Eine Frau macht ein Foto von der Stadt Salzburg
Getty Images/Matt Dutile
Coronavirus

Lage für Gastro und Hotels „durchwachsen“

Die monatelangen Lockdowns haben Gastronomie und Hotellerie besonders zugesetzt. Seit Sommerbeginn laufen die Geschäfte wieder – eine Zwischenbilanz der Wirtschaftskammer (WKO) fällt nun gemischt aus. Zwar seien zwei Drittel der Betriebe optimistisch, die Lage insgesamt aber durchwachsen. Nicht allen geht es gleich gut – und ein großes Problem bleibt die Personalsuche. Beide Branchen pochen auf weitere Unterstützung.

„Zwei Drittel unserer Mitgliedsbetriebe schauen auf eine gute Sommersaison und sind hier guter Dinge“, so Mario Pulker, Obmann der Sparte Gastronomie. Eine „riesige Problematik“ gebe es aber im städtischen Bereich und bei Landwirtshäusern. „Dort lässt das Geschäft noch sehr zu wünschen übrig“, so Pulker. Insgesamt sei der Umsatz stark zurückgegangen. Die Mitgliedsbetriebe rechnen mit einem Umsatzrückgang von rund 50 Prozent.

Ähnlich die Einschätzung aus der Hotellerie: Auch hier seien zwei Drittel der Betriebe optimistisch. Im Schnitt werde die Auslastung bei etwa 50 Prozent über den ganzen Sommer liegen, so Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des WKÖ-Fachverbands Hotellerie. Damit sei das Geschäft etwas schlechter als im Vorjahr.

„Zwei Welten“ in Urlaubsbranche

Auch in der Hotellerie gebe es „zwei Welten“, namentlich den Ferientourismus und den nach wie vor leidenden Städtetourismus. Insgesamt hänge der Erfolg stark von Lage, Gästestruktur und Kategorie ab. Das gehobenere Segment sei derzeit erfolgreicher. Seitens der Gäste lasse sich beobachten, dass kurzfristiger gebucht werde und auch die Aufenthalte kürzer sind.

Gastgarten am Wörthersee
ORF.at/Günther Rosenberger
Der Erfolg der Betriebe ist aktuell von vielen Faktoren abhängig

Bei der Personalsuche tun sich ebenfalls beide Branchen schwer. Viele Beschäftigte hätten sich in den Lockdowns beruflich umorientiert, Personal aus dem EU-Ausland sei zudem teils nicht zurückgekehrt. In beiden Branchen fehlen den Betrieben in der Hauptsaison rund 20.000 Beschäftigte. In einem normalen Jahr beschäftigten Gastronomie und Hotellerie im Sommer rund 230.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Ein Drittel der Betriebe hat ein veritables Problem, Mitarbeiter zu finden“, so Gastro-Branchenobmann Pulker. In der Hotellerie fehlten insbesondere Küchen-, Service- und Hilfskräfte. „Die Mitarbeitersuche ist spürbar schwieriger“, sagt auch Kraus-Winkler.

Stimmung in Gastro „schaumgebremst“

In der Gastronomie sei die Stimmung generell schaumgebremster als in der Hotellerie, so Pulker. Doch auch hier gebe es ein Stadt-Land- sowie ein Ost-West-Gefälle. „An den Kärntner Seen oder in der Wachau funktioniert es ganz gut, in den Breiten des Landes haben wir ein riesiges Problem.“ Dort sei das Geschäft rückläufig. Wie in der Hotellerie sei auch in der Gastro das gehobene Segment sehr gefragt. „Die Gäste geben weniger aus“, sagte Pulker.

Heimische Hotels erwarten 50-prozentige Auslastung

Der Tourismus an den heimischen Seen und in den Bergen ist gut angelaufen, in den Städten fehlen aber nach wie vor besonders die ausländischen Gäste. Die Hoteliers rechnen in Summe mit einer etwa 50-prozentigen Auslastung.

Die Einschätzungen der WKO basieren auf einer Befragung unter 224 Hotelleriebetrieben und 276 Gastrounternehmen, die vom Market-Institut im Juni und Juli durchgeführt wurde. Die Zukunftsaussichten sind grundsätzlich positiv, wenngleich die Betriebe mit weiteren unsicheren Jahren rechnen. In der Hotellerie werden über eine Mrd. Euro an Überbrückungsfinanzierungen fällig.

Reduzierte Mehrwertsteuer soll bleiben

Die Branchenvertreter halten weitere Hilfsmaßnahmen auch für notwendig. Pulker forderte etwa eine Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes. Seit Juli 2020 zahlen Gasthäuser sowie Tourismus- und Kulturbetriebe nur fünf Prozent Mehrwertsteuer statt zehn bzw. 13 Prozent im Normalbetrieb. Die Hilfsmaßnahme laufe mit Jahresende aus, sollte aber um ein Jahr verlängert werden, so der Gastrovertreter.

Anders als in Deutschland hatte die Mehrwertsteuersenkung in Österreich nicht das Ziel, den Konsumenten in Form von niedrigeren Preisen zugutezukommen, sondern den Betrieben zu helfen. Niedrigere Preise zeichnen sich auch in Zukunft nicht ab, im Gegenteil.

Beide Branchenvertreter gehen angesichts steigender Kosten von Teuerungen aus. „Es wird an einer Preissteigerung in der Zukunft nichts vorbeiführen“, sagte Kraus-Winkler. „Es geht sich nicht aus, rechts mehr auszugeben, als links reinkommt“, so Pulker.