E-Bike
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Volksfest und Fahrradshow

Automesse IAA will sich neu erfinden

Nach fast 70 Jahren in Frankfurt findet die Internationale Automobilausstellung (IAA) heuer erstmals in München statt – und zwar ganz anders: als Volksfest, bei dem sich nicht mehr alles nur ums Auto, sondern um den Verkehr insgesamt dreht. Vertreten sind daher unter anderem auch 50 Fahrradhersteller. Dafür fehlen einige prominente Automarken.

„Wir sind überzeugt, dass wir mit der IAA die Welt der Mobilität von morgen aufzeigen werden“, sagte Jürgen Mindel, der Geschäftsführer des Automobilverbands VDA, der die Veranstaltung nun gemeinsam mit der Messegesellschaft vom 7. bis 12. September in der bayerischen Landeshauptstadt ausrichtet.

Die neue IAA Mobility ist die erste internationale Großveranstaltung in Deutschland seit Beginn der Coronavirus-Pandemie. Das traditionell in der zweiten September-Hälfte stattfindende Münchner Oktoberfest ist hingegen zum zweiten Mal abgesagt worden. In der Innenstadt soll die IAA „Happening, Festivalcharakter“ haben, wie Messemanager Tobias Gröber sagte. Doch für alle Bereiche der IAA gibt es ausgefeilte Hygiene- und Sicherheitskonzepte.

Schwindende Aussteller- und Besucherzahlen

Bei der letzten Ausgabe der IAA 2019 hatte es Proteste von Umweltschützerinnen und Umweltschützern und einen sechsstelligen Rückgang der Besucherzahlen gegeben. Auch die Zahl der Aussteller ging zurück. Anschließend schrieb der VDA die Messe bundesweit neu aus. Die bis zum Beginn der Coronavirus-Pandemie erfolgsverwöhnte Münchner Messe machte das Rennen. Umweltschützer haben unter dem Schlagwort „NoIAA“ jedoch wieder Proteste angekündigt, sie werfen der Autobranche „Greenwashing“ vor.

Weniger Hallen, mehr Außenaktionen

Eröffnen soll die IAA wie ehedem in Frankfurt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Mit weniger Ausstellungsfläche in den Hallen verlagert die neue IAA das Geschehen dabei in Teilen auf die Plätze und Straßen der Münchner Innenstadt – inklusive Konzertbühne. Aufspielen soll unter anderem das Königlich Bayerische Vollgasorchester.

Ein Mann fährt einen Elektro-Scooter
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Die neue IAA will alle Verkehrsträger – auch Scooter – in den Mittelpunkt stellen

„Erstmals können die Besucher auf der IAA auch eine Vielzahl von neuen Autos testen“, sagte Mindel, die Hersteller haben mehr als 230 Fahrzeuge dafür eingeplant. Eine weitere Attraktion soll unter anderem der „größte öffentliche Schnellladepark Deutschlands“ für Elektroautos sein, wie Mindel sagte. Vertreten sein werden nach Worten Mindels über 500 Hersteller aus knapp 30 Ländern. Die IAA öffne sich für alle Akteure der Mobilität, sagte Mindel. „Autos, Fahrräder, Roller, Scooter, aber auch Oldtimer, und natürlich werden wir jede Menge Spaß und Show zeigen.“

Einige prominente Automarken fehlen

Doch einige der prominentesten Namen der Autobranche werden nicht dabei sein: So wird Toyota nach Worten einer Unternehmenssprecherin nicht teilnehmen. Auch der neue Stellantis-Konzern, in dem sich Peugeot/PSA und FiatChrysler zusammengeschlossen haben, fehlt nach Unternehmensangaben mit sämtlichen Marken, inklusive der deutschen Tochter Opel. Der US-Konzern General Motors hat die IAA auf seiner Website ebenfalls nicht auf der Liste der Messen stehen, an denen das Unternehmen teilnimmt, eine diesbezügliche Anfrage wurde noch nicht beantwortet.

Presseleute bei der Vorstellung eines Mercedes während der IAA Automesse in Frankfurt 2019
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Mercedes-Vorstellung auf der IAA in Frankfurt 2019

Auch andere Autohersteller peilen einen schlankeren Messeauftritt an. So prüft der Volkswagen-Konzern, ob er sein komplettes Pkw-Angebot möglicherweise nur bei einzelnen Veranstaltungen wie dem traditionellen Konzernvorabend zur Eröffnung der IAA zeigt. Im Kernprogramm der Messe selbst dürften nur die drei großen Marken VW, Audi und Porsche enthalten sein (zum VW-Konzern gehören auch Seat und Skoda sowie die Luxusmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini). Auch eine Daimler-Sprecherin sagte, dass sich der Stuttgarter Konzern im Vergleich zu Vor-CoV-Zeiten in den Messehallen etwas abgespeckter präsentieren werde.

BMW betonte den Wert der IAA „insbesondere angesichts der neuen, innovativen Ausrichtung als zukunftsgerichteter Mobilitätsplattform und Dialogforum. Entsprechend setzen wir uns unverändert für eine Durchführung der Messe ein, denn wir sind überzeugt davon, dass eine solche Durchführung machbar und vertretbar ist“, hieß es.

Auch Genfer Autosalon mit neuem Format

Weder der VDA noch die Münchner Messe gaben konkrete Antworten auf Fragen, wie viele Besucherinnen und Besucher sie erwarten und welche prominenten Unternehmen nicht teilnehmen werden. Die Veranstalter hoffen jedoch, für die nächste Ausgabe 2023 wieder mehr Aussteller von der IAA überzeugen zu können. 2019 hatten in Frankfurt 560.000 Besucher den Weg auf die IAA gefunden, 2017 waren es über 800.000 gewesen.

Messen gehören zu den großen Verlierern der Coronavirus-Pandemie und mussten sich seit dem vergangenen Jahr mit virtuellen Veranstaltungen begnügen. Auch andere traditionelle Automessen wie der Genfer Autosalon (GIMS), der 2020 und 2021 ausgefallen war, reagierten und versuchen für Aussteller und Besucher neue Formate. Die Schau vom 19. bis zum 27. Februar 2022 „verspricht eine spannungsgeladene Weiterentwicklung zu werden, die sich deutlich vom bisherigen Format abheben wird“, teilte die GIMS-Stiftung mit. Der Genfer Autosalon zog in vergangenen Jahren rund 600.000 Besucher an und gilt als größte öffentliche Veranstaltung in der Schweiz.