Löschflugzeug bei Brandbekämpfung im Monte Catillo Naturreservat
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Keine Entwarnung

Brandgefahr am Mittelmeer weiter groß

Im Kampf gegen die Waldbrände im Mittelmeer-Raum sind in mehreren Ländern zuletzt zwar Fortschritte erzielt worden – vielerorts bleibt die Lage aber weiter äußerst angespannt. Nach wie vor im Dauereinsatz sind die Einsatzkräfte in Italien. Ungeachtet der jüngsten Erfolge, bleibt die Brandgefahr nach Angaben des Zivilschutzes auch in Griechenland weiter „groß“ bis „sehr groß“.

Die Feuer in Griechenland sind unter Kontrolle und weitgehend gelöscht, doch die Sicherheitskräfte bleiben in Alarmbereitschaft. Von Freitag- bis Samstagfrüh waren nach Angaben der griechischen Feuerwehr erneut 51 Waldbrände ausgebrochen.

Sorgen bereiten unter anderem die örtlich starken Winde, die einen kleinen Brandherd zu einem großen Waldbrand anheizen können. Vor allem in den zuvor stark betroffenen Gegenden im Norden Athens, auf der Insel Euböa und der Halbinsel Peloponnes sind deshalb weiterhin Hunderte Feuerwehrleute in Alarmbereitschaft. Die Regionen werden auch aus der Luft überwacht, hieß es bei der Feuerwehr.

Vebrannter Wald auf der griechischen Insel Euböa
Reuters/Alkis Konstantinidis
In Griechenland sind bereits weite Landstriche den Bränden zum Opfer gefallen

Brand bei Tivoli gelöscht

Auch in Italien hält eine Vielzahl von Wald- und Buschbränden die Einsatzkräfte weiter in Atem. Die Feuerwehr meldete am Samstagvormittag 400 Einsätze in den vergangenen zwölf Stunden. In der Region Kalabrien an der Fußspitze des italienischen Stiefels seien fünf Löschflugzeuge im Raum Cosenza und Reggio Calabria in der Luft. Das Feuer in Tivoli östlich von Rom sei in der Nacht gelöscht worden. Der Ort ist für seine UNESCO-Welterbe-Stätten Villa d’Este und Villa Adriana (Hadriansvilla) bekannt.

Menschen beobachten Waldbrände in der Nähe von Tivoli
AP/LaPresse/Cecilia Fabiano
Ein Brand nahe Tivoli wurde in der Nacht auf Samstag gelöscht

Auf Sizilien warnte der Zivilschutz für Samstag vor Waldbrandgefahr in den Provinzen Catania, Caltanissetta und Enna sowie vor extremer Hitze im Raum Palermo. Auf Sardinien warnten die Behörden vor extremer Brandgefahr für den zentralen Westen der Mittelmeer-Insel. In Kalabrien brennen viele Feuer in der Gegend um den Nationalpark Aspromonte. Dort gab es bisher vier Tote im Zusammenhang mit den Waldbränden.

Höchste Hitzealarmstufe für fünf Städte

Es brannte auch in der nördlich an Kalabrien angrenzenden Region Kampanien. Die Feuerwehr zeigte ein Video eines Hubschraubereinsatzes in Taurasi in der Provinz Avellino. Von der Neapel vorgelagerten Insel Ischia meldete die Nachrichtenagentur ANSA einen größeren Buschbrand, der auch einige Häuser erfasst habe und in der Nacht zum Samstag gelöscht worden sei.

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella begutachtete am Freitag die Lage auf Sardinien. Beim Besuch der Luftwaffe in Alghero überflog der 80-Jährige auch das Waldbrandgebiet in der Provinz Oristano im Westen der Insel. „Die Verwüstung durch die Brände zu sehen lässt einen das enorme Ausmaß der Schäden für das Leben der betroffenen Kommunen verstehen“, sagte Mattarella.

