Türkei kritisiert US-Programm zur Aufnahme von Afghanen

Die Türkei hat ein US-Programm zur Hilfe für afghanische Mitarbeiter kritisiert und vor einer Migrationskrise gewarnt. Hintergrund ist die Ankündigung der US-Regierung, Afghanen aufzunehmen, die während des rund 20 Jahre langen Militäreinsatzes für die USA oder Einrichtungen mit US-Bezug gearbeitet haben. Auf Kritik stößt vor allem, dass im Zuge des Programms Afghanen zunächst das Land verlassen und für zwölf Monate oder länger in einem Drittstaat unterkommen müssen.

Währenddessen wird der Antrag auf Umsiedlung in die USA bearbeitet. Das werde für eine neue „große Migrationskrise“ in der Türkei sorgen und das Leid der Afghanen auf den Migrationsrouten verstärken, teilte das türkische Außenministerium in der Nacht auf Mittwoch mit.

Ankara: Haben keine Kapazitäten

Ankara erklärte dazu, die Türkei habe „nicht die Kapazitäten, eine neue Migrationskrise im Namen eines Drittlandes zu bewältigen“. Die Entscheidung der USA sei unverantwortlich.

In der Türkei leben bereits rund 3,6 Millionen Geflüchtete aus dem Bürgerkriegsland Syrien, hinzu kommen Schätzungen zufolge bis zu eine halbe Million Afghaninnen und Afghanen sowie Geflüchtete aus anderen Ländern.

Gefährliche Route

Nach Einschätzung des Menschenrechtsanwalts Mahmut Kacan gibt es aber noch keinen neuen Trend zu starker Migration aus Afghanistan in die Türkei. Bereits seit einigen Jahren kämen im Sommer vermehrt Afghanen ins Land, sagte Kacan, der sich in der Grenzprovinz Van für die Rechte von Migranten einsetzt, der dpa. Man müsse die Situation im Herbst nach dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan beobachten. Für viele sei die Türkei nur ein Transitland, so Kacan. Ihr eigentliches Ziel sei Europa.

Die Migrationsroute über die Türkei ist gefährlich. Oft werden Menschen von Schleppern von der Grenzprovinz Van weiter in Großstädte wie Istanbul gebracht. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Türkische Sicherheitskräfte hatten heute in Van 300 Geflüchtete, die meisten davon aus Afghanistan, eingepfercht in einem Lastwagen entdeckt. Im Juli vergangenen Jahres waren mindestens 60 Menschen ertrunken, als ihr Boot auf dem Van-See sank.