Elefanten
Reuters/China Daily
Ende einer Odyssee

Wanderelefanten sollen heimkehren

Seit mehr als 17 Monaten wandert eine wilde Elefantenherde durch Südchina und sorgt dabei regelmäßig für Schlagzeilen, spektakuläre Bilder, aber auch gefährliche Situationen. Nun dürfte sich der lange Treck der Elefanten aber dem Ende zuneigen.

Die Dickhäuter sollen endgültig zurück in ihre Heimat im Xishuangbanna-Wildreservat in der Grenzregion zu Laos und Myanmar gelotst werden. Warum sie das Gebiet im vergangenen Jahr überhaupt verlassen haben, ist unklar. Jedenfalls legte die Herde bisher einen Weg von rund 500 Kilometern Richtung Nordwesten zurück.

Der Zug der stark gefährdeten Asiatischen Elefanten hatte die Öffentlichkeit über Monate hinweg gefesselt. Regelmäßig wurden Bilder und Anekdoten veröffentlicht, vor allem in China verfolgten Millionen Menschen die Herde in Livestreams und sozialen Netzwerken. Die Tiere wurden 24 Stunden am Tag von einem eigens geschaffenen Einsatzstab auf dem Boden und mit Drohnen überwacht.

Wilde Elefanten bei einer Wasserstelle
Reuters/China Daily
Die Herde bei einem Zwischenstopp

Denn auf der Reise der Elefanten kam es immer wieder zu heiklen Situationen: Die Tiere bewegten sich teils gefährlich nahe an Großstädten, trampelten durch Dörfer, auf Straßen und Brücken. Die Behörden mussten mitunter den Strom abschalten, um die Tiere zu schützen und Bränden vorzubeugen. Teils wurden Mauern aus Lkws gebildet, um die Elefanten abzublocken.

LKWs versperren den Weg der Elefantenherde während diese eine Brücke überquert
AP/Yunnan Provincial Command Center
Lkws hielten die Herde auf ihrer Route

Die Elefanten wurden mit Bananen und anderen Lebensmitteln gelockt, um größere Schäden zu verhindern. Trotzdem brachen sie immer wieder in Häuser ein, tranken dabei Alkohol und Wasservorräte und fraßen Lebensmittelreserven der Bevölkerung auf. Sie zerstörten darüber hinaus zahlreiche Felder. Die chinesischen Behörden gehen von Schäden von rund einer Million Dollar aus.

Nun befinden sich die Tiere auf dem Rückweg in die Heimat. Die 14 Elefanten wurden laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP am Sonntag über den Fluss Yuanhing geführt, nun sollen sie auf einem direkten Pfad wieder Richtung Reservat gelotst werden. Alle Tiere seien wohlauf.

Einzigartige Bilder

Die Beobachtung der Herde und die außergewöhnlichen Bilder sorgten auch für Faszination. International verfolgt wurde etwas das Schicksal eines auf dem Treck geborenen Elefantenjungen, das von der Herde verstoßen wurde. Das Tier hatte sich am Bein verletzt und war in einer Teeplantage gefunden worden. Um die Welt gingen auch Bilder eines Gruppenmittagsschlafs und anderer Verhaltensweisen – etwa Szenen, in denen sich die Tiere zum Schutz vor der Sonne mit Schlamm bedecken.

Wilde Elefanten liegen auf der Erde und ruhen sich aus
Reuters/China Daily
Bilder der schlafenden Herde sorgten für Begeisterung

Für Fachleute bot der Treck eine gute Gelegenheit, die Verhaltensweisen der Tiere zu studieren. Der Grund für die Reise ist allerdings nach wie vor unklar. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ gibt es mehrere Theorien.

Spekulation über unerfahrenes Leittier

Dem Zoologen Chen Mingyong zufolge sei es nicht unüblich, dass sich Elefanten auf ihrer Suche nach Nahrung weit weg von ihrer Heimat begeben. Es sei allerdings unüblich, dass sie so konsequent in eine Richtung drängen. Er hält es für möglich, dass der Leitelefant unerfahren sei und die ganze Gruppe auf einen Irrweg führe.

Andere Fachleute spekulieren, dass zunehmende Urbanisierung, schrumpfender Lebensraum und eine wachsende Elefantenpopulation der Grund für die Reise seien. Eine weitere These lautet, dass ein Gewöhnungseffekt an die süßeren Lebensmittel der Menschen die Tiere dazu antreibe, immer weiter in bewohnte Gebiete vorzustoßen.