Rauchwolken und Flammen über der algerischen Region Kabylie, östlich von Algier
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Waldbrände

Algerien meldet Dutzende Tote

Schwere Waldbrände in der Mittelmeer-Region sorgen auch in Algerien für eine katastrophale Lage. Das nordafrikanische Land meldete am Dienstagabend mindestens 42 Tote. Unter den Opfern sind 25 Soldaten, die bei Rettungseinsätzen starben, wie Präsident Abdelmadjid Tebboune am Dienstag mitteilte.

Den Soldaten sei es aber gelungen, mehr als 100 Menschen aus den Flammen zu befreien. Im Norden des Landes brachen nach Regierungsangaben mehr als 70 Feuer aus. Innenminister Kamel Beldjoud machte bei einem Besuch in der betroffenen Stadt Tizi Ouzou Brandstifter für die Feuer verantwortlich. Es sei „umöglich“, dass 50 Feuer gleichzeitig ausbrechen würden. Vier Verdächtige wurden festgenommen. Die meisten Brände wüteten in der Kabylei, einer stark bewaldeten und dicht besiedelten Bergregion östlich der Hauptstadt Algier.

Die Waldbrände ereignen sich inmitten brütender Sommerhitze, die Wasserbestände werden knapp. Der wichtigste Staudamm der Region, Taksebt, ist praktisch ausgetrocknet. Der Wetterdienst sagte für Mittwoch Temperaturen von 42 Grad voraus. Auch das Nachbarland Tunesien leidet derzeit unter einer Hitzewelle. Nach Angaben der Wetterbehörde wurde am Dienstag in der Hauptstadt Tunis eine Rekordtemperatur von 48 Grad gemessen.

Mehr als 40 Tote bei Bränden in Algerien

In Algerien sind bei Bränden mehr als 40 Personen ums Leben gekommen. Eine Entspannung der Situation ist derzeit nicht in Sicht, Dürre und Wind erschweren die Löscharbeiten.

Kilometerlange Feuerfront in Griechenland

In anderen Regionen gibt es zwar punktuell Entspannung, in vielen Regionen blieben die Einsatzkräfte am Dienstag aber weiterhin bis aufs Äußerste gefordert. In Griechenland etwa blieb die Lage auf Euböa und der Peloponnes prekär. Auf der Halbinsel gerieten die Waldbrände zuletzt wieder außer Kontrolle, am Dienstagabend war die Feuerfront allein in der Gemeinde Gortynia rund zehn Kilometer lang.

Per Not-SMS wurden bisher 19 Dörfer evakuiert, im Ort Pirris brannten Häuser. Die Einsatzkräfte wurden noch in der Nacht ständig verstärkt, um Richtung Norden eine Barriere zu bilden, damit sich die Flammen nicht weiter in Richtung der Präfektur Ilia vorarbeiten können, wo auch das antike Olympia liegt. Winde erschwerten die Löscharbeiten.

Waldbrände auf den Peleponnes
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Feuerwalze auf der Halbinsel Peloponnes

Auch auf der zweitgrößten Insel Euböa blieb die Lage angespannt. Nachdem abends die Löschflugzeuge und -hubschrauber bei einbrechender Dunkelheit den Dienst einstellen mussten, entfachten die Brandherde auf dem Boden stellenweise wieder stärker. 900 Einsatzkräfte waren zwischenzeitlich im Einsatz, um Menschen aus den Dörfern zu retten. Es wird gehofft, dass am Mittwoch zumindest zwischenzeitlich Regenfälle Erleichterung bringen.

Brandherde in Algerien gemäß NASA-Brandwarnsystem FIRMS vom 11.8.2021, 9.00 Uhr

Zehntausende Hektar verbrannt

Gleichsam gab es in Griechenland erste Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden. Das geologische Institut der Universität Athen geht aktuell von 90.000 Hektar verbrannter Fläche im ganzen Land aus. „Die Daten ändern sich ständig, weil die Ereignisse noch im Gange sind“, sagte Niki Evelpidou, Professorin für Geologie und Geoumwelt an der Athener Universität, am Dienstag der Tageszeitung „Kathimerini“.

