Menschen beim EInkaufen auf einem Markt in Ankara.
APA/AFP/Adem Altan
Türkei

Inflation bereits bei 19 Prozent

Was für Türkei-Urlaubende ein Vorteil ist, wird für die Menschen im Land zusehends zu einer Katastrophe: Die Teuerungsrate in dem Land, das in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, ist auf 18,95 Prozent gestiegen und nähert sich damit bedrohlich der 20-Prozent-Marke.

Im Juli seien die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 18,95 Prozent gestiegen, teilte das türkische Statistikamt am Dienstag mit. Im Juni war die Inflationsrate bei 17,5 Prozent und im Mai bei 16,6 Prozent gelegen. Zuletzt war die türkische Inflationsrate Anfang 2019 über der Marke von 20 Prozent gelegen.

Fachleute wurden von der Stärke des Preissprungs im Juli überrascht. Sie hatten nur mit einer Inflationsrate von 18,6 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 1,8 Prozent.

Lebensmittel besonders verteuert

Getrieben wurde der Anstieg vor allem durch steigende Lebensmittelpreise. Lebensmittel waren im Juli im Schnitt 24,9 Prozent teurer als vor einem Jahr. Im Juni war der Anstieg noch bei 20 Prozent gelegen und im Mai bei 17 Prozent.

Die Erzeugerpreise der Unternehmen stiegen im Juli sogar um 44,9 Prozent. Die steigenden Herstellungskosten der Unternehmen dürften mit einiger Verzögerung auch auf die allgemeinen Verbraucherpreise durchschlagen.

Hohe Arbeitslosigkeit

Der niedrige Kurs der türkischen Lira verteuert die Einfuhren, gleichzeitig steigen seit geraumer Zeit weltweit die Rohstoffpreise. Der Inflationsdruck dürfte also hoch bleiben. Das Land steckt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die sich auch in hoher Arbeitslosigkeit niederschlägt.

Zuletzt hatte die türkische Notenbank vor dem Hintergrund der starken Teuerung an der Hochzinspolitik festgehalten und den Leitzins auf der Zinssitzung im Juli bei 19,0 Prozent belassen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich allerdings immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und mit Personalwechseln an der Spitze der Notenbank Druck ausgeübt – vor allem aber auch die internationalen Investoren vor den Kopf gestoßen und so nach Ansicht vieler Beobachter zur Verschlechterung der Lage in den letzten zwei Jahren selbst beigetragen.

So hatte die Notenbank des Landes versucht, mit Zinserhöhungen die Teuerung in den Griff zu bekommen. Im Herbst 2019 war die Inflationsrate zeitweise bis auf 8,55 Prozent gefallen. Seitdem hat sie sich mehr als verdoppelt.

Die neuen Inflationsdaten könnten die zuletzt vorsichtig positive Tendenz der Lira wieder gefährden. Im ersten Halbjahr hatte die Landeswährung dramatisch an Wert verloren. Dass die Notenbank zuletzt Erdogans Drängen nach Zinssenkung nicht nachgegeben hatte, hatte das Vertrauen mancher Investoren geweckt und die Lira leicht ansteigen lassen. Die dramatische Teuerungsrate dürfte nun den Druck auf die Notenbank aber weiter erhöhen.