Feuer hinte rWohnhäusern in Griechenland
APA/AFP/Louisa Gouliamaki
Griechenland

Tausende fliehen vor Bränden

In Griechenland drohen Temperaturen über 40 Grad Celsius und Orkanböen die seit Tagen andauernden Waldbrände weiter anzufachen. Dicke Rauchschwaden bedeckten am Freitag erneut den Himmel von Athen. Mehrere Vororte wurden evakuiert, Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger und Bürgerinnen auf weitere harte Tage ein.

Durch Athen zog am Freitagmorgen erneut ein beißender Geruch von Rauch, nachdem das Feuer am Donnerstag erneut außer Kontrolle geraten war. Binnen 24 Stunden gab es in Griechenland landesweit um die 90 neue Waldbrände, wie die Feuerwehr twitterte. Bei einem Brand rund 30 Kilometer nördlich von Athen wurden mindestens fünf Menschen verletzt und mehrere Häuser zerstört. Mehrere Ortschaften seien evakuiert worden, hieß es zuletzt. Tausende mussten fliehen.

Wegen der unkontrollierten Waldbrände fällt zudem zunehmend der Strom aus. Bereits am Donnerstag war in der betroffenen Region im Norden Athens vorsorglich ein Verteilerknoten abgeschaltet worden. Der staatliche Netzbetreiber kündigte am Freitagmittag an, einzelne Athener Stadtteile vorübergehend und planmäßig vom Netz zu nehmen, um die Versorgung insgesamt aufrechterhalten zu können.

Feuer hinte rWohnhäusern in Griechenland
APA/AFP/Louisa Gouliamaki
Das Feuer erreichte mehrere Ortschaften, die evakuiert werden mussten

Der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias informierte unterdessen über 56 aktive Brände im ganzen Land. Nördlich von Athen breitete sich das Feuer in Richtung der Gemeinde Marathon aus, die Evakuierung von weiteren 13 Siedlungen laufe. Griechenlands Ministerpräsident Mitsotakis sagte, dass sich das Land in einer äußerst kritischen Lage befinde. „Wir stehen vor noch nie da gewesenen Bedingungen, da eine mehrtägige Hitzewelle das ganze Land in ein Pulverfass verwandelt hat.“

Asche regnet vom Himmel

Auch auf der Insel Euböa und auf dem Peloponnes wüten die Feuer teils unkontrolliert. Auf Euböa mussten die Bewohner und Bewohnerinnen der Ortschaft Agia Anna im Nordosten der Insel mit Booten über das Meer in Sicherheit gebracht werden. Auch im Nordwesten brennt es, dort wurden ebenfalls zahlreiche Ortschaften evakuiert. Von einer Kontrolle der Flammen könne angesichts der starken Winde vorerst keine Rede sein, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA.

Selbst Dutzende Kilometer von den Bränden entfernt sehen die Menschen gewaltige gelbe Rauchwolken am Himmel, es riecht verbrannt, Asche regnet vom Himmel. Mindestens 18 Menschen kamen verletzt in Krankenhäuser. Die meisten litten an Atemwegsbeschwerden, sagte der griechische Gesundheitsminister Wassilis Kikilias am Freitag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Keine Entwarnung bei Bränden in Griechenland

Die Lage nahe Athen spitzt sich zu, es mischt sich zu Trockenheit und Hitze auch starker Wind. Bereits seit Anfang der Woche brennt es durchgehend.

Entlang der zentralen Autobahn Griechenlands von Athen ins nördliche Thessaloniki seien etliche Lagerhallen und Industriebetriebe in Brand geraten, es komme zu zahlreichen Explosionen. Die griechische Regierung forderte die Bewohner der Orte Malakasa und Sfendali per Warn-SMS auf, die Gegend zu verlassen. Bis mindestens Montag ist es den Menschen untersagt, Wälder zu besuchen. Auch sind Arbeiten verboten, die Funken bzw. Flammen erzeugen könnten.

Suche nach Brandstiftern in Italien

Die Feuerwehr in Italien kämpft ebenfalls weiter gegen Brände. In den letzten zwölf Stunden seien die Helfer und Helferinnen zu 395 Einsätzen ausgerückt, erklärte die Feuerwehr am Freitagvormittag. Bei schweren Bränden in der süditalienischen Region Kalabrien kamen zwei Personen ums Leben. Der Bürgermeister der Stadt Reggio Calabria rief wegen der schweren Brände, die seit Tagen in der Gegend toben, den Ausnahmezustand aus.

