Feuerwehrmänner auf der griechischen Insel Euböa kämpfen gegen Waldbrände
APA/AFP/Angelos Tzortzinis
Südeuropa

Brände breiten sich weiter aus

Massenevakuierungen, schwierige Löschbedingungen und keine Aussicht auf Entspannung – die Brände in Italien und Griechenland bleiben verheerend. Vor allem auf der griechischen Insel Euböa spielen sich dramatische Szenen ab. Ein großer Teil der Insel stehe bereits in Flammen, die Feuerfronten seien riesig und die Fläche des verbrannten Landes gewaltig, so der Gouverneur von Zentralgriechenland, Fanis Spanos.

Im Küstenort Pefki konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen nichts mehr entgegensetzen. „Wir haben kein Wasser!“, riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei während die Löschzüge tanken fahren mussten, wie Fernsehbilder zeigten.

Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Seit Dienstag hat die Küstenwache mehr als 2.000 Menschen mit Schiffen von der zweitgrößten Insel des Landes geholt und in Sicherheit gebracht. Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern.

Brand auf der griechischen Insel Euböa
APA/AFP/Angelos Tzortzinis
Die Brände in Griechenland sind außer Kontrolle – am stärksten betroffen ist die Insel Euböa

Inseln im Schatten der Feuer von Athen

Die Region ist in dichten Rauch gehüllt, Südostwind treibt die Flammenfront weiter in Richtung des nördlichsten Zipfels der Insel. Weite Teile der Gegend sind mittlerweile evakuiert. Die Bürgermeister der Region forderten mehr Hilfe aus der Luft. Sie bemängelten, dass die Entscheidungsträger in Athen in den vergangenen zwei Tagen mehr Löschflugzeuge im Raum der griechischen Hauptstadt einsetzten – mit dem Ergebnis, dass die Brände in den Provinzen außer Kontrolle gerieten. Die Löschflugzeuge sind in Griechenland seit mittlerweile mehr als sechs Tagen im Einsatz.

Keine Entwarnung bei Bränden

Verheerende Brände wüten derzeit in beliebten Urlaubsländern. Ganze Städte und Dörfer sind von den Flammen bedroht und zum Teil bereits vernichtet worden. Entwarnung gibt es keine.

Große Schwierigkeiten für Löschflugzeuge

Zudem wird die Arbeit der Rettungskräfte erschwert: „Es gibt große Schwierigkeiten für die Löschflugzeuge, weil die Temperaturen extrem hoch sind und die Sicht sehr schlecht“, sagte der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias. Lediglich im Norden Athens schien sich die Lage zuletzt etwas zu entspannen.

Allerdings sind die Einsatzkräfte in höchster Alarmbereitschaft, weil immer wieder neue Brände entstehen. Unterdessen kommt auch laufend Hilfe aus dem Ausland, etwa 35 Feuerwehrleute aus Salzburg – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Italien: Hunderte Menschen an Adria-Küste gerettet

Auch in Italien ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Am stärksten betroffen sind die Inseln Sardinien und Sizilien. Mehr als 100 Einsätze hatten die Retter zudem in Kalabrien, wo zwei Todesopfer gemeldet wurden, und in Apulien an der Adria.

Hunderte Bewohner und Touristen wurden wegen Feuern um die italienische Adria-Gemeinde Campomarino aus ihren Unterkünften gebracht. Die Behörden evakuierten am Sonntag Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido, wie die Feuerwehr am Abend mitteilte. Mehr als 400 Menschen wurden aus den Häusern geholt. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Straßen zog und sich Flammen durch Büsche bis zu einem Cafe durchfraßen. Fotos zeigten Brände in der Nähe von Häusern.

Brand in der italienischen Stadt Pescara
AP/Italian Firefighters
Seit Tagen wüten Brände auch in Italien, etwa hier in der Stadt Pescara an der Adria vor einer Woche

Warnung vor Hitzewelle und weiteren Bränden

Hitze, Trockenheit und Winde begünstigten zudem die Ausbreitung der Flammen. Für die kommenden Tage wurde eine neue Hitzewelle angekündigt, die Zivilschutzbehörde rechnete mit Werten bis zu 45 Grad Celsius auf den großen Ferieninseln Sizilien und Sardinien.

Es sei deshalb wichtig, jegliches Verhalten zu vermeiden, das Brände verursache, und Feuer rechtzeitig zu melden, selbst wenn sie klein seien, sagte der Chef der Zivilschutzbehörde, Fabrizio Curcio, am Sonntag in Rom. Die vergangenen Tage im Kampf gegen die Brände bezeichnete Curcio als „herausfordernd“ und „dramatisch“.

Die Feuerwehr zog unterdessen Bilanz für die bisherige Waldbrandsaison. Den Angaben zufolge zählte sie seit dem 15. Juni fast 44.500 Einsätze wegen Waldbränden. Im selben Zeitraum 2020 waren es knapp 26.200 gewesen.

Extremwettereignisse durch Klimakrise noch intensiver

Neben Italien und Griechenland sind derzeit noch viele weitere Weltregionen von Flächen- und Waldbränden betroffen – etwa Russland, die Türkei, Kalifornien, der Libanon, Brasilien, Kanada, Australien und Teile Afrikas. Einige Brände, etwa jene in Russland, werden bereits zu den größten und schlimmsten in der Geschichte der jeweiligen Länder gezählt.

Die deutschen Klimaforscher Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber schreiben in ihrem Werk „Der Klimawandel“, dass sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen lassen. Dennoch kann man zeigen, „dass sich die Wahrscheinlichkeit (oder Häufigkeit) bestimmter Ereignisse durch die globale Erwärmung erhöht“. Fachleute weisen zudem darauf hin, dass diese Extremwetterereignisse noch intensiver werden könnten. Das heißt: Niederschläge werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.