Stiftung ortet Aufholbedarf bei Kinderbetreuung

Die ÖVP-nahe Julius-Raab-Stiftung und das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria haben heute eine gemeinsame Studie präsentiert, in der sie Aufholbedarf bei frühkindlicher Bildung orten. Der europäische Vergleich zeige, dass sich Österreich bei der Betreuung unter Dreijähriger abgeschlagen im letzten Drittel wiederfinde.

Bereits im Juni hatte Stiftungspräsidentin und WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz in einer gemeinsamen Forderung von Kammern, ÖGB und Industriellenvereinigung auf „flächendeckende und leistbare“ Kinderbetreuungsplätze vom ersten Geburtstag bis zum 14. Lebensjahr gedrängt.

Denn frühkindliche Betreuung und Bildung unterstütze die elterliche Teilnahme am Arbeitsmarkt und fördere die Kindesentwicklung, hieß es.

Betreuung unter Dreijähriger unzureichend

Einen deutlichen Aufholbedarf Österreichs legen die Ergebnisse bei der Betreuung der unter Dreijährigen nahe: Während in Dänemark in dieser Altersklasse etwa 66 Prozent und in den Niederlanden 65 Prozent betreut werden, liegt die Betreuungsquote in Österreich lediglich bei 23 Prozent.

Dabei zeigten Studienergebnisse, dass besonders sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten von frühkindlicher Bildung profitieren, so Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria.

Bundesweite Lösung gefordert

Dass es in Österreich bei der Kinderbetreuung eine Mischförderungen der Gebietskörperschaften gibt, führe zudem zu Intransparenz sowie mangelnder Administrierbarkeit der Finanzierungen, so Köppl-Turyna.

Ferner seien durch die Einzugsgebiete die Einrichtungen mancher Gemeinden finanziell überlastet, während andere dieses Problem nicht haben. Schultz drängt daher auf eine bundesweite frühkindliche Bildungsoffensive. „Nur so werden wir es schaffen, Familie und Beruf besser zu vereinbaren und jedem Kind die gleichen Chancen zu geben“, so Schultz.

Für NEOS ist die Erkenntnis nicht neu. „Ärgerlich“ sei jedoch, dass jetzt aus dem ÖVP-Umfeld Forderungen kommen, „die die ÖVP selbst seit Jahr und Tag ignoriert, ablehnt oder verschleppt“, so Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre.

Ähnliche Töne kamen auch aus der SPÖ. Seit Monaten forderten SPÖ und Sozialpartner einen schnelleren Ausbau der Plätze. Bundesweit fehlten 7.500. Für eine österreichweit einheitliche Offensive sprach sich der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) aus, der auch ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr anregte.