Afghanistan: 5.200 zivile Opfer seit Jahresbeginn

Mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan hat die Zahl der Opfer in der Zivilbevölkerung wieder deutlich zugenommen. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden annähernd 5.200 Zivilisten verletzt oder getötet – ein Anstieg um 47 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020. Das geht aus einem Bericht hervor, den die UNO-Mission in Afghanistan heute in Kabul veröffentlichte.

Der Anstieg sei vor allem auf die Monate Mai und Juni zurückzuführen, hieß es. Er fällt also mit dem Abzug der internationalen Truppen und dem Start mehrerer Militäroffensiven der militant-islamistischen Taliban zusammen. Die letzten Kampftruppen der USA sollen bis Ende August abziehen.

Friedensverhandlungen brachten keine Verbesserung

Allein im Mai und Juni wurden dem UNO-Bericht zufolge 2.392 Zivilpersonen verwundet oder getötet – fast genau so viele wie in den gesamten vier Monaten davor. Für diese beiden Monate verzeichnete die UNO Rekordwerte: Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2009 wurden in diesen Monaten so viele zivile Opfer dokumentiert. Die Taliban haben seit Anfang Mai mehr als 160 der 400 Bezirke des Landes neu erobert.

In einer Analyse der Denkfabrik Afghanistan Analysts Network heißt es, der UNO-Bericht widerlege jede Vorstellung, dass die jüngsten Taliban-Eroberungen praktisch unblutig abgelaufen seien.

Auch der Beginn von Friedensverhandlungen zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban führte für die Zivilbevölkerung nicht zur erhofften Verbesserung. Die Verhandlungen treten auf der Stelle.