Menschen stellen ishc in der Central Station in New York City bei der Impfstation an, ein Plakat verspricht Gratisfahrten für Geimpfte
AP/STAR MAX
Furcht vor Delta

CoV-Impfpflicht in USA „auf dem Vormarsch“

In den USA wird der Druck zur CoV-Impfung stetig erhöht: Immer mehr Privatunternehmen, öffentliche Stellen und Behörden verlangen in den nächsten Monaten einen Impfnachweis. Auch durch finanzielle Anreize will man die Impfbereitschaft erhöhen – offenbar mit Erfolg. Hintergrund ist die Furcht vor der Delta-Variante des Virus. Die Impfpflicht sei „auf dem Vormarsch“, so der CoV-Beauftragte von US-Präsident Joe Biden.

Die bisher angekündigten Regelungen durch Unternehmen, Bundesstaaten, Gemeinden, Universitäten und Krankenhäuser, die im Herbst greifen sollen, verpflichten bereits Dutzende Millionen US-Bürgerinnen und -Bürger zur Impfung.

So verlangt nun die US-Westküstenmetropole San Francisco künftig einen Impfnachweis für den Besuch von Restaurants, Cafes, Bars, Fitnessstudios und bestimmten Events in öffentlichen Räumen. Laut Angaben von Bürgermeisterin London Breed vom Donnerstag tritt die Regelung am 20. August in Kraft. Ab dann müssen Besucher eine vollständige CoV-Impfung nachweisen, ein Negativtest reicht dann nicht mehr aus.

Jose Luis Villanueva Hernandez erhält seine erste Coronavirus-Impfung in der Ritenour High School in St. Louis
AP/St. Louis Post-Dispatch/David Carson
Auch in Highschools wird geimpft, wie hier in St. Louis

Ähnliche Regelung auch in New York

Ausgenommen sind Kinder unter zwölf Jahren und Personen, bei denen medizinische Gründe gegen eine Impfung sprechen. San Francisco ist damit die erste US-Großstadt, die für Aktivitäten in einigen öffentlichen Innenräumen eine vollständige Impfung vorschreibt. Die Millionenmetropole New York hatte kürzlich eine ähnliche Regelung getroffen, dort reicht allerdings der Nachweis einer Impfdosis aus.

Ein Kunde zeigt in einer Vinothek in New York einem Sicherheitsbeamten seinen Impfnachweis auf seinem Handy
AP/Frank Franklin Ii
Ein Kunde zeigt in New York einem Sicherheitsbeamten seinen Impfnachweis

Mit diesen Maßnahmen sollen die weitere Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus eingedämmt und zudem weitere Menschen dazu gebracht werden, sich impfen zu lassen.

Regierung wendet sich an Arbeitgeber

Die US-Regierung ermuntert auch Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen ausdrücklich, ihr Personal zur Impfung gegen das Coronavirus zu verpflichten. Es liege in der Macht der Arbeitgeber „dabei zu helfen, die Pandemie zu beenden“, sagte der CoV-Koordinator des Weißen Hauses, Jeffrey Zients, am Donnerstag.

„Es ist klar, die Impfpflicht ist im ganzen Land auf dem Vormarsch“, sagte Zients. Die Impfungen würden die Menschen schützen und „helfen, die Verbreitung des Virus zu stoppen“.

Eine Schülerin der Lehman High School in New York lacht verlegen, nachdem sie ihre CoV-Impfung erhalten hat
AP/Mark Lennihan
Auch bei Jüngeren setzt man auf ein Vakzin

McDonald’s: Impfpflicht für das Büro

Der Fast-Food-Konzern McDonald’s verpflichtet seine Büroangestellten in den USA zur CoV-Impfung. Zudem werde die Rückkehr der Mitarbeiter ins Backoffice vom 7. September auf den 11. Oktober verschoben, gab das Unternehmen bekannt. Zuvor hatten bereits große Technologieunternehmen wie Google, Uber und Facebook ihren Mitarbeitern ähnliche Anweisungen erteilt.

Auch die New Yorker Börse verlangt einen Nachweis von den Parketthändlern, dass sie sich immunisiert haben. Ab dem 13. September müssten die Marktteilnehmer einen Nachweis über eine Immunisierung vorlegen, berichtet der Sender CNBC. Ausnahmen von der Impfpflicht solle es aus religiösen und medizinischen Gründen geben.

Impfbus auf Coney Island, New York
AP/STAR MAX
Ein Impfbus auf Coney Island, New York

100-Dollar-Anreiz zeigt Wirkung

Nachdem die Millionenmetropole New York Ende Juli einen Impfanreiz von 100 Dollar (etwa 85 Euro) eingeführt hat, haben schon rund 50.000 Menschen dieses Angebot angenommen. Das gab Bürgermeister Bill de Blasio am Donnerstag bekannt und feierte das Angebot städtischer Impfstellen als großen Erfolg.

