Nächtliche Straßenszene auf Mykonos
Reuters/Louiza Vradi
Griechenland

Besorgnis über CoV-Lage auf Partyinseln

Griechenland zeigt sich aufgrund der Coronavirus-Lage auf den Urlaubsinseln Mykonos und Ios besorgt. Verstärkte Polizeipräsenz soll nun dafür sorgen, dass die Coronavirus-Bestimmungen in Bars und Lokalen strikter eingehalten werden. Auch weitere Verschärfungen stehen angesichts des Anstiegs an CoV-Fällen im Raum.

„Die Delta-Variante hat dafür gesorgt, dass alle Länder jetzt und nicht erst – wie erwartet – im November mit der vierten Welle umgehen müssen“, wird der griechische Tourismusminister Haris Theoharis im „Guardian“ zitiert. Er kritisiert, dass die CoV-Regeln von vorrangig jungen Gästen, die sich in Bars und Lokalen drängeln, nicht eingehalten würden.

Man wolle nun für mehr Balance sorgen, so der Minister: Um mehr Kontrollen der CoV-Regeln durchführen zu können, ist deshalb nun die Polizeipräsenz auf den Hotspot-Inseln deutlich verstärkt worden. Waren im Vorjahr 56 Polizisten auf Mykonos im Einsatz, so sind es aktuell 186. Auch auf die Insel Ios wurden am Donnerstag 30 zusätzliche Polizisten sowie Sicherheitsbeamte und verdeckte Ermittler entsandt.

Menschen in einer Bar in Griechenland
Reuters/Louiza Vradi
Die beliebte Partyinsel Mykonos bekommt die CoV-Lage nicht in den Griff

„Einen Schritt“ von Verschärfungen entfernt

Mykonos und Ios seien nur „einen Schritt“ vor der Einführung schärferer CoV-Maßnahmen entfernt, wie Nikos Hardalias, stellvertretender Zivilschutzminister, sagte. Besorgnis herrscht aber auch aufgrund der Situation auf den Inseln Zakynthos, Tinos, Lefkada, Santorini, Paros und Rhodos. Auf der ECDC-Ampel sind insgesamt 13 Inseln in der Südlichen Ägäis seit Donnerstag dunkelrot eingefärbt – das bedeutet, dass vor nicht notwendigen Reisen in die Region abgeraten wird.

Mykonos ist als beliebtes Reiseziel überwiegend wohlhabender Menschen aus Ländern im östlichen Mittelmeer bekannt. Zudem verbringen Topfußballspieler, Schauspielerinnen und andere Prominente ihre Ferien auf der kleinen Kykladeninsel. Immer wieder fanden dort Partys mit Hunderten Gästen, bei denen Menschen ohne Abstand und ohne Maske die ganze Nacht feierten, statt.

Menschen in einer Bar in Griechenland
Reuters/Louiza Vradi
Bereits Mitte Juli wurde in Mykonos ein einwöchiges nächtliches Ausgehverbot verhängt

Einwöchiges Musik- und Partyverbot in Mykonos

Mitte Juli galt dort aufgrund der Coronavirus-Lage für sieben Tage ein nächtliches Ausgehverbot – Musik und Partys waren verboten. Am Mittwoch warnte der Zivilschutzminister Michalis Chrisochidois davor, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis ein ähnliches Verbot auf Ios umgesetzt werde. Ios ist aufgrund seiner Bars, Diskos und Clubs vor allem bei jüngeren Partytouristen beliebt.

Griechenland weist laut den ECDC-Daten (Stand Donnerstag) aktuell eine 14-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen 14 Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, von 346 auf. Die Inzidenz auf den Inseln Mykonos und Ios ist noch höher. Das 10,7-Millionen-Einwohner-Land zählt 485.000 CoV-Fälle sowie fast 13.000 CoV-Tote seit Beginn der Pandemie. Die meisten Neuinfektionen werden derzeit bei jungen Menschen – zwischen 20 und 30 Jahren – verzeichnet.

Die CoV-Neuinfektionen schnellten in den vergangenen Wochen in die Höhe, nachdem die Regierung Maßnahmen gelockert und das Nachtleben freigegeben hatte. Seither ist Athen bemüht, den Anstieg unter Kontrolle zu behalten. So wurde unter anderem für Beschäftigte im Gesundheitssektor eine Impfpflicht verfügt, und in geschlossenen Räumen von Gastronomie, Theatern und Kinos haben nur noch Geimpfte Zutritt. Unter anderem gilt in Bars und Clubs ein Tanzverbot. Bei Krawallen auf einer Anti-Impf-Demo nahm die griechische Polizei am Samstagabend 25 Menschen vorübergehend fest. Zuvor hatten sich nach Angaben der Behörden mehrere tausend Menschen auf dem zentralen Athener Syntagma-Platz versammelt.

Jeder Zweite mindestens teilgeimpft

Rund 53 Prozent der Bevölkerung gelten laut Daten von Our World in Data als mindestens teilgeimpft, rund 47 Prozent sind vollständig geimpft. Seit einigen Tagen werden im Land auch Impfungen für Jugendliche im Alter von Zwölf bis 15 Jahren empfohlen. Diese könnten das Vakzin von Biontech und Pfizer sowie von Moderna bekommen, sagte die Chefin des Impfkomitees, Maria Theodoridou.

Die Einbeziehung dieser Gruppe in das allgemeine Impfprogramm könne helfen, andere gesundheitsgefährdete Jugendliche und Angehörige zu schützen und den Weg für Schulöffnungen im September zu ebnen. Die griechische Regierung bietet unter anderem Bargeld und kostenlose mobile Daten für Jugendliche, um die Impfquote zu steigern.