Straßenszene in Tokio
AP/Yomiuri Shimbun/Kaoru Tachibana
Erstmals über 10.000 neue Fälle

Japan kämpft mit rasantem CoV-Anstieg

Schon im Vorfeld der Olympischen Spiele in Japan haben Experten davor gewarnt, diese während der Pandemie abzuhalten. Während der Wettbewerbe kämpft das Land nun mit einem drastischen Anstieg der Neuinfektionen. Am Donnerstag überschritt diese Zahl erstmals die Marke von 10.000. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie auch das offizielle Tokio sehen keinen Zusammenhang mit den Olympischen Spielen.

Der Anstieg der Zahl der Infektionen habe nichts mit Olympia zu tun, sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike am Donnerstag. Auch IOC-Sprecher Mark Adams sieht keinen Zusammenhang mit den Infektionen bei den Sportlern und deren Umfeld und dem starken Anstieg im Land. Es herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Dennoch infizierten sich bisher 20 Sportler mit dem Coronavirus.

Die Zahl der positiven Tests im Umfeld der Athleten und Athletinnen stieg auf über 190. Im Quarantänehotel in Tokio befinden sich derzeit etwa der US-Stabhochsprung-Weltmeister Sam Kendricks und der deutsche Radprofi Simone Geschke. Die Namen weiterer infizierter Athleten wurden nicht bekanntgegeben.

Notstand in Tokio verlängert

Indirekt könnten die Olympischen Spiele beim Anstieg der CoV-Infektionen in der japanischen Bevölkerung schon eine Rolle spielen. Gerade in Tokio stieg die Zahl der registrierten Neuinfektionen am Donnerstag den dritten Tag in Folge auf einen Höchststand von 3.865 Fällen. Im Zuge der fröhlichen Olympiastimmung und den Erfolgen der japanischen Athleten und Athletinnen nähmen viele Menschen das Coronavirus nicht mehr so ernst, argumentierte der japanische Psychologe Harada Takayuki.

Passant vor Installation der Olympischen Ringe in Tokio
Reuters/Kim Kyung-Hoo
Auch im Umfeld der Olympischen Spiele gab es fast 200 CoV-Infektionen

Sie sähen, dass es scheinbar kein Problem ist, dass Menschen aus aller Welt zu den Spielen kommen, und würden nun glauben, das Coronavirus sei „keine große Sache“. Angesichts des nunmehr vierten, bis Ende August verlängerten Notstands für Tokio setze ein Gewöhnungseffekt ein. Gouverneurin Koike sieht in den Aktivitäten junger Menschen den Schlüssel, um die Infektionen in den Griff zu bekommen. Derzeit dominierten die Infektionen in der Altersgruppe der rund 30-Jährigen und jünger.

Nach einer Welle bis Mai sanken danach die Neuinfektionen in dem 125 Millionen Einwohner zählenden Land. Experten zufolge hätten die neuen Fälle auf unter 100 pro Tag in Tokio fallen müssen, um sichere Spiele abhalten zu können. Sie fielen zwar unter rund 400 pro Tag, aber seit Ende Juni stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder an.

Druck auf Gesundheitssystem

Der wichtigste CoV-Berater der japanischen Regierung, Shigeru Omi, warnte vor einer Überlastung des Gesundheitssystems: „Wenn das Krisenbewusstsein nicht geteilt wird, wird der Druck auf das Gesundheitssystem früher oder später noch gravierender.“ Einige Spitäler begannen bereits, Operationen zu verschieben.

Japan: CoV-Lage spitzt sich zu

In Japan, wo gerade die Olympischen Sommerspiele stattfinden, spitzt sich die CoV-Lage weiter zu. Landesweit ist die Zahl der Neuinfektionen auf einen Höchststand gestiegen. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie gibt es in Japan mehr als 10.000 CoV-Fälle an einem Tag.

Japan habe bisher noch nie so eine schnelle Ausbreitung der Infektionen gesehen, so Omi. Außer Impfungen gebe es nicht viele Faktoren, die Infektionen zu senken. Bisher ist etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung durch Impfung vollimmunisiert. In Österreich ist nun mehr als die Hälfte der Bevölkerung vollständig geimpft.

„Wir haben noch nie eine Ausbreitung der Infektionen in diesem Ausmaß erlebt“, sagte Kabinettschef Katsunobu Kato. Drei weitere an Tokio angrenzende Präfekturen wollten Premierminister Yoshihide Suga ersuchen, in diesen Gebieten ebenfalls den Ausnahmezustand zu verhängen. Darüber soll am Freitag entschieden werden.