Haiti: Starke Regenfälle in Erdbebengebiet

Nach dem Erdbeben in Haiti mit mehr als 1.400 Toten hat das Tiefdruckgebiet „Grace“ starke Regenfälle in der betroffenen Region verursacht. In einer Notunterkunft im Ort Les Cayes auf der Halbinsel Tiburon im Südwesten des Karibik-Staates stand das Wasser knöchelhoch, wie auf Fotos zu sehen war.

Menschen in einem Flüchtlingslager in Les Cayes in Haiti
AP/Joseph Odelyn

Indes stieg die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 1.419. Rund 6.900 Menschen wurden bei der Katastrophe am Samstag verletzt. Es werden noch viele Menschen in den Trümmern der zerstörten Gebäude im Süden des Landes vermutet.

„Totales Chaos“

Die haitianische Menschenrechtsorganisation RNDDH kritisierte den Umgang der Regierung mit der Katastrophe als „totales Chaos“. „Sie sind völlig sich selbst überlassen“, hieß es in Bezug auf die Erdbebenopfer. Einige suchten auf eigene Faust nach Zelten zum Schutz vor dem Unwetter. Vor personell unterbesetzten und schlecht ausgestatteten Krankenhäusern warteten verzweifelte Verletzte.

Interimspremierminister Ariel Henry kündigte auf Twitter eine schnellere Arbeit an. „Wir werden unsere Energien verzehnfachen, um die größtmögliche Zahl von Opfern zu erreichen und ihnen zu helfen“, schrieb er. Für eine bessere Koordination der Maßnahmen werde die Präsenz der Regierung an Ort und Stelle erhöht. Henry ordnete auch drei Tage Staatstrauer in dem leidgeplagten Land an.

Sorgen bereitete außerdem, dass durch Bandengewalt die Fernstraße, die die Hauptstadt Port-au-Prince mit Haitis Süden verbindet, häufig unpassierbar wird – das könnte die Lieferung von Hilfsgütern erschweren. Banden kämpfen miteinander um die Kontrolle über Gebiete in Port-au-Prince. Die Gewalt trieb allein im Juni nach UNO-Zahlen rund 15.000 Menschen in die Flucht.

Stärke 7,2

Das Beben der Stärke 7,2 hatte sich Samstagfrüh (Ortszeit) rund zwölf Kilometer von der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud entfernt in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet. Mindestens 13.700 Häuser wurden nach Angaben der Zivilschutzbehörde zerstört und ebenso viele beschädigt.

Mehr als 30.000 Familien seien betroffen. Laut Caritas International werden vor allem Nahrung, Trinkwasser, Zelte und medizinische Erstversorgung benötigt.