Vorfälle mit Orcas: Bootsverbot vor Spaniens Südküste

Wegen zahlreicher Vorfälle mit Orcas hat Spanien den Bootsverkehr zwischen dem Cap Trafalgar und Barbate nahe der Straße von Gibraltar eingeschränkt. Booten von einer Länge von unter 15 Metern ist es bis 20. August untersagt, sich diesem Küstenabschnitt zu nähern.

Seit Ende März gab es nach Angaben des spanischen Transportministeriums 56 Vorfälle, in den Orcas Segelbooten gefährlich nahekamen. In fast 25 Fällen wurden Boote dabei so schwer beschädigt, dass sie von der Küstenwache in nahegelegene Häfen geschleppt werden mussten. Mit dem Segelverbot will das spanische Transportministerium „weitere Vorfälle mit Orcas“ verhindern, hieß es in einer Mitteilung.

Vorfälle bereits im Vorjahr

Bereits vergangenen Sommer hatte es einige hundert Kilometer weiter nördlich an der spanischen Atlantikküste Zwischenfälle mit Orcas gegeben. Der Kapitän eines betroffenen Schiffes sprach von einer „orchestrierten“ Attacke. Schwertwale hätten über eine Stunde den Rumpf gerammt, das Boot um 180 Grad gedreht, den Motor deaktiviert und das Ruder gebrochen. Im Herbst erließen die spanischen Behörden ein mehrtägiges Segelverbot an der Küste Galiciens im Nordwesten des Landes.

Stress, Spaß und der Faktor Geschwindigkeit

Das Verhalten der Tiere stellte Fachleute vor ein Rätsel, zumal solche Begegnungen mit Menschen sehr selten zuvor beobachtet wurden. Einige Expertinnen und Experten vermuteten Stress hinter dem Verhalten der Tiere. Pandemiebedingt war der Schiffs- und Fährverkehr vor der spanischen Küste im Frühjahr 2020 auf ein Minimum reduziert. Als der Verkehr im Sommer wieder zunahm, könnte das die Meeressäuger irritiert haben, so die Theorie.

Der Biologe Bruno Diaz dagegen vertrat die Ansicht, die Orcas hätten es beim Spielen übertrieben. „Sie haben Spaß – und vielleicht haben diese Orcas Spaß daran, Schaden anzurichten“, sagte Diaz der Nachrichtenagentur AP.

Eine weitere Gruppe von Fachleuten fand heraus, dass drei Tiere damals an mehreren Vorfällen beteiligt waren. Auslöser für das ungewöhnliche Verhalten „könnte ein aversiver Zwischenfall gewesen sein, den die Orcas mit einem Boot hatten und bei dem die Geschwindigkeit des Bootes ein kritischer Faktor gewesen sein könnte“, hieß es. Die Tiere könnten versucht haben, so die Mutmaßung, die Boote zu bremsen; eventuell, um Thunfische von einer Angelleine zu reißen.