Im flächenmäßig größten Land der Erde nimmt die Waldbrandsituation zunehmend dramatische Ausmaße an. Die Behörden meldeten mehr als 250 Brände mit einer Gesamtfläche von mehr als drei Millionen Hektar. Löscharbeiten liefen bei 180 Feuern mit einer Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar, teilte die für den Forstschutz zuständige Behörde Avialesoochrana mit.
Die anderen Brände in schlecht zugänglichen Regionen würden nicht gelöscht, weil keine Gefahr für Menschen bestehe. Vor allem betroffen war die sibirische Region Jakutien im Nordosten Russlands.
Schwerste Brände seit Jahren in der Türkei
In der Türkei wird den zehnten Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit Jahren gekämpft. Forstminister Bekir Pakdemirli sprach von einer Katastrophe, die in die Geschichte eingehen werde.
Nach offiziellen Angaben loderten in Nähe der Städte Aydin und Mugla noch sechs unkontrollierte Feuer. Es wurde auch die Evakuierung mehrerer Nachbarschaften angeordnet. Seit Beginn der Brände mussten in der Türkei insgesamt bereits mehr als 36.000 Menschen ihre Häuser verlassen.
Für die Regionen Antalya, Marmaris und Bodrum gab es hingegen Entwarnung: Die Lage sei hier wieder unter Kontrolle – nicht zuletzt aufgrund starken Regens. Doch die Folgen sind unübersehbar, hinterließen die Brände doch große Zerstörung und legten ganze Dörfer in Asche. Mindestens acht Menschen kamen bisher in den Flammen ums Leben.
Italien: Vor allem Sardinien und Sizilien betroffen
Brände wüten unterdessen auch in Teilen Italiens. Auf der Insel Sizilien erklärte die Regionalregierung für sechs Monate den Not- und Krisenfall. Seit Ende Juli brenne es auf Sizilien, und auch in den kommenden Wochen herrsche ein permanentes Risiko durch die außergewöhnliche Wetterlage auf Sizilien, begründete Regionalpräsident Nello Musumeci die Entscheidung in einer Facebook-Nachricht.
Auf Sardinien meldete die Feuerwehr in der Provinz Oristano einen Brand in einer touristischen Unterkunft. Die Einsatzkräfte verhinderten nach eigenen Angaben, dass die Flammen auf die umliegende Vegetation übergriffen. Verletzte gab es demnach nicht. In Oristano an der Westküste der Ferieninsel wüteten bereits unlängst zahlreiche Waldbrände und richteten enorme Schäden an.
Für die nächsten Tage sagen Meteorologen wieder um die 40 Grad für Orte im Süden vorher. Geht es nach Umweltminister Roberto Cingolani, seien rund 70 Prozent der Brände auf Fehlverhalten oder Brandstiftung zurückzuführen – der Klimawandel tue den Rest.
Großbrände im Norden Athens größtenteils eingedämmt
Griechenland kämpft seit über einer Woche gegen enorme Waldbrände. Grund dafür ist auch die anhaltende Hitze im Land – mit Temperaturen bis zu 45 Grad Celsius. Insgesamt meldeten die griechischen Behörden am Samstag noch 55 aktive Brände.
Besonders kritisch war die Lage am Samstag einmal mehr im Großraum Athens, auf der Insel Euböa und auf der Halbinsel Peloponnes. Zehntausende Hektar Waldfläche, zahlreiche Häuser und Geschäfte wurden bereits zerstört. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings: Die Großbrände im Norden der Hauptstadt konnten am Samstag größtenteils eingedämmt werden.
Waldbrände: Lage weiter dramatisch
Viele Waldbrände im Süden Europas sind außer Kontrolle. Die extreme Hitze und Wind erschweren die Löscharbeiten der Einsatzkräfte. Sizilien hat den Notstand verhängt, Griechenland bittet die EU um Hilfe bei den Löscharbeiten.
Hilfe aus Österreich
Hilfe bei den Löscharbeiten kam aus Frankreich, Rumänien, Israel, Ägypten, Schweden, der Schweiz, Zypern und Deutschland. Auch Österreich bot Griechenland Unterstützung an: Laut dem Innenministerium, das die internationale Katastrophenhilfe koordiniert, wurde die Hilfe umgehend angenommen. Demnach wird sich ein Kontingent der Freiwilligen Feuerwehr aus Salzburg am Sonntag auf den Weg machen.
„Die Bilder, die uns derzeit aus Griechenland erreichen, machen sehr betroffen“, erklärte Nehammer. Athen habe über den Europäischen Zivilschutz-Mechanismus um Hilfe gebeten. „Daher ist es für uns keine Frage, dass wir der griechischen Bevölkerung in diesen schweren Stunden zur Seite stehen.“
Zahlreiche Ortschaften evakuiert
Weil sich die Rettungskräfte allerdings auf Athen konzentrierten, brannte es andernorts umso stärker – etwa auf der Halbinsel Peloponnes und auf der zweitgrößten Insel Euböa: Dort breiteten sich die Feuer fast ungehindert aus. Zivilisten und Zivilistinnen kämpften mit Gartenschläuchen, Plastikeimern, Traktoren und Baggern gegen das Inferno.
ORF-Reporter zu Lage der Brände in Griechenland
ORF-Reporter Alex Kofler berichtet aus Athen über die aktuelle Lage der Waldbrände und darüber, inwieweit es gelingen wird, mit Hilfskräften aus dem Ausland die Brände in den Griff zu bekommen.
Auf Euböa waren in den vergangenen Tagen bereits zahlreiche Ortschaften evakuiert worden. Fanis Spanos, der für Euböa zuständige Gouverneur von Mittelgriechenland, setzte am Samstag über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab. „Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!“ Nach ersten Schätzungen liegen in Griechenland mindestens 60.000 Hektar Fläche in Schutt und Asche.
Situation am Balkan unter Kontrolle
In den Balkanländern ist die Lage hingegen weitegehend unter Kontrolle. In Albanien löschten die Brandbekämpfer allein am Freitag 15 Feuer. Zehn Brandherde seien noch aktiv, aber keine Bedrohung für nahe gelegene Dörfer oder Nationalparks.
Auch im Kosovo gelang es den Sicherheitskräften, nahezu alle Brände zu löschen. In Nordmazedonien waren in den vergangenen 24 Stunden noch 616 Polizeikräfte im Einsatz. Ein Brand, der das Dorf Budinarci im Osten des Landes bedroht hatte, stelle keine Gefahr mehr da, teilte der Katastrophenschutz mit.
Extremwettereignisse durch Klimakrise noch intensiver
Die deutschen Klimaforscher Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber schreiben in ihrem Werk „Der Klimawandel“, dass sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen lassen. Dennoch kann man zeigen, „dass sich die Wahrscheinlichkeit (oder Häufigkeit) bestimmter Ereignisse durch die globale Erwärmung erhöht.“ Fachleute weisen zudem darauf hin, dass diese Extremwetterereignisse noch intensiver werden könnten. Das heißt: Niederschläge werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.