Extreme Hitze und anhaltende Trockenheit begünstigen seit Ende Juli in weiten Teilen des Südens die Flammen. Hinter vielen Feuern vermuten die Behörden Brandstiftung. Das italienische Gesundheitsministerium warnte für Samstag und Sonntag vor extremer Hitze der höchsten Alarmstufe drei unter anderem für Bari, Bologna, Bozen, Neapel und Rom.

Spanischer Hitzerekord wackelt

Das hinter der Hitzewelle stehende Hochdruckgebiet erreichte mittlerweile auch Spanien. Dort kletterten die Temperaturen in vielen Gebieten des Landes deutlich über die 40-Grad-Marke, auch in der Hauptstadt Madrid. Wie der Wetterdienst Aemet mitteilte, wurden am Freitagnachmittag in der andalusischen Provinz Cordoba 46,1 Grad gemessen. Damit war der im Juli 2017 in Cordoba erfasste Landesrekord von 46,9 Grad in greifbarer Nähe. „Samstag wird der schlimmste Tag sein. Nicht ausgeschlossen, dass der Rekord dann auch gebrochen wird“, sagte ein Aemet-Sprecher.

Temperaturanzeige in Sevilla zeigt 47 Grad Celsius an
APA/AFP/Cristina Quicler
In Spanien sorgt eine Hitzewelle für Temperaturen von teils weit über 40 Grad

Aemet rief vor allem für mehrere Gebiete in Andalusien bis Montag Alarmstufe Rot aus. Die extreme Hitze setzte auch den spanischen Winzern zu. In der Region Kastilien-La Mancha mussten sie mit der Weinernte – die normalerweise im September beginnt – am Freitag vorzeitig beginnen. Die Trauben seien schon sehr reif, hieß es.

Hochwassertote in der Türkei

In der Türkei sorgen kurz nach der Entspannung in vielen Waldbrandgebieten nun Hochwasser für den nächsten Katastropheneinsatz. In der türkischen Schwarzmeer-Region kamen bisher 38 Menschen in Zusammenhang mit Überschwemmungen ums Leben. Zwölf Menschen würden im Krankenhaus behandelt, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Freitag mit. Betroffen sind vor allem die drei Provinzen Bartin, Kastamonu und Sinop.

zerstörtes Hochhaus nach Flut in türkischer Stadt Bozkurt
AP/IHA/Ismail Coskun
In der Türkei stehen Tausende im Hochwassereinsatz

Medienberichten zufolge stand das Wasser mancherorts fünf Meter hoch. Unter anderem rund 5.000 Einsatzkräfte und 19 Helikopter seien an den Rettungsarbeiten beteiligt, unterstützt von Nichtregierungsorganisationen und dem Militär.

Entwarnung für Albanien, Nordmazedonien und Algerien

Im Adria-Land Albanien haben Militär und Feuerwehren die seit zwei Wochen lodernden Waldbrände unter Kontrolle gebracht. Im ganzen Land gebe es noch einige Feuer, doch die entscheidenden Schlachten gegen die Flammen seien gewonnen, teilte das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Tirana zuletzt mit. Schauplatz schwerer Brände war zuletzt auch Nordmazedonien. Diese sind mittlerweile unter Kontrolle, womit auch der Hilfseinsatz von Feuerwehren aus Österreich wieder beendet ist – mehr dazu in noe.ORF.at und steiermark.ORF.at.

In Algerien wurden inzwischen fast alle Brände in der besonders stark betroffenen Region Tizi Ouzou vollständig gelöscht, wie die Zivilschutzbehörde des nordafrikanischen Landes am Freitag mitteilte. Die Mitarbeiter überwachten die Lage in der Region aber weiterhin. In anderen Regionen werden noch immer Dutzende Feuer gelöscht. Nach Angaben der Behörde sind bisher insgesamt mindestens 124 Waldbrände in dem nordafrikanischen Land ausgebrochen. Dabei starben bisher mindestens 49 Zivilisten und mehr als 20 Soldaten, wie die staatliche Nachrichtenagentur APS meldete.