Ein älteres Paar auf einem Flughafen
Reuters/Loren Elliott
CoV-Vorzeigeland

Neuseeland will Grenzen „vorsichtig“ öffnen

Neuseeland will seine Grenzen für Touristen Anfang 2022 erstmals wieder öffnen. Im Herbst soll es für alle Neuseeländer und Neuseeländerinnen ein Impfangebot geben, drei Monate früher als geplant. Im Nachbarland Australien mehren sich unterdessen die Lockdowns, nun ist auch die Hauptstadt Canberra betroffen. In Tokio spitzt die Lage laut Experten zu.

Bis Ende des Jahres sollen die strengen Grenzkontrollen noch beibehalten werden, wie Regierungschefin Jacinda Ardern am Donnerstag sagte. Die Änderungen im Jahr 2022 würden dann „vorsichtig und überlegt“ erfolgen, um zu verhindern, dass Coronavirus-Varianten wie die hochansteckende Delta-Variante nach Neuseeland gelangen.

Für Reisende sollen je nach Herkunftsland und Impfstatus verschiedene Regeln gelten. Vollständig Geimpfte aus Staaten mit niedriger Inzidenz dürfen den Plänen zufolge wieder quarantänefrei nach Neuseeland. Ungeimpfte und Menschen aus Hochrisikogebieten müssen hingegen 14 Tage in Isolation.

Neuseeland gilt weltweit als Vorbild im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. In dem Land mit fünf Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen gab es seit Beginn der Pandemie 26 Todesfälle durch oder mit Covid-19 sowie rund 2.900 CoV-Infektionen.

Weitgehend abgeschottet

Der Inselstaat im Südpazifik hatte sich im März 2020 weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Nur noch neuseeländische Staatsbürger und Menschen mit Wohnsitz im Land durften einreisen. Im April hatte die Regierung einen Reisekorridor mit dem Nachbarland Australien eröffnet, der aber Ende Juli wegen einer CoV-Welle in Australien wieder geschlossen wurde.

Die Grenzschließungen hätten als eine Art „kollektive Rüstung“ gedient, sagte Ardern bei einem Forum mit dem Titel „Reconnecting New Zealanders to the World“ (Neuseeländer wieder mit der Welt verbinden). Durch die Impfungen erhalte nun jeder eine „individuelle Rüstung“, wodurch die Landesgrenzen wieder geöffnet werden könnten. Die Impfkampagne verläuft schleppend, weniger als 20 Prozent der Bevölkerung sind bisher vollständig geimpft.

Mehr und mehr Lockdowns in Australien

Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen war wegen extrem strikter Regeln lange ebenfalls sehr erfolgreich im Kampf gegen die Pandemie. Das Land kämpft aktuell allerdings mit einem Anstieg der CoV-Infektionen. Nach Melbourne und Sydney müssen nun auch die Bewohner und Bewohnerinnen der australischen Hauptstadt Canberra mindestens sieben Tage in einen Lockdown. Zuvor sei in der Stadt erstmals seit einem Jahr ein CoV-Fall bestätigt worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Im Laufe des Tages wurden drei weitere Fälle bestätigt.

Demonstranten protestieren in Melbourne gegen drohende Lockdowns
Reuters/AAP Image/Daniel Pockett
In Australien gehen immer wieder Menschen gegen die Lockdowns auf die Straße

Es ist das erste Mal seit Beginn der Pandemie, dass in der Region Australian Capital Territory (ACT) strenge Maßnahmen verhängt werden, berichtete die Zeitung „The Age“. Die Menschen dürfen nur noch in Ausnahmefällen ihre Häuser verlassen. Die Regeln traten um 17.00 Uhr (Ortszeit) in Kraft. In Australien ist die Durchimpfungsrate mit 19 Prozent ebenfalls vergleichsweise niedrig.

Der Ende Juni verhängte Lockdown im Bundesstaat New South Wales mit der Millionenmetropole Sydney war zuletzt bis Ende August verlängert worden. Die Behörden verzeichneten hier am Donnerstag (Ortszeit) mehr als 340 neue Fälle. In Melbourne waren die Maßnahmen am Mittwoch um eine Woche verlängert worden. Gegen die Maßnahmen gibt es immer wieder Proteste in Australien.

Tokio: Situation für Experten „außer Kontrolle“

Auch im Inselstaat Japan wird die CoV-Lage zunehmend ernster, vor allem in der Hauptstadt Tokio. Ein Expertenteam der Regierung verglich die Infektionslage in der Hauptstadt am Donnerstag (Ortszeit) mit der einer Katastrophe, die „außer Kontrolle“ sei, wie japanische Medien berichteten.

Die Fachleute warnten davor, dass die medizinische Versorgung einschließlich normaler Patienten zu kollabieren drohe. Tokio, das sich vorerst noch bis zum 31. August im Notstand befindet, registrierte am Donnerstag (Ortszeit) 4.989 Neuinfektionen. Das ist der bisher zweithöchste Stand an Neuinfektionen. Die Zahl der Patienten und Patientinnen mit schweren Symptomen stieg dabei auf den Höchstwert von 218 Fällen.

Menschenmassen auf einer Straße in Tokio
AP/Kyodo News
Experten empfehlen, dass im notorisch bevölkerten Tokio weniger Menschen auf der Straße sind

Angesichts des alarmierenden Anstiegs der Infektionen in Tokio forderten die Experten, dass die Menge an Menschen auf den Straßen im Vergleich zu Anfang Juli um die Hälfte reduziert wird. Besonders risikogefährdete Orte wie die in Tiefgeschoßen großer Kaufhäuser befindlichen Lebensmittelabteilungen müssten mit strengeren Maßnahmen die Zahl der Kundinnen und Kunden begrenzen.

In zwölf Tagen starten Paralympics

Nach den am Sonntag zu Ende gegangenen Sommerspielen will Tokio am 24. August die Paralympics eröffnen, die bis zum 5. September dauern sollen. Bei den Olympischen Spielen waren Zuschauer wegen der CoV-Lage von nahezu allen Wettkämpfen ausgeschlossen worden. Wie das bei den Paralympics gehandhabt werden soll, ist noch nicht entschieden.

Wegen der steigenden Zahl von Menschen, die medizinische Betreuung benötigen, riefen die Experten der Regierung zur Unterstützung durch Krankenhäuser auch anderer Präfekturen auf. Das Gesundheitssystem könne nicht aufrechterhalten werden, sollte sich die jetzige Infektionslage fortsetzen, hieß es. Es sei für Krankenhäuser nicht nur immer schwieriger, CoV-Patienten aufzunehmen, deren Verfassung sich zu Hause verschlechterte, sondern auch andere Notfallpatienten.