Mann kühlt sich das Gesicht an einem Brunnen in Rom
APA/AFP/Filippo Monteforte
48,8 Grad auf Sizilien

Möglicher neuer Hitzerekord in Europa

Nach vier Städten am Vortag hat das italienische Gesundheitsministerium am Mittwoch für vier weitere Städte die höchste Hitze-Alarmstufe ausgerufen. Dahinter stehen ein von einem italienischen Wetterdienst „Luzifer“ getauftes Hochdruckgebiet und die für Italien prognostizierte heißeste Woche des Jahres. Auf Sizilien zeigte das Thermometer in der Nähe von Syrakus 48,8 Grad, wie die Regionalbehörden mitteilten – wird der Wert bestätigt, wäre er ein neuer europäischer Rekord.

Bereits am Donnerstag gilt mit Bari, Bologna, Campobasso, Frosinone, Latina, Palermo, Perugia, Rieti, Rom und Triest in insgesamt zehn italienischen Städten Alarmstufe Rot, mit der das Ministerium vor negativen Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit sowohl von gesunden Menschen als auch von Risikogruppen, Älteren und Kleinkindern warnt. Am Freitag kommen nach Angaben der Zeitung „La Repubblica“ mit Brescia, Cagliari, Florenz, Viterbo und Bozen schließlich noch fünf weitere Städte dazu.

Nachdem sich Italien zuletzt mit extremen Hitzewerten im Süden und einer Schlechtwetterperiode im Norden noch zweigeteilt zeigte, steigen die Temperaturen nun im ganzen Land. Vielerorts dürfte sich die Hitzewelle auch über den am Sonntag anstehenden und als „Ferragosto“ bekannten alljährlichen Urlaubshöhepunkt ziehen. Hotspot bleibt der Süden, wo am Mittwoch bereits die höchste jemals in Europa gemessene Temperatur übertroffen worden sein könnte.

Frau spritz sich zur Abkühlung Wasser aus einem Brunnen über den Kopf
AP/Riccardo De Luca
Alarmstufe Rot gilt bereits seit Dienstag in Italiens Hauptstadt Rom

Neuer Höchstwert von 48,8 Grad?

Nach Angaben der ORF-Wetterredaktion zeigte das Thermometer in der Wetterstation Syrakus des regionalen sizilianischen Wetterdienstes (SIAS) am frühen Nachmittag 48,8 Grad Celsius. Die bisher in Europa höchste Temperatur wurde 1977 mit 48 Grad in Griechenland gemessen. Aus Italien ist zudem eine am 20. August im sizilianischen Catenanuova gemessene, allerdings unbestätigte Temperatur von 48,5 Grad bekannt. Auch bei der nun in Siracusa gemessenen Temperatur ist eine Bestätigung durch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) noch ausständig. Es ist unklar, ob das Kunststoffgehäuse rund um den Temperatursensor (statt der üblichen Wetterhütte) als Standard anerkannt wird.

Rekordwerte auf Sizilien

Für den Südwesten Siziliens wurden vom Nationalen Wetterdienst Temperaturen von 49 oder 50 Grad vorhergesagt, für die südlichen Festlandregionen Kalabrien, Apulien und Kampanien 39 bis 42 Grad. Das Hoch, das die Hitzewelle verursacht, soll in den kommenden Tagen nordwärts ziehen und am Wochenende der Toskana und der Region Latium im Zentrum Italiens Temperaturen um die 40 Grad bringen.

Mit Temperaturen von bis zu 34 Grad erreicht das Hochdruckgebiet auch Südtirol und damit Italiens nördlichste Provinz. Der Allzeitrekord von 40 Grad Celsius bleibe dort aber „unerreicht“, prognostizierte der Südtiroler Landesmeteorologe Dieter Peterlin auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Zusammen mit zwölf weiteren Städten wurde unterdessen auch die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen am Mittwoch auf Orange, die zweithöchste Warnstufe, gesetzt.

Riesige Flächen im Mittelmeer-Raum verbrannt

Rund um das Mittelmeer sind in den vergangenen Wochen Tausende Quadratkilometer verbrannt. Besonders betroffen sind Italien, die Türkei, Griechenland und auch Algerien, wo bereits 65 Menschen durch die Feuer ums Leben gekommen sind.

Feuerwehren im Dauereinsatz

Für die Feuerwehr in Kalabrien und auf Sizilien sind die hohen Temperaturen schlechte Nachrichten. So wie in den vergangenen Tagen gab es auch am Mittwoch wieder Hunderte Einsätze. In der Madonie, einer Gebirgskette nahe der sizilianischen Hauptstadt Palermo, wüten die Flammen schon seit mehreren Tagen und zerstörten Felder und Gebäude. Die Zahl der Toten stieg auf vier.

Freiwillige Helfer versuchen Feuer in Madonie einzudämmen
AP/Salvatore Cavalli
In der Madonie brennt es seit Tagen

In Kalabrien ist der als UNESCO-Welterbe geführte Naturpark Aspromonte vom Feuer bedroht. Die Umweltorganisation WWF Italien forderte am Dienstag den sofortigen Einsatz zusätzlicher Löschflugzeuge. Anderenfalls verliere das Land „für immer ein Erbe von unschätzbarem Wert“.