Prinz Andrew, Duke of York
APA/AFP/Chris Jackson
Sexueller Missbrauch

Klage gegen Prinz Andrew eingereicht

Virginia Giuffre, die dem britischen Prinzen Andrew vorwirft, sie als Minderjährige missbraucht zu haben, hat laut US-Medienberichten bei einem Gericht in New York Klage eingereicht. Mit der Klage werfe Giuffre dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. sexuellen Missbrauch einer Minderjährigen vor und verlange Schadenersatz, berichtete unter anderem der TV-Sender ABC am Montag.

Amerikanische Medien berufen sich auf Giuffre und ihre Anwältinnen und Anwälte. Die Klage ist mittlerweile öffentlich einsehbar. Andrew wollte diese ABC zufolge über einen Sprecher nicht kommentieren. Die 38-jährige Amerikanerin, die heute in Australien lebt, hatte dem Prinzen schon mehrfach öffentlich vorgeworfen, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Wörtlich sagte sie, sie sei an Andrew „ausgeliehen“ worden.

Dieser hatte sämtliche Vorwürfe stets bestritten. Der Vorwurf Giuffreys steht in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der sich 2019 in einem Gefängnis in Manhattan das Leben nahm, während er auf seinen Prozess wartete. Der Prinz war mehrfach Übernachtungsgast bei dem Multimillionär in dessen Anwesen in den USA und der Karibik.

Von den Machenschaften seines Freundes und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell, die derzeit in einem New Yorker Gefängnis auf ihren Prozess im November wartet, will er nichts mitbekommen haben. Maxwell plädierte im April vor Gericht auf unschuldig. Ihr wird vorgeworfen, Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben.

„Ich ziehe Prinz Andrew zur Rechenschaft“

Die damals 17-Jährige ist laut ihrer Klageschrift von Epstein, Maxwell und Andrew „gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr mit Prinz Andrew gezwungen worden“. Neben London habe der Prinz sie auch in Epsteins Haus in New York und auf dessen Privatinsel missbraucht.

Virginia Giuffre
Reuters/Shannon Stapleton
Giuffrey wirft Prinz Andrew sexuellen Missbrauch vor

Giuffrey erklärte zur Klage: „Ich ziehe Prinz Andrew für das, was er mir angetan hat, zur Rechenschaft.“ Die Mächtigen und Reichen seien nicht davor gefeit, für ihre Taten zur Verantwortung gezogen zu werden. Sie habe die Entscheidung zu klagen nicht leichtfertig getroffen, da sie mit Angriffen vonseiten des Prinzen rechne.

Öffentliche Aufgaben als Royal niedergelegt

Andrew hat zwar zugesagt, allen zuständigen Ermittlungsbehörden helfen zu wollen – hat vor der New Yorker Staatsanwaltschaft aber trotz aller Anfragen noch nicht als Zeuge ausgesagt. Seit 2019 war Andrew wegen seiner mutmaßlichen Verwicklungen in den Epstein-Skandal auch in Großbritannien immer stärker unter Druck geraten.

Im Mittelpunkt steht unter anderem ein Foto, auf dem Giuffrey mit Andrew zu sehen ist. Das Bild zeigt den heute 61-Jährigen lächelnd mit dem Arm um die Taille Giuffreys in einem Londoner Stadthaus im Jahr 2001. Auch in der Netflix-Doku „Jeffrey Epstein: Stinkreich“, die auf zahlreichen Aussagen betroffener Frauen basiert, wurde er als „Kunde“ Epsteins und Maxwells angeführt.

In einem verunglückten BBC-Interview äußerte der Prinz öffentlich Zweifel an dem Foto. Er sagte, es sei unmöglich zu erkennen, ob es gefälscht sei, und stellte infrage, ob es seine Hand um die Taille der damals Minderjährigen sei. Er bestritt vehement, Geschlechtsverkehr mit der Jugendlichen gehabt zu haben, und sagte, er könne sich nicht an eine Begegnung mit ihr erinnern. Nach dem Interview hatte er schließlich alle öffentlichen Aufgaben für die Royals niedergelegt und sich kaum noch in der Öffentlichkeit blicken lassen.

Klage auch gegen Alan Dershowitz

2019 klagte Giuffrey bereits Alan Dershowitz, einen bekannten US-amerikanischen Strafverteidiger, Publizisten und Harvard-Hochschullehrer, wegen sexuellen Missbrauchs und Rufschädigung, der daraufhin eine Gegenklage wegen Rufschädigung und absichtlichen Zufügens von emotionalem Stress einreichte.

Fonds zahlt Millionen an Missbrauchsopfer

Indes schloss der Entschädigungsfonds, der für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Epstein und sein Umfeld eingerichtet wurde, seine Arbeit ab. Insgesamt rund 121 Millionen US-Dollar (rund 103 Mio. Euro) wurden damit an 150 betroffene Personen ausgezahlt. Die unabhängige Verwalterin des Fonds, Jordana Feldman, sagte, sie habe fast doppelt so viele Anträge erhalten wie erwartet.

Nach Epsteins Tod hatten die Nachlassverwalter den Entschädigungsfonds mit dem Geld seines auf 600 Millionen Dollar (511 Mio. Euro) geschätzten Vermögens eingerichtet und die Opfer gebeten, sich zu melden. Von 225 Personen, die sich daraufhin meldeten, wurden 150 als rechtmäßige Geschädigte eingestuft.

Laut Feldman akzeptierten etwa 92 Prozent der Berechtigten die Entschädigung. Einige legten ein Angebot aber auch ab und machten damit den Weg für Klagen frei. „Ich bin stolz auf das, was wir mit diesem Programm erreichen konnten, bin mir aber auch bewusst, dass kein Geldbetrag den jahrelangen Schmerz, den diese Opfer durch Jeffrey Epstein erlitten haben, auslöschen kann“, sagte Frau Feldman am Montag in einer Erklärung. „Meine Hoffnung ist, dass das Programm seinen Opfern ein sinnvolles Maß an Gerechtigkeit und einen Schritt auf dem Weg zur Heilung bietet.“