Grafik zum Impffortschritt in Österreich
ORF.at
Impffortschritt

Große regionale Unterschiede

Mittlerweile ist mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die 50-Prozent-Marke ist am Mittwoch überschritten worden. Allerdings gibt es beim Impffortschritt deutliche regionale und lokale Unterschiede, wie eine neue Visualisierung der Daten nach Gemeinden von ORF.at zeigt.

Dass die Voraussetzungen, mit den CoV-Impfungen rasch voranzukommen, länderweise und regional unterschiedlich sein werden, war von vornherein klar. In dünn besiedelten Flächenbezirken sind die Herausforderungen andere als in Städten. Das war auch immer eines der zentralen Argumente dafür, die Organisation der Impfungen nicht zentral, sondern über die Länder abzuwickeln.

Doch eine Österreich-Karte des Impffortschritts in den einzelnen Gemeinden zeigt, mit Ausnahme Vorarlberg, doch ein generelles Ost-West-Gefälle. Östlich der Enns – in Niederösterreich, Wien und im Burgenland, aber auch in der Steiermark finden sich deutlich mehr Gemeinden, in denen 57,1 Prozent der Bevölkerung vollständig immunisiert sind, als etwa in Oberösterreich, Salzburg oder Tirol.

Skepsis in zwei Bundesländern besonders hoch

Eine Ursache ist eine offenbar unterschiedliche Wahrnehmung der Impfaktion im Osten und im Westen des Landes. Einer aktuellen Umfrage des Gallup-Inistuts zufolge sind die Menschen in Salzburg und Oberösterreich einer CoV-Impfung gegenüber besonders skeptisch. In Salzburg war rund ein Drittel der Befragten Impfskeptikerinnen und Impfskeptiker. In Oberösterreich ist deren Anteil laut Umfrage ähnlich hoch. Zum Vergleich: In den anderen sieben Bundesländern zeigte sich nur jeder oder jede Fünfte skeptisch.

Studienautorin Andrea Fronaschütz kann diesen deutlichen Unterschied selbst nicht erklären. Regionale Besonderheiten bei Umfragen hätten aber üblicherweise regionale Ursachen. Das gilt laut Fronaschütz auch im Zusammenhang mit der Pandemie.

Speckgürtel auch Impfgürtel

Im Gros der an Wien angrenzenden Gemeinden ist die Impfrate höher als in Wien selbst. Wien ist beinahe lückenlos von einem dunkelgrünen Ring an Gemeinden mit Impfraten jenseits der 57 Prozent umgeben. In Niederösterreich sind weiters die „impffortschrittlichsten“ Gemeinden vor allem auf Wein- und Waldviertel konzentriert.

Mit dem Einpendeln nach Wien – in der Hauptstadt wurden auch viele niederösterreichische und burgenländische Pendlerinnen und Pendler geimpft – allein lässt sich das wohl nicht erklären. Denn im südlichen Einzugsgebiet, dem Industrieviertel, ist die Impfrate deutlich niedriger.

Das Burgenland, insgesamt das Bundesland mit der aktuell höchsten Impfrate (56,53 Prozent), weist die höchsten Impfraten in den Gemeinden rund um den Neusiedler See und entlang der ungarischen Grenze auf. Der Neusiedler See ist die wichtigste touristische Region des Burgenlands.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt österreichweit mittlerweile wieder bei über 30 und dürfte in den nächsten Wochen weiter deutlich ansteigen.

Wenig Geimpfte rund um Wilden Kaiser

Aus den reinen Impfdaten bzw. der Impfkarte nicht erklären lassen sich die regionalen, ja lokalen Unterschiede. Auffällig ist in Tirol etwa ein dunkelgrünes Band an Gemeinden vom Achensee bis ans Ende des Zillertals, das Tirol in Nordsüd-Richtung durchläuft – es ist im Wesentlichen der Bezirk Schwaz. Allerdings wurde in dem Bezirk wegen einer dort zu Jahresbeginn besonders verbreiteten, von Südafrika-Rückkehrern mitgebrachten Mutation besonders früh geimpft. Die Region etwa rund um den Wilden Kaiser ist dagegen großteils nur blassgrün (weniger als 43,6 Prozent Impfrate). In Ischgl, dem ersten heimischen Hotspot der Pandemie, ist die Impfrate mit 56,8 Prozent vergleichsweise hoch.

Viele mögliche Faktoren

Neben Skepsis gegenüber einer Impfung gibt es eine Vielzahl weiterer möglicher Faktoren: Die Alterstruktur in den Gemeinden unterscheidet sich teils erheblich – und die Durchimpfung bei den Älteren ist um ein Vielfaches höher als etwa bei den über Zwölfjährigen.

Dazu kommen lokale Faktoren wie Bürgermeister, die durch ihre Haltung zur Impfung die Menschen beeinflussen können, bis hin zum Organisatorischen, etwa der einfache Zugang zu einer Impfung. Wenn es eine Arztpraxis in der Gemeinde, in der man sich impfen lassen kann, kann das die Impfquote erhöhen. Auch niederschwellige Impfaktionen mit einem Anreiz verbunden können dabei wohl helfen – mehr dazu in ooe.ORF.at.