Zwei Mitarbeiterinnen einer Firma gehen im Büro
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US-Firmen

Delta-Variante bremst Rückkehr ins Büro

In den USA verschieben Firmen wegen der raschen Zunahme der Coronavirus-Infektionen zunehmend die eigentlich für Herbst geplante Rückkehr ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ins Büro. Als jüngstes Unternehmen kündigte der Versandriese Amazon an, dass ein regelmäßiger Bürodienst erst ab Jänner geplant ist. Auch eine Impfung verlangen mehr und mehr US-Firmen.

Eigentlich war der 7. September als Termin für die Rückkehr in die Amazon-Büros geplant, nun ist es der 3. Jänner, gab der Onlinehändler am Donnerstag (Ortszeit) bekannt. Das gelte grundsätzlich auch für andere Länder, in denen die Rückkehr für September geplant gewesen sei. Die tatsächliche Rückkehr hänge aber auch von den lokalen Umständen ab, schrieb Amazon in seiner Mitteilung.

„Wir werden auch weiterhin die Ratschläge der lokalen Behörden befolgen und eng mit führenden Gesundheitsexperten zusammenarbeiten, um deren Ratschläge und Empfehlungen einzuholen und sicherzustellen, dass die Arbeitsplätze optimal angepasst sind, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten“, hieß es weiter. Angestellte, die in der Zwischenzeit ins Büro kämen, müssten weiterhin eine Maske tragen oder eine vollständige CoV-Impfung nachweisen.

Rund eine Million Angestellte bei Amazon

Amazon beschäftigt je nach Saison rund eine Million Menschen, von denen allerdings nur ein Teil einen klassischen Bürojob hat. Viele Angestellte arbeiten in Logistikzentren und der Auslieferung – für sie ist Homeoffice naturgemäß keine Option.

In den USA ist wegen der Delta-Variante des Coronavirus die Zahl der Neuinfektionen von rund 10.000 im Juni auf zuletzt durchschnittlich 90.000 hochgeschnellt. Zahlreiche große US-Firmen, darunter auch im Finanzsektor, haben daher die häufig für den Herbst geplante Rückkehr ihrer Mitarbeiter zur Arbeit aus dem Büro um einen oder auch mehrere Monate verschoben.

Große IT-Firmen setzen auf Impfung

Anders als Google, Facebook und zuletzt Microsoft hat Amazon bisher keine Impfpflicht für seine Mitarbeiter verhängt. Microsoft erklärte erst am Donnerstag, bei der Rückkehr aus dem Homeoffice ins Büro künftig einen Impfnachweis zu verlangen. Nötig sei er für „alle Angestellten, Lieferanten und Gäste, die die Microsoft-Gebäude betreten“.

Ausgenommen von der Impfpflicht seien Angestellte, die sich aus medizinischen oder religiösen Gründen nicht impfen lassen können oder wollen. Microsoft rechnet nach eigenen Angaben frühestens Anfang Oktober mit einer vollständigen Wiederöffnung der Büros in den USA.

Zwei Frauen arbeiten in einem Büro
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In vielen Büros weltweit gibt es derzeit nur eine Schmalspurbesetzung

Google, Facebook und Uber hatten in der vergangenen Woche ebenfalls erklärt, Beschäftigte müssten bei einer Rückkehr in die Büros gegen das Coronavirus geimpft sein. Auch bei Uber bleiben zudem die Mitarbeiter bis zumindest Ende Oktober im Homeoffice, wo möglich, Google verschob die Rückkehr bis Mitte Oktober. Apple verschob die Rückkehr in die Büro ebenfalls, zuletzt bis Oktober.

US-Firmen können Impfung verlangen

Laut US-Recht ist es den Arbeitgebern des Landes gestattet, ihre Beschäftigten zu einer Impfung zu verpflichten. Dazu zählt auch der Unterhaltungskonzern Disney, der seinen Mitarbeitern in den USA 60 Tage Zeit einräumte, um sich vollständig impfen zu lassen. Disney hat weltweit rund 200.000 Mitarbeiter, die Hälfte davon ist in den beiden großen US-Themenparks in Florida und Kalifornien beschäftigt.