Nach den schweren Bränden, die immer noch in mehreren Regionen Mittel- und Süditaliens toben, jagt Italien nach den Pyromanen und Brandstiftern, die dieser Tage Hunderte von Feuern gelegt haben sollen. Obwohl die Strafen für das Vergehen „Waldbrandstiftung“ in Italien sehr streng sind und eine Haftstrafe von vier bis zu zehn Jahren vorsehen, bleiben Brände nach wie vor eine sommerliche Plage.

Türkei hofft auf schwächeren Wind

In der Türkei wird den zehnten Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit Jahren gekämpft. Besonders betroffen sind die süd- und westtürkischen Küstenregionen Antalya, Marmaris, Bodrum und Milas. In Milas verschlangen die Flammen in der Nacht mehrere Viertel, die zuvor evakuiert worden waren. Mindestens acht Menschen kamen in der Türkei schon ums Leben.

Nach offiziellen Angaben mussten seit Beginn der Brände mehr als 36.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Sie wurden in Schulen untergebracht. Die Behörden verbreiten immer wieder Listen mit Dingen, die benötigt werden: Besteck, Teller, Kissen und Decken – der Bedarf ist groß. Zwei Großbrände in der Urlaubsregion Antalya wurden am Freitag unter Kontrolle gebracht.

Zuvor hatte Außenminister Mevlüt Cavusoglu etwas Hoffnung gemacht: Der Wind werde am Freitag in Antalya nachlassen, und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen. Kritiker und Kritikerinnen bemängeln, die Regierung habe zu langsam und unzulänglich auf die Bedrohung reagiert. Im Fokus steht der Mangel an Löschflugzeugen und -hubschraubern, weswegen die Türkei in erheblichem Umfang auf Maschinen aus anderen Ländern zurückgreift.

Menschen kämpfen gegen die Feuersbrunst in der Türkei an
APA/AFP/Serdar Gurbuz
Die Brände in der Türkei sind wie in Griechenland außer Kontrolle geraten

Balkan-Länder kämpfen gegen Brände

Auch auf dem Westbalkan kämpften Katastrophenschützer und -schützerinnen weiter gegen Waldbrände. Zugleich erwarteten die Meteorologen für die gesamte Region in Kürze eine regnerische Kaltfront, die die Brandgefahr vermindern dürfte. Aktive Brände gebe es in Nordmazedonien, in Albanien ist die Situation unterdessen unter Kontrolle, während man im Kosovo noch keine Entwarnung geben konnte.

In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Hier trafen die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich ein. Insgesamt schickt das Land 136 Helfer, 16 Löschfahrzeuge, 24 Lastwagen und einen Krankenwagen nach Nordmazedonien, wie das Portal Vesti.mk berichtete. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.

Im Nachbarland Albanien gab es noch einen heftigen Brandherd im Norden bei Kukes, wie Verteidigungsminister Niko Peleshi sagte. Alle anderen Waldbrände seien unter Kontrolle gebracht worden. Kosovo wurde von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der NATO gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.

Kalifornien bekommt „Dixie Fire“ nicht in den Griff

In den USA geraten ebenfalls die Brände außer Kontrolle. Inbesondere im US-Bundesstaat Kalifornien bekommt die Feuerwehr das verheerende „Dixie Fire“ nicht in Griff: Nachdem der riesige Flächenbrand im Norden des US-Westküstenstaats bereits die Kleinstadt Greenville zerstört hat, ordneten die Behörden am Donnerstag die Evakuierung zweier weiterer Orte an.

Waldbrand in Greenville, Kalifornien
AP/Noah Berger
Seit Mitte Juli wütet das „Dixie Fire“ in Kalifornien

Das „Dixie Fire“ war im Juli ausgebrochen. Tausende Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, die so sehr zugenommen haben, dass sie inzwischen ihr eigenes Mikroklima bilden und sich dadurch weiter anfachen. Waldbrände sind in der Region keine Seltenheit. Doch dieses Jahr sind sie wegen einer mehrjährigen Dürre, böiger Winde und eines heißen Frühsommers ungewöhnlich früh ausgebrochen. Schon jetzt ist das „Dixie Fire“ der sechstgrößte Brand in der Geschichte Kaliforniens, und ein Ende ist nicht in Sicht.