Hubschrauber über einem Feuer beim Le Capannine Strand in Catania, Sizilien
Reuters/Roberto Viglianisi
Schwere Brände

Italien bittet EU um weitere Löschflugzeuge

In der Türkei, in Griechenland und Italien wüten derzeit schwere Waldbrände. In Mittel- und Süditalien sind mehrere Brände längst außer Kontrolle, weshalb Rom nun die EU gebeten hat, weitere Löschflugzeuge zu entsenden.

Da alle Canadair-Flugzeuge des italienischen Zivilschutzes bereits bei Löscharbeiten im Einsatz sind, bat Italien um die Hilfe anderer EU-Länder, teilte die Regierung in Rom am Sonntagabend mit. „Gestern hatten wir einen dramatischen Tag“, sagte Fabrizio Curcio, Chef der Zivilschutzbehörde am Montag im italienischen Sender Canale 5. Er beantragte die Aktivierung des europäischen Mechanismus, mit dem aus anderen EU-Ländern etwa Löschflugzeuge zur Unterstützung nach Italien kommen könnten.

Von den Bränden besonders stark betroffen war am Sonntag die mittelitalienische Region Abruzzen. Dramatische Szenen spielten sich in der Adria-Stadt Pescara ab, in deren südlichem Teil ein schwerer Brand ausbrach. Bereits letzte Woche hatte Rom für die Bekämpfung der Brände auf Sardinien andere EU-Staaten um Löschflugzeuge gebeten.

Löschen mit Kübeln und Gartenschlauch

Betroffen war ein bekannter Pinienhain, die Flammen erreichten die Häuser. Einige Menschen, die gegen die Flammen kämpften, wurden verletzt. An den Stränden kam es zu einer Massenpanik, da der Wind Funken aus dem brennenden Wald bis zum Strand wehte. Badegäste flüchteten vom Strand.

Bewohnerinnen und Bewohner rannten mit Kübeln und Gartenschläuchen auf die Straße, um ihre Häuser zu retten, während die Flammen immer näher rückten. Löschflugzeuge und Dutzende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Am Montag berichtete die Nachrichtenagentur ANSA auch von zahlreichen Fahrgästen, die im Hauptbahnhof der norditalienischen Stadt Bologna die Nacht verbringen mussten. Bologna ist ein zentraler Knotenpunkt im Netz der italienischen Eisenbahn. Viele Züge in Richtung Süditalien und Adria hatten wegen der Brände dort Verspätung oder fielen aus. Einige Autobahnstrecken mussten geschlossen werden, weil die Flammen die Fahrbahn fast erreicht hatten.

Campingplätze evakuiert

In dem süditalienischen Badeortschaft Campomarino Lido in der Region Molise wurden wegen Brandgefahr 97 Touristen von drei Campingplätzen von der Küstenwache per Schiff in Sicherheit gebracht, nachdem sich die Flammen ausgebreitet hatten. Weitere 900 Badegäste verließen die Ortschaft aus Angst vor den Bränden.

Schwere Brände tobten am Sonntag auch auf Sizilien, in Apulien sowie in der süditalienischen Provinz Campobasso. Seit Tagen lodern vor allem in Süditalien und auf den großen Inseln Feuer. Auch der Westen Sardiniens war besonders betroffen. Dort brannten Wälder und Häuser ab. Rettungskräfte mussten Menschen in Sicherheit bringen.

Hitze und Brände machen südlichen Urlaubsländern zu schaffen

Die schwelenden Brände und die enorme Hitze bereiten den südlichen Urlaubsländern weiterhin Probleme. In Griechenland mussten 16 Menschen im Krankenhaus behandelt werden, weil sie Rauch eingeatmet hatten.

Brände werden oft gelegt

Stand Sonntagabend sprach die Feuerwehr von mehr als 1.500 Einsätzen landesweit. Fast 5.160 Feuerwehrleute und 15 Löschflugzeuge seien den Tag über im Einsatz gewesen. Auf ihrem Telegram-Kanal teilte die Feuerwehr zudem mit, dass sie in dieser Waldbrandsaison seit dem 15. Juni landesweit rund 37.400 Einsätze wegen Wald- und Buschbränden hatte. Das seien 16.000 mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

Trockenheit, Hitze und starke Winde sorgen immer wieder dafür, dass sich die Brände ausbreiten. Obwohl die Strafen für Brandstiftung sehr streng sind und vier bis zehn Jahre Gefängnis drohen, sind Feuer nach wie vor eine sommerliche Plage in Italien. Viele werden aus bauspekulativen Gründen gelegt. Vor allem im Süden wolle man dadurch aber auch die staatliche Aufforstung erzwingen, berichteten Experten. Dafür würden dann Arbeitslose aus der Region eingesetzt.

Situation auch in anderen Touristengebieten angespannt

Auch in anderen beliebten Urlaubsländern bleibt die Situation angespannt. Auf dem griechischen Peloponnes mussten Einwohner und Touristen in Sicherheit gebracht werden. Unterdessen meldeten die Einsatzkräfte einen neuen Brand auf der Insel Rhodos, der aber mittlerweile unter Kontrolle ist. Die Hitze lässt auch nicht nach: Nach einem Wochenende mit Werten um die 44 Grad steigen die Temperaturen in dem Land von Tag zu Tag weiter. Am Montag und Dienstag werden Werte von bis zu 47 Grad erwartet, wie die zuständige Behörde mitteilte.

Satellitenbild der türkischen Mittelmeer-Küste vom 1.8.2021, kombiniert mit Brandherden aus dem NASA-Feuerwarnsystem FIRMS, für denselben Tag.

Besonders heftig ist die Situation in der Türkei, wo die Flammen immer wieder durch starke Winde angefacht werden. Im beliebten Urlauberort Bodrum wurde laut dem Sender CNN Türk ein ganzes Viertel evakuiert, 540 Menschen mussten per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Straßen nicht mehr benutzbar waren. Auch im Urlaubsort Antalya gab es dem Sender NTV zufolge Evakuierungen.

Auch in Spanien kämpfte die Feuerwehr am Wochenende gegen einen Brand in der Nähe des rund 70 Kilometer östlich von Madrid gelegenen Stausees San Juan. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, sich von der beliebten Badestätte fernzuhalten.

Van der Bellen verweist auf Klimakrise

Bundespräsident Alexander Van der Bellen machte auf die Klimakrise aufmerksam: „Verheerende Waldbrände wüten in Italien, Griechenland und der Türkei. Die Einsatzkräfte tun alles, um Einwohner und Touristen in Sicherheit zu bringen. In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern dieser Katastrophe, bei allen, die ihr Hab und Gut verloren haben“, schrieb der Bundespräsident im Kurznachrichtendienst Twitter. Die globale Erderwärmung erhöhe die Brandgefahr. „Es ist eine einfache Wahrheit: Wir müssen vom Reden schneller ins Tun kommen, um die Klimakrise zu bekämpfen“, so der Bundespräsident.