Italiens Umweltminister: Feuer durch Brandstiftung

Der italienische Umweltminister Roberto Cingolani macht Brandstifter für die schweren Brände verantwortlich, die seit Tagen in Mittel- und Süditalien wüten.

„Die Wetterbedingungen sind äußerst günstig für diese Verbrecher. 70 Prozent der Brände hängen von Brandstiftern oder höchstens von Fahrlässigkeit ab“, sagte der Minister im Interview mit RAI1 gestern Abend.

Die Wälder in Italien sind oft verlassen und würden nicht mehr gepflegt werden, sagte Cingolani. „Die Erde ist sehr trocken, die Pflanzen sind trocken, die Winde sind heiß und sehr stark. Brandstifter wissen leider sehr gut, wie man Brände legt. Das Grundproblem besteht darin, dass der Mensch zutiefst unzivilisiert ist. Außerdem ist die Pflege von Grünflächen von grundlegender Bedeutung“, sagte der Minister.

Hitze und Trockenheit ausgenutzt

„Italiens Grünflächen werden überall von Kriminellen und Brandstiftern angegriffen, die die hohen Temperaturen und die Trockenheit ausnutzen. Die Wälder sind jedoch auch Opfer der Desorganisation des Systems zur Vorbeugung von Waldbränden“, sagte der Umweltschutzverband Legambiente, der unzulängliche Mittel bei der Waldbrandbekämpfung kritisiert.

Menschen seien beim Versuch gestorben, ihr Eigentum vor großen Bränden zu schützen, beklagte der Umweltschutzverband. Das Feuer bedrohte sogar die Buchenwälder des Aspromonte Valle Infernale in der süditalienischen Region Kalabrien, die erst kürzlich zum UNESCO-Kulturerbe erklärt wurden. Von den Bränden besonders hart betroffen waren zuletzt die süditalienischen Regionen Apulien, Sardinien und Sizilien.

Knapp 103.000 Hektar verbrannt

Nach Angaben des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) der Europäischen Kommission sind in Italien seit Jahresbeginn 102.933 Hektar Land verbrannt, eine Fläche so groß wie 140.000 Fußballfelder. Das ist eine Vervierfachung im Vergleich zu den 28.479 Hektar, die zwischen 2008 und 2020 im Durchschnitt jedes Jahr verbrannt wurden.