Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei beim Chemiepark in Leverkusen
Reuters/Leon Kuegeler
Chempark Leverkusen

Auch zweiter Tank drohte zu explodieren

Nach der folgenschweren Explosion im Chempark von Leverkusen haben die Einsatzkräfte eine weitere Eskalation der Lage offenbar nur knapp verhindert. Wie der Innenminister des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, am Dienstag mitteilte, habe bei einem zweiten Tank Explosionsgefahr bestanden – die Feuerwehr habe die Gefahr aber bannen können.

Der Tank habe 100.000 Liter hoch entzündliche, giftige Abfallstoffe enthalten, so Reul mit Verweis auf den mehrere hundert Einsatzkräfte umfassenden Großeinsatz. Werks- und Stadtfeuerwehr brauchten mehrere Stunden, um den nach der Explosion eines Tanklagers ausgebrochenen Großbrand zu löschen.

Bei den Rettungsarbeiten wurde nach Angaben der Betreiberfirma vom Dienstagabend ein zweites Todesopfer gefunden. Mehrere Menschen werden noch vermisst, wobei laut dpa weiter unklar sei, wie viele Menschen noch gesucht werden. In der Mitteilung des Betreibers war am Abend von einer auf Hochdruck laufenden Suche nach fünf Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen die Rede. 31 Mitarbeiter wurden Polizeiangaben zufolge verletzt, davon fünf schwer. Zeitweise war von 16 Verletzten die Rede.

Vermisste nach Explosion in Chemiewerk

Bei einer schweren Explosion im Chemiepark Leverkusen sind zwei Personen ums Leben gekommen, zahlreiche Mitarbeiter wurden verletzt, und einige weitere Personen werden noch vermisst.

„Immense Explosion“

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sprach am Nachmittag vor Journalisten von einer „immensen Explosion“. Das Unglück sei „ein tragischer Tag“ für seine Stadt, die Gedanken seien bei der Familie des Toten und den Verletzten.

Laut Werksleitung ereignete sich die Explosion am Vormittag im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage des Chemieparks, in der Produktionsrückstände der dort ansässigen Firmen gesammelt und entsorgt werden. Insgesamt seien drei Tanks mit organischen Lösungsmitteln in Brand geraten. Zur Ursache könne laut Reul noch nichts gesagt werden. Medienberichten zufolge haben Brandexperten der Kölner Kriminalpolizei Ermittlungen aufgenommen.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Eine dunkle Rauchwolke steigt über dem  Chempark auf.
APA/AFP/Roberto Pfeil
Der Brand in einem Entsorgungszentrum in Bürrig, Leverkusen, hat am Dienstag für einen Großalarm gesorgt
Ein Passant betrachtet den aufsteigenden Rauch aus der Ferne.
APA/AFP/Roberto Pfeil
Die Erschütterungen der Explosion waren laut Augenzeugen teils über Dutzende Kilometer, etwa im rund 50 Kilometer entfernten Bonn, zu spüren
Einsatzfahrzeuge auf dem Weg in Richtung „Chempark“.
APA/AFP/Roberto Pfeil
Die Ursache für den Brand in einem Tanklager der Entsorgungsanlage in dem großen Chemiepark war zunächst unklar
Eine dunkle Rauchwolke steigt über dem  Chempark auf.
APA/dpa/Oliver Berg
An dem Chemiepark, mitten im dicht besiedelten und hoch industrialisierten Rheintal, führen vielbefahrene Autobahnen vorbei. Sie wurden vorübergehend gesperrt.
Ein Polizist geht vor einer Zufahrt zum Chempark über die Straße.
APA/dpa/Oliver Berg
Die Polizei leitete den Verkehr als Vorsichtsmaßnahme weiträumig um
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen unweit einer Zufahrt zum Chempark.
APA/dpa/Oliver Berg
Zahlreiche Feuerwehren waren im Einsatz, um den Brand unter Kontrolle zu bringen und zu löschen

In den betroffenen Tanks befanden sich nach ersten Schätzungen der Betreiber 600.000 bis 900.000 Liter Lösungsmittel. Durch den Einsatz der Feuerwehr, die unter anderem Unterstützung auch aus Köln erhielt, war die Lage im Tanklager bis zum Nachmittag unter Kontrolle. Es bestehe keine „akute Gefährdungslage“ mehr, sagte der Chef des Chemieparkbetreibers, Lars Friedrich, vor Journalisten.

Messwerte „im grünen Bereich“

Wegen des Unglücks wurde mehrere Autobahnen in der Umgebung des Chemieparks zeitweise gesperrt, wegen der Rauchwolke wurden Warnungen an die Bevölkerung herausgegeben. Bürger waren aufgerufen, Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen sowie das betroffene Gebiet zu meiden. Am Abend erklärte die Stadt, die Bewohner des betroffenen Stadtteils Bürrig könnten Türen und Fenster wieder öffnen.

Ob die Rauchwolke und daraus herabfallende Niederschläge giftige Stoffe enthielten, bleibt unklar. Laut der Stadt waren alle Messwerte zunächst „im grünen Bereich“. In mehreren Stadtteilen gingen „cent- bis eurogroße“ Rußpartikel nieder, „die eine ölige Konsistenz haben“, wie die Stadt mitteilte. Der Ruß solle nicht in Wohnräume getragen werden. Es werde empfohlen, Schuhe vor der Haustür abzustellen.

Laut Chempark-Leiter Friedrich haben unter anderem chlorierte Lösungsmittel gebrannt. Eine genaue Analyse der Wolke liege derzeit noch nicht vor, er könne aber nicht ausschließen, dass darin auch Giftstoffe enthalten gewesen seien.