Haitianische Justiz findet keinen Richter für Präsidentenmord

Einen Monat nach der Ermordung des Präsidenten von Haiti, Jovenel Moise, hat die Justiz noch keine Ermittlungen eingeleitet. Der Oberste Richter des Landes hat nach Angaben aus Justizkreisen große Schwierigkeiten, einen Ermittlungsrichter zu finden. Die infrage kommenden Juristen haben demnach Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Familie.

„Dies ist ein heikler und politischer Fall“, sagte ein Ermittlungsrichter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. „Jeder Richter denkt an seine Sicherheit und die seiner Familie, bevor er die Untersuchung übernimmt“. Er und seine Kollegen seien daher „nicht gerade begeistert, den Fall anzunehmen“.

Sicherheit soll garantiert werden

Um die Ermittlungsrichter zu beruhigen, hat der Oberste Richter Bernard Saint-Vil nach eigenen Angaben die Regierung aufgefordert, für ihren Schutz zu garantieren. Er habe zudem um mehr Sicherheitspersonal gebeten. "Noch bevor ein Richter mit dem Fall betraut wird, sollten diese Mittel zur Verfügung stehen, sagte er vor der Presse.

Staatschef Moïse war in der Nacht zum 7. Juli in seinem Haus in der Hauptstadt Port-au-Prince von einem Mordkommando erschossen worden. Die Polizei gibt an, bereits 44 Menschen im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen zu haben, darunter zwölf haitianische Polizisten, 18 Kolumbianer und zwei US-Bürger haitianischer Herkunft.