Das Containerschiff „The Mercer Street“
Reuters/Johan Victor
Israel – Iran

Angriff auf Tanker facht Konflikt an

Der Angriff auf einen Öltanker im Persischen Golf facht den Konflikt zwischen Israel und dem Iran neu an. Israel, die USA und Großbritannien machen Teheran für die Attacke verantwortlich, der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett drohte mit Vergeltung. Die iranische Regierung weist die Vorwürfe zurück.

Der von der Firma eines israelischen Unternehmers betriebene Öltanker „MT Mercer Street“ war am Donnerstag vor der Küste des Oman angegriffen worden. Ein rumänisches und ein britisches Besatzungsmitglied wurden dabei getötet. Israels Premier Bennett erklärte, es lägen „nachrichtendienstliche Beweise“ für die Schuld des Iran vor. „Wir erwarten, dass die internationale Gemeinschaft dem iranischen Regime klarmacht, dass es einen schweren Fehler begangen hat.“

Und weiter: „Auf jeden Fall wissen wir, wie wir dem Iran auf unsere Weise eine Botschaft übermitteln können.“ Israels Außenminister Yair Lapid bezeichnete den Iran auf Twitter als „Exporteur von Terror, Zerstörung und Instabilität, die uns allen schaden“.

USA: „Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Angriff“

Unterstützung erhielt Bennett am Sonntag von US-Außenminister Anthony Blinken. Nach Prüfung der Beweise gehe die US-Regierung davon aus, dass der Iran den Angriff am 29. Juli mit Hilfe von explodierenden Drohnen durchgeführt habe, sagte Blinken. „Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Angriff“, betonte der Außenminister. Teherans Handeln bedrohe die Freiheit der Seefahrt, den internationalen Handel und die Besatzung der Schiffe.

Nach Angaben der Betreiberfirma Zodiac Maritime war der Tanker zum Zeitpunkt des Angriffs ohne Fracht auf dem Weg vom tansanischen Daressalam nach Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach der Attacke setzte die Besatzung einen Notruf ab, auf den nach Angaben Washingtons US-Marineangehörige reagierten. Sie seien zur Unterstützung der Besatzung an Bord der „MT Mercer Street“ gegangen und hätten dort auch Belege für den Angriff gesehen.

„Wir glauben, dass dieser Angriff vorsätzlich und gezielt war und eine klare Verletzung des internationalen Rechts durch den Iran darstellt“, erklärte auch der britische Außenminister Dominic Raab. Britische Untersuchungen hätten ebenfalls ergeben, dass es „sehr wahrscheinlich“ sei, dass der Iran das Schiff am 29. Juli vor der Küste Omans mit zwei Drohnen angegriffen hat.

Iran bestreitet Vorwürfe

Die iranische Regierung bestritt die von Israel erhobenen Vorwürfe. Das „zionistische Regime“ müsse seine Anschuldigungen gegenüber Teheran einstellen, sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh am Sonntag. Der Iran werde „nicht zögern, seine Interessen und seine nationale Sicherheit zu verteidigen“.

In der Golfregion gibt es immer wieder Angriffe auf Schiffe, die Experten als Teil eines Schattenkrieges zwischen Israel und dem Iran werten. Die auf maritime Sicherheit spezialisierte Beratungsfirma Dryad Global erklärte, seit Februar habe es bereits fünf Attacken auf Schiffe die in Verbindung mit Israel stünden, gegeben. Im selben Zeitraum seien zwei Schiffe mit Verbindungen zum Iran angegriffen worden.

Die Attacke auf den Tanker ereignete sich vor dem Hintergrund der schwierigen Gespräche über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran. Die Gespräche in Wien, an denen indirekt auch die USA teilnehmen, waren ausgesetzt worden, sollen aber nach der Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi fortgesetzt werden.