UNO „extrem besorgt“ über Lage in Afghanistan

Die UNO hat sich angesichts der prekären Sicherheitslage in Afghanistan „extrem besorgt“ gezeigt und wegen der steigenden Opferzahlen zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgerufen.

Auch die Zahl der Binnenflüchtlinge stieg seit Mai stark. Mutmaßliche Taliban-Kämpfer töteten indes heute erneut einen Medienvertreter. Der Leiter eines Radiosenders in Kabul, Tufan Omar, sei gestern in der afghanischen Hauptstadt gezielt umgebracht worden, berichteten Behördenvertreter.

„Ich bin wegen der sich verschlechternden Situation extrem besorgt“, sagte UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in einer Stellungnahme des UNO-Nothilfebüros in Genf. Allein im Juli seien mehr als tausend Menschen durch Angriffe in den Konfliktprovinzen Helmand, Kandahar und Herat getötet oder verletzt worden.

Griffiths unterstützte die UNO-Forderung nach einem Waffenstillstand. Er forderte zudem Sicherheit und Bewegungsfreiheit für Hilfsorganisationen in dem Land.

Viele Menschen verlassen ihre Dörfer

Auch die Zahl der Binnenvertriebenen steigt seit Anfang Mai deutlich. Bis Ende Juli verließen annähernd eine Viertelmillion Menschen in dem Land ihre Dörfer und Städte. Die UNO-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) bezifferte die Zahl heute auf mehr als 244.000 – mehr als viermal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der Großteil der Binnenflüchtlinge floh aus Provinzen im Nordosten und Osten vor bewaffneten Kämpfen.

Insgesamt leben in Afghanistan etwa 37 Millionen Menschen. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) verlassen jede Woche etwa 30.000 Afghanen und Afghaninnen ihr Land. Die Schätzungen basieren auf Umfragen bei Flüchtenden und Schleppern.

Taliban erobern sechste Provinzhauptstadt

Die Taliban setzten ihre Militäroffensive erfolgreich fort und eroberten mittlerweile die sechste Provinzhauptstadt in Folge. Sie übernahmen die Kontrolle in Aibak in der Provinz Samangan im Norden des Landes. Damit haben die Islamisten binnen vier Tagen sechs von 34 Provinzhauptstädten eingenommen.