Facebook gab an, die Umsetzung der Impfpflicht für Mitarbeiter in den US-Büros werde von „örtlichen Bedingungen und Vorschriften“ abhängen. Google-Chef Sundar Pichai erklärte, die Regelung betreffe zunächst die USA, werde in den kommenden Monaten aber auch für andere Regionen gelten, sofern Impfungen weithin verfügbar seien. Der Vorstoß der großen IT-Firmen könnte auch den Druck auf andere erhöhen, künftig eine Impfung von ihren Mitarbeitern zu verlangen.

CNN feuerte Mitarbeiter wegen fehlender Impfung

Wie US-Medien berichteten, wurden kürzlich drei Mitarbeiter des Senders CNN gekündigt, weil sie gegen die Impfpflicht verstoßen hatten. Mehrere Medien zitierten am Donnerstag aus einer internen Mitteilung von CNN-Präsident Jeff Zucker an die Beschäftigten, wonach das Unternehmen in der Woche zuvor von drei Angestellten erfahren habe, die ungeimpft im Büro erschienen seien. Diese hätten daraufhin ihren Job verloren.

Amazon-Mitarbeiterinnen werden geimpft
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Betriebsimpfungen, wie hier bei Amazon, gibt es auch in den USA – aber nicht überall ist die Impfung verpflichtend

CNN habe eine „Null-Toleranz-Politik“ bei dem Thema, hieß es demzufolge in der Mitteilung, aus der Auszüge bekanntwurden. Um wen es sich bei den Betroffenen handelte und welche Positionen sie innehatten, blieb unklar. CNN äußerte sich zunächst auf Anfrage nicht dazu. Der Sender hatte bisher auf Vertrauensbasis agiert. Er verlangte von seinen Mitarbeitenden eine CoV-Impfung, jedoch keinen Nachweis. Nach Zuckers Worten könnte sich das jedoch künftig ändern.

US-Regierung arbeitet mit sanftem Druck

Die US-Regierung selbst schreckt davor zurück, eine allgemeine Impfpflicht zu verhängen. Präsident Joe Biden verkündete Ende Juli aber eine Reihe von Maßnahmen, die auch im staatlichen Bereich einer De-facto-Impfpflicht gleichkommen. So müssen ungeimpfte Staatsbedienstete künftig durchgehend Masken tragen und sich auch regelmäßig testen lassen.

Die Regelung für die mehr als zwei Millionen zivilen Angestellten der Regierung gelte auch für Mitarbeiter von Vertragspartnern, die in Einrichtungen der Regierung arbeiten. Ungeimpfte Mitarbeiter sollen in Bezug auf Dienstreisen zudem starken Beschränkungen unterliegen.

Weniger Impfungen in südlichen Staaten

In den USA hat der Zuspruch zu den Impfungen zuletzt deutlich nachgelassen, nicht zuletzt wegen des Widerstands der oppositionellen Republikaner in einigen US-Bundesstaaten, darunter Florida. Jeder vierte CoV-Patient liegt in einem Krankenhaus in dem US-Staat – und das, obwohl in Florida nur sieben Prozent der US-Bevölkerung leben. Fast jeder fünfte CoV-Test fällt positiv aus. 49 Prozent der Bevölkerung sind geimpft, in Texas sind es knapp 44, in Louisiana und Arkansas 37, in Mississippi 35 Prozent. Landesweit liegt die Quote bei rund 50.

Biden sagte dazu, einige Gouverneure seien nicht bereit, das Richtige zu tun, und erwähnte ausdrücklich Texas und Florida. „Wenn Sie schon nicht helfen, dann gehen Sie wenigstens den Leuten aus dem Weg, die versuchen, das Richtige zu tun“, forderte Biden. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hielt dagegen: Bidens Politik würde zu einem „biomedizinischen Sicherheitsstaat führen“. Er ist der Meinung, dass Bidens laxe Politik an der Grenze zu Mexiko für die Infektionen mitverantwortlich ist.