Bewährungsstrafen gegen US-Investor in Russland

In einem aufsehenerregenden Prozess hat ein russisches Gericht Bewährungsstrafen gegen den US-Investor Michael Calvey und den französischen Banker Philippe Delpal verhängt. Die Richter erlegten Calvey gestern eine fünfeinhalbjährige Bewährungsstrafe auf, Delpal erhielt viereinhalb Jahre auf Bewährung. Bewährungsstrafen zwischen dreieinhalb und fünf Jahren erhielten zudem fünf russische Mitarbeiter Calveys und Delpals.

Der Prozess gegen Calvey hatte die russische Wirtschaft schockiert und zu einem Abzug ausländischen Kapitals aus Russland geführt. Calvey ist einer der Gründer und Partner des Investmentfonds Baring Vostok, der zu den größten in Russland zählt und Milliarden in Unternehmen in Russland investierte.

Calvey und Delpal waren im Februar 2019 festgenommen worden. Ihnen wurde ein Betrug an der Wostotschny-Bank mit einem Schaden von 2,5 Milliarden Rubel (28 Millionen Euro) vorgeworfen. Am Donnerstag befanden die Richter in Moskau Calvey, Delpal und ihre Mitarbeiter für schuldig, „Gelder in besonders erheblichem Umfang veruntreut“ zu haben.

„Bedauerlich und zutiefst unfair“

Calvey nannte das Urteil „bedauerlich und zutiefst unfair“. Es sei „ziemlich beleidigend, wegen eines Verbrechens verurteilt zu werden, das nie stattgefunden hat“, sagte er beim Verlassen des Gerichts. Delpal sagte, er stehe angesichts der Verurteilung „unter Schock“. „Meine Kollegen und ich sind unschuldig“, betonte er.

Hinter Calvey und Delpal hatten sich in den vergangenen Jahren auch einflussreiche russische Wirtschaftsvertreter gestellt. Unternehmer werden in Russland immer wieder Ziel von Strafverfolgung. Dass ausländische Investoren ins Visier der russischen Justiz geraten, ist allerdings äußerst selten.