zeit gewinnen. Wir wollen über den ganzen Herbst und Winter kommen, ohne dass es wieder zu erheblichen Belastungen der Krankenhäuser und zu Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens kommt“, sagte der Virologe.