Familie im Wohnzimmer mit Laptops und Mobiltelefonen
Getty Images/Maskot
Alphabet, Apple und Co.

Pandemie beschert Techriesen Rekordumsatz

Die Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen von Wirtschaft und Alltag haben den IT-Schwergewichten, allen voran Apple, Microsoft und Google-Mutter Alphabet, Rekordzahlen im vergangenen Quartal beschert. Die drei Techriesen erzielten in diesem Zeitraum Gewinne von fast 57 Milliarden Dollar (48,3 Mrd. Euro). Die Aussichten sind aber gebremst.

Alle drei Unternehmen gaben Dienstagabend nach Börsenschluss die Zahlen bekannt, die noch besser waren, als Analysten erwartet hatten. Bei Google war vor allem die gestiegene Onlinewerbung für die guten Zahlen verantwortlich. Apple profitierte von einem höheren Verkauf von Mac-Computern und iPad-Tablets für das Arbeiten und Lernen von Zuhause. Bei Microsoft sorgte der Cloud-Boom für mehr Geschäft.

36 Prozent mehr Umsatz, insgesamt 81,4 Milliarden Dollar, erzielte Apple im zweiten Quartal im Jahresvergleich. Davon blieb ein Gewinn von 21,7 Milliarden Dollar übrig. Der Umsatz beim iPhone-Geschäft stieg um fast die Hälfte, auch Mac- und iPad-Verkäufe legten zu. Das Wachstum ist laut Apple-Chef Tim Cook auch auf das gute Geschäft in China zurückzuführen.

 Besucher im Apple Store von Los Angeles
Reuters/Lucy Nicholson
Die Nachfrage nach iPhones, iMacs und iPads ist weiter gestiegen

Lieferengpässe bremsen Wachstum

Für das dritte Quartal erwartet Apple wieder ein zweistelliges Wachstum, aber gebremster. Denn besonders Apple bekommt zusehends die Lieferengpässe in der Elektronikbranche zu spüren. Hier fehlen insbesondere Halbleiter. Apple hatte schon für das zweite Quartal aufgrund knapper Bauteile um drei bis vier Milliarden Dollar niedrigere Erlöse erwartet. Die Belastung sei aber geringer ausgefallen, hieß es von Apple-Finanzchef Luca Maestri. Er warnte aber, dass sich die Lieferengpässe im laufenden Quartal stärker auswirken werden.

Ungemach droht dem US-Konzern durch das Wettbewerbsrecht. Apple verlangt von App-Anbietern eine Gebühr zwischen 15 bis 30 Prozent des erzielten Umsatzes, beispielsweise beim Abschluss von Abos oder In-App-Käufen. Der „Fortnite“-Macher Epic Games geht dagegen gerichtlich vor. Und auch das Bundeskartellamt will US-Technologiekonzerne wie Apple stärker unter die Lupe nehmen.

Gewinn bei Alphabet mehr als verdoppelt

Eine noch größere Umsatzsteigerung – um 62 Prozent auf rund 61,9 Milliarden Dollar – erzielte Google-Mutter Alphabet im zweiten Quartal. Der Gewinn sprang im Jahresvergleich von sieben Milliarden Dollar auf 18,5 Milliarden. Tragende Säule dieses Wachstums ist die Onlinewerbung bei Googles Suchmaschine.

Alphabet Kursentwicklung auf Anzeigetafel in Nasdaq
AP/Richard Drew
Der Kurs von Alphabet ist in den vergangenen Jahren gestiegen

Auch die Videoplattform YouTube konnte ihre Werbeerlöse auf sieben Milliarden Dollar fast verdoppeln. Das Wachstum bei den Werbeausgaben ist vor allem auf den Einzelhandel, die Reisebranche und Finanzdienstleister zurückzuführen, hieß es von Alphabet. Bei den Cloud-Diensten gab es ebenfalls einen Anstieg. Hier liegt Alphabet aber deutlich hinter Amazon und Microsoft.

Die „anderen Wetten“ von Alphabet mit potenziellem Zukunftsgeschäft wie selbstfahrende Autos und Lieferdrohnen steigerten den Umsatz von 148 auf 192 Millionen Dollar. Zugleich weiteten sich ihre operativen Verluste auf knapp 1,4 Milliarden Dollar aus. Das waren fast 300 Millionen Dollar mehr als vor einem Jahr. Die Alphabet-Aktie legte dennoch nachbörslich um rund drei Prozent zu. In deren Sog zogen auch die Aktien von Facebook an, das auch einen Großteil seiner Einnahmen mit Werbung erzielt.

Kursverluste bei Microsoft trotz Wachstums

Die Cloud-Dienste, die Unternehmen und Apps IT-Dienste und Speicherplatz im Netz bieten, ließen die Zahlen von Microsoft steigen. Zwischen April und Juni stieg der Nettogewinn um 47 Prozent auf 16,5 Milliarden Dollar. Die PC-Sparte, zu der neben Windows-Software auch Hardware-Produkte wie die Spielkonsole Xbox und „Surface“-Tablets gehören, legte beim Umsatz um neun Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar zu.

Dagegen gab der Umsatz mit Inhalten und Diensten für die Xbox-Spielekonsole nach. Das sei ein mögliches Zeichen, dass der Gaming-Boom während der Coronavirus-Pandemie vorbei sein könnte, sagte der Analyst Paolo Pescatore von PP Foresight. Obwohl die Zahlen besser als erwartet ausfielen, reagierte die Aktie nachbörslich zunächst mit deutlichen Kursverlusten. Allerdings legten die Papiere in diesem Jahr bereits um knapp 30 Prozent zu. Angesichts der Marktkapitalisierung von fast 2,2 Billionen Dollar sprechen einige Analysten von einer Überbewertung der Papiere.