Serbische Feuerwehrmänner bekämpfen einen Brand in der Nähe des Dorfes Avgaria auf Euböa.
APA/AFP/Angelos Tzortzinis
Serbische Feuerwehrmänner bekämpfen einen Brand in der Nähe des Dorfes Avgaria auf Euböa

Die größte Fläche ist den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge bisher auf Euböa verbrannt. Rund 51.000 Hektar Wald liegen dort bereits in Asche. Auch die Peloponnes ist stark betroffen, dort sollen laut den Expertinnen und Experten in der Region des antiken Olympia 10.000 Hektar verbrannt sein.

Bis zu 48 Grad in einigen Städten

Prekär bleibt die Lage auch in Italien, wo der Nationalpark Aspromonte schwer betroffen ist und es an Unterstützung fehlt. In ganz Italien brennen derzeit zahlreiche Feuer. Inklusive Mittwoch sagten die Meteorologinnen und Meteorologen außerdem eine Hitzewelle für weite Teile Italiens voraus. Das Waldbrandrisiko bleibt durch die anhaltenden Trockenheit und heiße Winde deshalb hoch.

Die Zahl der italienischen Städte, in denen wegen möglicher Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit der Bevölkerung Alarmstufe Rot ausgerufen worden war, soll von vier am Dienstag auf zehn am Donnerstag steigen. Betroffen seien unter anderem Triest, Bologna, Rom, Bari und Palermo. Das Gesundheitsministerium warnte vor negativen Auswirkungen auf die Gesundheit.

Populärer Wallfahrtsort bedroht

Vom Feuer bedroht ist der populäre Marienwallfahrtsort von Polsi in der Gemeinde San Luca in Kalabrien. Das Pilgerheiligtum der „Madonna della Montagna“ (Muttergottes des Berges) sei unzugänglich, berichtete der Priester der Ortschaft. Die Hauptstraße sei durch die Flammen blockiert und könne nur über zwei Nebenstraßen erreicht werden.

Für die nächsten Tage werden in Teilen Süditaliens Temperaturen von bis zu 48 Grad vorhergesagt, da sich das afrikanische, subtropische Hochdruckgebiet „Luzifer“ in der voraussichtlich heißesten Woche des Jahres verschärfen wird.

Erhöhte Brandgefahr auf Sizilien und Sardinien

Auf Sizilien und Sardinien sagten die dortigen Zivilschutzbehörden ein erhöhtes Brandrisiko für Großteile der Inseln voraus. Der italienische Umweltminister Roberto Cingolani machte zuvor Brandstifter für die schweren Brände in Süditalien verantwortlich. „Die Wetterbedingungen sind äußerst günstig für diese Verbrecher. 70 Prozent der Brände hängen von Brandstiftern oder höchstens von Fahrlässigkeit ab“, sagte der Minister im Interview mit RAI1 Montagabend.

Ein Flugzeug beim Löschen eines Brandes in der Nähe von Oristano auf Sardinien.
AP/LaPresse/Alessandro Tocco
Ein Flugzeug beim Löschen eines Brandes in der Nähe von Oristano auf Sardinien

Die Wälder in Italien seien oft verlassen und würden nicht mehr gepflegt, sagte Cingolani. „Die Erde ist sehr trocken, die Pflanzen sind trocken, die Winde sind heiß und sehr stark. Brandstifter wissen leider sehr gut, wie man Brände legt. Das Grundproblem besteht darin, dass der Mensch zutiefst unzivilisiert ist. Außerdem ist die Pflege von Grünflächen von grundlegender Bedeutung“, sagte der Minister.

Nach Angaben des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) der Europäischen Kommission sind in Italien seit Jahresbeginn 102.933 Hektar Land verbrannt, eine Fläche so groß wie 140.000 Fußballfelder. Das ist eine Vervierfachung im Vergleich zu den 28.479 Hektar, die zwischen 2008 und 2020 im Durchschnitt jedes Jahr verbrannten.

Aufatmen in der Türkei

In der Türkei hat sich die Lage weitgehend entspannt. Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Brände ausgebrochen, etwa die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Besonders große Zerstörung haben die Feuer in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla angerichtet.

Bild zeigt einen Brand in der Nähe des Dorfes Ikizce, in der provinz Mugla.
Reuters/Umit Bektas
Ein Brand in der Nähe des Dorfes Ikizce in der türkischen Provinz Mugla

Allein in Mugla verbrannten lokalen Behörden zufolge mehr als 66.000 Hektar Land. Schätzungen zufolge wurden insgesamt etwa 150.000 Hektar (1.500 Quadratkilometer) Land zerstört – eine Fläche fast dreimal so groß wie der Bodensee. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.