Feuerwehrleute versuchen einen Waldbrand nördlich von Athen zu löschen
Reuters/Giorgos Moutafis
Südeuropa

Brände erreichen Vororte von Athen

Die Brände in Griechenland werden zunehmend gefährlicher. In den nördlichen Vororten Varybobi und Acharnes der griechischen Hauptstadt Athen geriet ein Brand außer Kontrolle, die Bewohner und Bewohnerinnen mussten ihre Häuser verlassen. Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Einsatz, auch in der Türkei spitzt sich die Lage zu.

Der Brand nahe der griechischen Hauptstadt breite sich rasant von einem Wald auf bewohnte Gebiete aus, teilte der Gouverneur der Region Giorgos Patoulis mit und rief alle Menschen auf, das Gebiet umgehend zu verlassen. „Verlassen Sie sofort Ihre Häuser“, sagte auch der Bürgermeister von Acharnes, Spyros Vrettos, im TV-Sender ERT. Dicke Rauchschwaden waren aus allen Stadtteilen Athens sichtbar.

„Hinter uns ist die Hölle“, rief ein Einwohner aus seinem Auto heraus Reportern zu. Mehrere verwirrte Pferde liefen durch die Straßen der Ortschaft Varybobi. Die Besitzer eines Reitclubs hatten die Tiere zuvor freigelassen, angesichts einer Feuerfront, die auf sie zukam, berichteten Reporter an Ort und Stelle.

Löschhubschrauber versucht einen Waldbrand nördlich von Athen zu löschen
APA/AFP/Lydia Veropoulou
Hubschrauber und Flugzeuge versuchen aus der Luft die Brände zu löschen

Bis zum Abend mussten vier große Ortschaften evakuiert werden, bis zum Abend wurde der Brand aus der Luft bekämpft, dann blieben die Bodenkräfte im Einsatz. „Unser primäres Ziel ist, Menschenleben zu retten“, sagte der griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrysochoidis nach einer Krisensitzung im Fernsehen. Hunderte Feuerwehrleute und Sicherheitsbeamte sollen auch über die Nacht im Einsatz sein.

Landesweit 40 Brände

Brände brachen auch auf der Insel Euböa, der Halbinsel Peloponnes und auf den Urlaubsinseln Kos und Rhodos aus. Auf Rhodos kämpfte die Feuerwehr bereits in der Nacht zum Dienstag gegen einen Wald- und Buschbrand in einer Schlucht nahe dem Dorf Maritsa, das Dorf musste evakuiert werden. Insgesamt wurden Dienstagabend landesweit Dutzende Brände gezählt, so ein Sprecher des Zivilschutzes. Informationen über Opfer gab es nicht.

Brände erreichen Vororte von Athen

Die seit Tagen tobenden Brände in Griechenland haben nun auch die Vororte der Hauptstadt Athen erreicht.

Fachleute befürchteten seit Tagen, dass Brände solchen Umfangs wie bei Athen ausbrechen könnten. Ganz Griechenland wird seit mehr als einer Woche von einer historischen Hitzewelle heimgesucht. In Athen zeigte das Thermometer am Dienstag 44 Grad, bei Langadas nahe Thessaloniki wurden 47 Grad gemessen.

Mehrere Tote bei Bränden in der Türkei

In der Türkei ist vorerst ebenfalls keine grundlegende Besserung in Sicht. Dort starben bisher acht Menschen bei den Bränden, zuletzt wurde laut türkischen Medien ein deutsch-türkisches Ehepaar leblos auf einem Weg in der Nähe ihres Hauses in Manavgat in der Region Antalya gefunden.

Am Nachmittag bewegten sich die Flammen auf ein Kohlekraftwerk im Südwesten des Landes zu. „Die Situation ist sehr ernst, die Flammen sind bis an den Rand des Kraftwerks gekommen“, twitterte der Bürgermeister von Milas, Muhammet Tokat. Spanien und Kroatien entsandten je ein Löschflugzeug, nachdem die Türkei um europäische Hilfe gebeten hatte. Bereits jetzt sind Maschinen aus dem Iran, Russland, der Ukraine und Aserbaidschan im Einsatz.

156 Brände sind laut der türkischen Kommunikationsdirektion in der vergangenen Woche in dem Land ausgebrochen. Davon seien bis zum Dienstagmorgen 146 unter Kontrolle gebracht worden. Die Brände toben vornehmlich an der Mittelmeer-Küste, besonders betroffen sind die Regionen Antalya, Mugla aber auch Adana. Etliche Regionen wurden evakuiert, viele Dörfer und Landstriche wurden von den Flammen zerstört, zahlreiche Tiere konnten nicht gerettet werden.

Leichte Entspannung in Italien

In Italien, wo zuletzt im Süden des Landes auf den großen Inseln und teilweise an der Adriaküste ebenfalls heftige Waldbrände tobten, entspannte sich die Situation etwas, wie die Feuerwehr mitteilte. Dienstagfrüh wurden landesweit 1.130 Einsätze in den zurückliegenden 24 Stunden wegen Buschfeuern gemeldet.

Die Polizei nahm am Montag zwei Brandstifter auf Sizilien fest. Die Carabinieri hätten die beiden Männer im Alter von 80 und 25 Jahren auf frischer Tat in der zentralen Provinz Enna ertappt, hieß es in einer Mitteilung. Frankreich schickte zwei Löschflugzeuge zur Unterstützung. Italien hatte über den EU-Mechanismus für Katastrophenschutz um Hilfe gebeten.

In der Küstenstadt Pescara in der Region Abruzzen brannten zuletzt Pinien und Kiefern in einem bekannten Naturreservat. Die Polizei nahm hier die Ermittlungen zur Ursache auf. Häuser wurden evakuiert und zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht. Auch in Apulien kämpften die Einsatzkräfte Tag und Nacht gegen Flammen in der Stadt Gravina in Puglia. In der kleinen Region Molise mussten bei Campobasso am Montag ungefähr 1.000 Menschen zeitweise wegen der Flammen ihre Häuser verlassen.

Neue Hitzewelle erwartet

Auch in Bulgarien tobten bei Temperaturen um 40 Grad und Trockenheit weiter Wald- und Flächenbrände. Betroffen war am Dienstag vor allem der Süden des Landes, wo die zweithöchste Alarmstufe Orange ausgerufen wurde. Die Brände wurden zwar unter Kontrolle gebracht, das Feuer konnte aber nicht ganz gelöscht werden, wie Medien in Sofia berichteten. Menschen wurden nicht verletzt.

Die Dauerhitze in Bulgarien ließ am Dienstag etwas nach, Ii Sandanski an der Grenze zu Griechenland wurden aber bereits zu Mittag 38 Grad gemessen. Meteorologen erwarteten eine Abkühlung erst in der Nacht zum Freitag. In der kommenden Woche soll es eine neue Hitzewelle geben.