Eine Krankenschwester in einem Krankenhaus in Texas hält die Hände über dem Kopf zusammen
AP/David Goldman
Coronavirus

Spitäler im Süden der USA schlagen Alarm

In den USA stoßen zahlreiche Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen. Die jüngste Coronavirus-Welle trifft bisher vor allem Bundesstaaten im Süden des Landes hart, darunter Texas, Florida, Louisiana, Mississippi, Alabama, Georgia, Arkansas und Missouri. Gründe sind die besonders ansteckende Delta-Variante und teils niedrige Impfquoten.

Große Besorgnis herrscht etwa im bevölkerungsreichen Bundesstaat Texas: Angesichts der jüngsten Coronavirus-Welle bat Texas alle Krankenhäuser, nicht absolut notwendige medizinische Eingriffe zu verschieben. Damit solle sichergestellt werden, dass alle Covid-19-Patienten adäquat versorgt werden könnten, so der republikanische Gouverneur Greg Abbott am Montag in einem Schreiben an den Krankenhausverband.

Das Gesundheitsministerium werde sich zudem bemühen, für die Versorgung der Coronavirus-Patientinnen und -Patienten medizinisches Personal aus anderen Bundesstaaten zu gewinnen, hieß es. Auch soll der Katastrophenschutz wieder Infusionszentren eröffnen, in denen Patienten Blutplasma-Behandlungen bekommen können.

Lage in Texas zuletzt verschlechtert

Die Lage in Texas hat sich aufgrund der besonders ansteckenden Delta-Variante deutlich verschlechtert. In dem Bundesstaat mit 29 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wurden zuletzt im Schnitt pro Tag rund 12.000 Coronavirus-Neuinfektionen gemeldet, wie Daten der Behörden zeigen.

Derzeit werden rund 9.000 Covid-19-Patientinnen und -Patienten in Krankenhäusern behandelt. Der Republikaner Abbott hat CoV-Auflagen wie eine Maskenpflicht in dem Staat per Verfügung für illegal erklärt. In Texas sind rund 44 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, landesweit liegt die Impfquote bei 50 Prozent.

Gouverneur von Arkansas plädiert für Impfung

Alarm schlug am Montag auf Twitter auch der republikanische Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson: Im ganzen Bundesstaat seien momentan nur noch acht Betten auf den Intensivstationen frei. Inzwischen würden so viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Krankenhaus behandelt wie nie zuvor während der Pandemie. Von den 1.376 Patienten seien 286 an ein Beatmungsgerät angeschlossen. „Impfungen reduzieren Krankenhausaufenthalte“, schrieb er weiter. In Arkansas sind rund 38 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Leerer Parkplatz in Orlando, auf welchem geimpft wird
AP/Phelan M. Ebenhack/Phelan M. Ebenhack
Die US-Impfkampagne geriet zuletzt ins Stocken

Prekär ist die Lage überdies in Florida, wo sich die Spitäler mit einer rasch wachsenden Zahl an Patientinnen und Patienten konfrontiert sehen. Der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte zuvor allen Schulbezirken untersagt, eine Maskenpflicht anzuordnen: Einige Schulbezirke haben aber bereits angekündigt, sich dessen Anordnung widersetzen zu wollen. Vollständig geimpft sind bisher rund 50 Prozent der Bevölkerung.

Ein ähnliches Bild zeigte sich im benachbarten Bundesstaat Georgia, wo 39 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner vollständig geimpft sind. Im Zuge einer Pressekonferenz am Montag warnten Leiter von vier Spitälern im Küstengebiet Georgias vor einem Mangel an Spitalsbetten und riefen die Bevölkerung dazu auf, sich impfen zu lassen und Masken zu tragen.

100.000 Neuinfektionen pro Tag

Die US-Behörden melden inzwischen im Durchschnitt wieder rund 100.000 Neuinfektionen pro Tag. Im Juni, bevor sich die Delta-Variante durchgesetzt hatte, waren es zeitweise nur rund 10.000 pro Tag. Täglich sterben im Schnitt mehr als 450 Menschen nach einer CoV-Infektion, wie Daten der Gesundheitsbehörde CDC zeigen. Zunehmend erkranken auch Kinder und junge Menschen schwer am Coronavirus.

Die Angst vor der Delta-Variante hat die Impfrate zwar wachsen lassen, dennoch lehnen es weiterhin Millionen US-Bürger vor allem in konservativen Landesteilen ab, sich impfen zu lassen. US-Präsident Joe Biden und hochrangige Regierungsvertreter rufen die Bevölkerung zunehmend verzweifelt auf, sich impfen zu lassen.

Die Ablehnung sowie die sich verschlechternde Lage in überwiegend republikanisch dominierten Bundesstaaten veranlassten führende Politikerinnen und Politiker zuletzt auch dazu, sich überraschend explizit für die Covid-19-Impfung auszusprechen – darunter etwa Kay Ivey, die Gouverneurin von Alabama, aber auch der als Maskenskeptiker geltende Gouverneur von Florida. Die Frage des Impfens und des Maskentragens in den USA ist mittlerweile auch zu einer politischen Frage geworden, die an Parteilinien verläuft.

Menschen auf der Straße in Florida tragen teilweise Mund-Nasen-Schutzmasken
Reuters/Octavio Jones
Maske oder nicht? Die Antwort auf diese Frage geht in den USA oft Hand in Hand mit der politischen Gesinnung

Fauci warnt vor „noch gefährlicherer Variante“

Auch der US-Immunologe Anthony Fauci warnte vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Coronavirus-Variante, sollte die Ausbreitung der Delta-Variante nicht eingedämmt werden. Fauci sagte am Sonntag dem Sender NBC: „Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (…), die noch problematischer sein könnte als Delta.“

Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, bestehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickle, vor der die aktuellen Impfstoffe – anders als bei Delta – keinen Schutz böten. Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Gesundheitsexperte und Präsidentenberater. Der beste Weg dazu seien Impfungen. Hilfreich wären Impfpflichten auf lokaler Ebene. Auch der Direktor der US-Forschungsagentur National Institutes of Health, Francis Collins, mahnte, Impfpflichten könnten etwas bewegen. Er sagte am Sonntag dem Sender ABC, das Land bezahle nun den „schrecklichen Preis“ dafür, dass so viele Menschen ungeimpft seien.