US-Präsident Biden hatte Bundesstaaten, Bezirke und Gemeinden landesweit aufgefordert, eine solche Belohnung auszuloben. Insgesamt sind in der Metropole New York mit rund 8,5 Millionen Einwohnern, die im vergangenen Frühjahr zum Zentrum der Pandemie geworden war, bereits rund 73 Prozent aller Erwachsenen voll geimpft.

Menschen stehen für eine Covid-Impfung Schlange vor dem New Yorker Medical Department in Manhatten
AP/STAR MAX
Menschen warten auf eine Covid-Impfung vor dem New Yorker Medical Department in Manhattan

Auch Gesundheitsministerium setzt auf Impfpflicht

Bereits Ende Juli hatte das Weiße Haus die CoV-Vorschriften für Beschäftigte der US-Bundesbehörden verschärft. Die neuen Vorschriften sehen vor, dass die vier Millionen Angestellten der Bundesbehörden entweder gegen das Coronavirus geimpft sein oder eine Reihe von Auflagen einhalten müssen.

Das US-Gesundheitsministerium ordnete nun eine CoV-Impfpflicht für Angestellte mit Kundenkontakten an. Die Impfpflicht betreffe 25.000 Menschen, die in staatlich betriebenen Gesundheitseinrichtungen arbeiten, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Die Maßnahme gilt auch für Mitarbeiter des Indian Health Service, der sich um indigene Einwohner im ganzen Land kümmert, sowie Freiwillige und Vertragspartner. „Unser höchstes Ziel ist die Gesundheit und Sicherheit der amerikanischen Öffentlichkeit, eingeschlossen unserer Bundesangestellten“, sagte Gesundheitsminister Xavier Becerra. Laut US-Medienberichten könnte die Regelung Ende September in Kraft treten.

Streitkräfte sollen durchgeimpft werden

Auch das Pentagon beschloss eine Impfpflicht für alle Angehörigen der US-Streitkräfte ab Mitte September. Verteidigungsminister Lloyd Austin teilte am Montag mit, dass der Stichtag sich im Falle weiterer Zulassungen von Impfstoffen durch die US-Arzneimittelbehörde FDA noch nach vorne verschieben könne. Biden erklärte, er unterstütze die Entscheidung „nachdrücklich“: „Diese Impfstoffe retten Leben.“

Weil die CoV-Vakzine bisher nur eine Notfallzulassung hatten, war eine Impfung gegen Covid-19 für die US-Streitkräfte bisher nicht verpflichtend – anders als andere Impfungen. Nur gut die Hälfte der 2,5 Millionen aktiven US-Soldaten und Nationalgardisten wurde bisher gegen das Virus geimpft. Einige hochrangige US-Beamte hatten sich daher zuletzt besorgt über die Einsatzbereitschaft der US-Armee geäußert.

Kalifornien: Impfung bzw. Test für Lehrkräfte

Der US-Bundesstaat Kalifornien schreibt indes für Lehrer, Lehrerinnen und Schulpersonal CoV-Impfungen oder regelmäßige Tests vor. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom kündigte die neuen Auflagen am Mittwoch in einer Schule in Oakland an. Die über 300.000 Lehrer und Mitarbeiter an Schulen müssen entweder einen Impfnachweis erbringen oder sich wöchentlichen Coronavirus-Tests unterziehen.

Kalifornien, der bevölkerungsreichste US-Staat, ist der erste Staat in den USA, der das für das kommende Schuljahr anordnet. Die Schutzimpfungen seien das beste Instrument zur Bekämpfung der Pandemie und um die Schulen offen zu halten, sagte Newsom. Kalifornien hatte kürzlich auch beschlossen, dass alle Beschäftigten des Westküsten-Bundesstaates sowie medizinisches Personal dort entweder einen Impfnachweis vorzeigen oder sich regelmäßig testen lassen müssen.

Anstieg an Neuinfektionen

Die Impfkampagne in den USA macht nur noch sehr langsam Fortschritte. Bisher sind dort rund 50,3 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen abschließend geimpft. Die Impfungen sind für Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene freigegeben. In der Bevölkerungsgruppe ab zwölf Jahren sind 59 Prozent vollständig geimpft.

Die US-Behörden melden inzwischen im Durchschnitt wieder gut 110.000 Neuinfektionen pro Tag. Im Juni, bevor sich die Delta-Variante durchgesetzt hatte, waren es zeitweise nur rund 10.000 pro Tag. Laut Gesundheitsbehörde CDC ist das im Vergleich zum Tiefpunkt im Juni ein Anstieg um 876 Prozent. Täglich sterben laut den CDC-Zahlen im Schnitt mehr als 450 Menschen nach einer CoV-Infektion.